Predigt vom 27.04.2025
1. Petrus 1, 3
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
Lebendige Osterkraft
„Es gibt kaum eine Krankheit, die ich noch nicht gehabt habe“ sagt sie mir. Derzeit ist es „nur“ Krebs.
Angefangen hat`s schon mit der Kinderlähmung – vor langer Zeit.
Ich frag sie, wie sie es geschafft hat. Sie lächelt mich an und sagt: „Sie werden`s nicht glauben. Es waren die Stöckelschuhe.“ Mit fünfzehn wollte sie in Stöckelschuhen so laufen, daß keiner es merkt, daß sie nicht laufen kann. Heute ist sie achtzig, sieht eher wie sechzig aus, und keiner sieht es ihr an, was sie hinter sich hat.
Ein moderner Motivationsguru würde jetzt sagen: „I believe in high heels.“ Der Schwabe sagt: „S’hilft au net bei älle.“
Wir haben eine Botschaft, die mehr als das Unglaubliche sagt.
- Geboren in Ostern
- Bekommt Hoffnung Qualität
- Verwandelt alles
1. Geboren in Ostern
Christliche Hoffnung kommt nicht aus dem Nichts, sie kommt nicht aus uns selbst, sie hat einen anderen Ursprungsort.
Der Ort, von dem mein Glaube kommt, der Geburtsort meiner Wiedergeburt, hat eine ganz klare Adresse: Ostern, Ostern allein.
Glaube kommt nie aus dem Ostereierweg 17, sondern aus dem Auferstehungserlebnis.
Christliche Hoffnung kann nur dann echte Hoffnung sein, wenn sie weiß, woher sie kommt.
Ohne Geburtsort, ohne Ostern wäre unsere Hoffnung religiöser Optimismus, wie es davon vielen gibt.
Nicht umsonst versuchen esotherische Strömungen und der Atheismus, den Geburtsort christlicher Hoffnung anzuzweifeln und zu zerstören.
Durch die Auferstehung sind wir wiedergeboren, nicht durch das, was wir wünschen, denken, für möglich halten oder glauben.
Es ist ein konkreter, ein wirklicher Schritt vom Tod ins Leben. Nur dadurch, nur durch diesen wahren Schritt, gewinnt unsere Hoffnung ihre Kraft.
Auferstehung ist das, was unsere Hoffnung überhaupt erst möglich macht, entstehen läßt, zur Welt bringt, wirklich und zugleich einzigartig macht.
Wir sind geboren in Ostern, geboren in einer Kraft, die schafft, was sie sagt, geboren in einer Kraft, die kann, was wir eben nicht können, die uns vollbringt in unserer Unvollkommenheit.
In Ostern ist unser Geburtsort. Von da brechen wir auf – nicht aus uns selbst. Ostern allein!
Es geht nicht nur ums christliche Selbstverständnis, viel mehr um das das, was unsere Hoffnung zur christlichen Hoffnung macht.
Hoffnungen gibt es viele, Hoffnungen, die sich verwirklichen, schon weniger, Hoffnung mit einziger Qualität nur eine.
Christliche Hoffnung ist
2. Hoffnung mit Qualität
Wir sind wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung
heißt es im Text.
Wenn’s Lachen schwer fällt,
wenn man’s schon tausendmal gesagt hat,
wenn sich`s einfach nicht ändern will, obwohl man so fest dran geglaubt hat,
wenn’s eben nicht besser wird,
wenn der Verstand sagt „laß es sein“,
wenn das Herz gerne würde, aber nicht kann,
wenn ich am Boden liege und gar nicht mehr will
gerade dann setzt die Hoffnung ein, die so viel mehr wert ist, als ich mir selber geben kann.
Hoffnung mit Qualität ist eben gerade dadurch mehr.
Ich kann mir nur soviel geben, wie ich selber habe.
Ich kann nicht von den Toten auferstehen.
Mir fällt’s schon schwer, wenn der Wecker klingelt und ich die Knochen sortieren muß, um richtig rum anzufangen.
Echte Hoffnung fängt genau da erst an, wo ich aufgehört habe, mir noch irgendwelche Hoffnungen zu machen.
Eben dann wird sie erst richtig stark, wenn ich keine Idee mehr habe, wie es gehen kann oder könnte.
Da fängt Gott erst an.
Wenn ich gescheitert bin an mir und an den anderen, dann fängt es erst an, daß Hoffnung mich verwandeln kann.
Gottes Hoffnung ist kein religiöses Optimismusprogramm.
Sie findet trotzdem statt –
trotz dem, was nicht zu ihr paßt,
trotz dem, daß es nicht geklappt hat – nicht zu klappen scheint beim ersten, zweiten, dritten oder hundertfünzigsten Mal.
trotz meiner, trotz aller, trotz unserer mega-tiefen Enttäuschungen.
Wenn ich glaube, daß nichts mehr zu retten ist, startet die echte, die wahre, die christliche, die Hoffnung mit Qualität. Was vorher war, war hoffnungsähnlicher Optimismus.
Gott endet nicht an den Grenzen meiner ganz persönlichen Vorstellungskraft.
Hoffnung. die bleibt
Hoffnung, die trägt
Hoffnung, die stark ist
kann nicht aus mir selber kommen.
Nicht jeder wird gesund, der das von sich glaubt.
Nicht jeder ist zurückgekommen, obwohl er das gehofft hat.
Nicht alles wird gut.
Hoffnung mit Qualität findet allein in Ostern statt.
3. Sie verwandelt alles
Wir wissen nicht, ob das eine Zukunft hat, ob es wachsen und werden wird. Wir sind nicht sicher. Selbst, wenn es letztes Jahr geklappt hat, weiß keiner, ob es wieder so sein wird.
Keiner kann sicher sein. So alt wie die Welt ist die große Diskussion, ob es halb leer oder halb voll ist, jenes berühmte Glas.
Verwandeln kann ich mich dann, wenn ich mich beschenken lasse mit dieser Hoffnung, die mehr ist als ich sehen und denken kann.
Wo ich mich beschenken lasse, verwandelt sich mein Optimismus.
Es wandelt sich mein Denken, mein Hoffen und mein Streben.
Es wird nicht mehr so wichtig, ob genau das geschieht, was ich erhoffe, erwarte und erbete.
Alles verwandelt sich.
Eben darin verwandelt sich die Welt, daß nicht mehr ich das Maß der Dinge bin.
Gerade darin wird es spannend, wo es anders, ganz anders wird als ich es erwarte.
Es ist nicht Gottes Plan, daß die Christenheit durch ihre Hoffnung in Ekstase mitreißt, sondern daß wir uns inmitten unserer Angst durch Hoffnung erfüllen lassen.
Die Auferstehungskraft ist stark und siegend. Sie ist es, die unsere Hoffnung schafft, nicht unser Glaube.
„In der Auferstehung begegnen sich Gottes Treue und unser Glaube“ sagt Stählin.
Diese Begegnung hat verwandelnde Kraft. Sie verändert die Welt und mich, der sich so schwer tut, sich ändern zu lassen.
Wir sind zu dieser Verwandlung geboren, wiedergeboren zu einer umfassenden Ausrichtung auf die Zukunft mit uns und durch uns, zu einer lebendigen Osterkraft, die in jedem lebendig wird, der sie sich schenken läßt.
Wir sind dazu geboren, uns beschenken zu lassen.
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
Amen.