Endlich negativ

Kol. 2, 6-10

Gute Mediziner sagen: Der Körper ist dein Freund. Er schickt dir eine Krankheit als Sicherheitscheck. Als mich der Corona-Virus gepackt hat, habe ich das zunächst nicht als Freundschaftserklärung meines Körper empfinden können. Ja, meine innere Harmonie war schon gestört als morgens der Test immer noch keine Freigabe erteilt hat. Doch mein Körper mag mich und wollte mich runterfahren. Er hat mich liebevoll dazu verdonnert, dem in mir nachzuspüren, was jetzt dran ist. Und tatsächlich kam es mir so vor, als wären zehn Tage von einem Virus geplagt zu werden, ein Geschenk innerer Genesung. Ich lernte eine neue Art der Kommunikation mit mir selbst. Bisher hieß es oft – Augen zu und durch – nun frage ich mich: wie oft habe ich dabei meinen „Tempel des Heiligen Geistes“ vergewaltigt?

Wir leben mit Christus. Die Frage, die uns Weihnachten stellt, ist: Ist unser Glaube gesund, und jubelt in uns das Gloria in excelsis Deo?

 

1. Ausgerechnet jetzt zwei Striche

Seht zu, dass euch niemand einfange durch die Philosophie und leeren Trug, die der Überlieferung der Menschen und den Elementen der Welt folgen und nicht Christus.

Ja, es nervt, wenn der Test zwei rote Striche anzeigt. Es fühlt sich nicht gut an, wenn ich in dem, was ich tun wollte, zurückgepfiffen werde. Paulus macht einen Frömmigkeits-Test. Bist du in einer Lehre verfangen oder ist dein Leben gesund? Hängst du an Konzepten fest, oder sprudelt der Christus in dir? Ist dir die Tradition wichtiger als das, was in dir lebendig Gestalt gewinnen will? Klebst du an Buchstaben fest oder bleibst du offen für die Wirkungen des Geistes?

Es ist der gleiche Test, den Jesus mit der damals geistlichen Elite machte. Laut Überlieferung hätte die Ehebrecherin gesteinigt werden müssen. So hatte es Recht und Ordnung vorgesehen. Doch Jesus entwaffnete die Steinewerfer mit dem Gesetz der Liebe:

Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe! Irritiert, gefrustet, betroffen gingen sie, obwohl die das Recht auf ihrer Seite hatten. Wo sind deine Ankläger?

Jesus durchbrach alle Regeln von Gut und Böse, von Sonntagsheiligung, von Umgang mit dem Unheiligen Sünder und Zöller. Er schockierte durch seine, aus menschlicher Sicht betrachtet, Gesetzlosigkeit. Er lebte auf der Grundlage der alten Schriften und Traditionen und hat sie dennoch immer wieder über den Haufen geworfen.

Er war für die Menschen da, er predigte, heilte und versorgte sie und doch gab es auch Zeiten, in denen er Kranke nicht heilte und sich zurückzog.

Es beruhigt so schön, wenn wir uns auf etwas berufen können, was geschrieben steht. Doch Paulus sagt mit seinem Test: Stopp: Wer wirklich Christus folgen will, der darf sich selbst in der besten philosophischen und theologischen Weisheit nicht verfangen.

 

2. Lebe in dem, was dich erfüllt

Wie ihr nun Jesus Christus angenommen habt, so lebt auch in ihm, verwurzelt in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und voller Dankbarkeit.

 

Christus-Nachfolge folgt anderen Gesetzen als wir das gewohnt sind. In aller Gesetzestreue lebt eine solche Dynamik, die auf der andern Seite das Gesetz wieder aushebelt. Es ist ein auf starken Grundlagen stehen und ein dennoch ständiges offen sein für Unerwartetes.

Hier stehen wir vor einem Paradoxon des Glaubens. Wir leben nach klaren Regeln, was auch dem Sicherheitsbedürfnis des Menschen entspricht und wir sind immer bereit die Regel zu brechen, wenn eine Stimme sagt: Opfere deinen Sohn Isaak.

Wie Christus leben, in ihm verwurzelt sein, ist der Christus in mir. „So lebe nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.“ Hier lebt in mir die Unberechenbarkeit der Liebe, die sich über alle menschlichen und christlichen Gesetze hinwegsetzt. Das ist die höchste Lehre der Christus-Nachfolge.

Hier bricht der Glaube aus dem fromm definierten System aus und stellt die Jesus-Frage: Ist der Sabbat um des Menschen willen gemacht oder der Mensch um des Sabbats willen? Oder Paulus: Zur Freiheit hat uns Christus befreit!

Wenn wir in Christus leben, entdecken wir einen biblischen Jesus, der viel weniger ängstlich und wesentlich toleranter war als seine Umgebung. Er trat entschlossen für seine Meinung ein, vermittelte Zuversicht und lebte selbst bestimmt als einer, der sein Leben selbst in die Hand nehmen konnte, ohne von seinen Eltern oder irgendeiner anderen Autorität emotional abhängig zu sein. Jesus konnte sich auf sein eigenes Urteil und seine mystische Intuition verlassen: Jesus wusste selbst, was im Menschen war.

Das lehrt uns der Glaube, der in Christus lebt.

Wo dieser Geist in uns lebt, zeigt der Test…

 

3. Du bist schwanger

Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr seid erfüllt durch ihn, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.

 

Pablo Picasso sagt: Ich suche nicht, ich finde. Suchen ist das Ausgehen von alten Beständen und ein Findenwollen von bereits Bekanntem. Finden ist das völlig Neue. Ihr seid erfüllt durch ihn, das ist das völlig Neue an Weihnachten.

Wenn eine Flasche Wein mit Cabernet Sauvignons gefüllt ist, kommt beim Ausschenken bis zum Schluss nur dieser edle Tropfen heraus. Wenn du mit Christus gefüllt bist, der die Fülle der Gottheit leibhaftig ist, dann ist alles, was aus dir herauskommt diese göttliche Leibhaftigkeit.

Unser Leib ist angefüllt mit allem, was Gott ist. Das ist die Beschlagnahmung meines Leibes für Gottes Schöpfungsplan. Das ist die Geburt Jesu auf Erden. Maria sagte nur: Mir geschehe, wie du gesagt hast.

Wo wehren wir uns gegen diese Heiligkeit, die an uns geschehen will? Wo machen wir das Neue, so klein, bis es in unser Schema passt. Wo verbeißen wir uns an Konzepten, nur weil wir mit diesem Mysterium nicht klarkommen? Wäre es nicht jammerschade, wenn dort, wo Christus uns in seine Weite aufbrechen will, unser Test-Ergebnis eine Totgeburt anzeigt? Ist nicht Weihnachten die heilige Zeit, in der wirklich das in uns geboren werden darf, was in uns lebt? Wo trennen wir noch den Christus, der in uns lebt von uns?

Der Franziskanerpater und Prediger Richard Rohr sagte: „Wenn man sich mit Feinbildern beschäftigt, ist man unweigerlich dualistisch. Jesus lehrte, das aufzugeben. Er war der erste nonduale Lehrer des Westens.“

Werden wir gesund und lassen die zwei roten Striche sich auflösen, dass wir alle sagen können: Endlich negativ – endlich eins

Fröhliche Weihnachten.

 

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