Du bist ein heiliges Genie

Jes. 49, 1-6

C.G. Jung hat einmal gesagt: Die entscheidende Frage für den Menschen ist: Bist du auf Unendliches bezogen oder nicht? Das ist das Kriterium deines Lebens.

Diese Frage: Bist du auf das Unendliche bezogen oder nicht, möchte ich uns allen mitgeben für die kommende Zeit. Das Kommende macht den Menschen Angst. Was ist im Dunkel verborgen? Bist du auf dieses Besondere, auf dieses Unendliche, auf dieses Göttliche in dir ausgerichtet, um es als dein tiefstes Wesen zu begreifen?

Zu erkennen, wer wir sind, ist die Hausaufgabe unseres Lebens.

1. Stelle deinen Ruf nicht infrage

Der HERR hat mich berufen, als ich noch im Schoß der Mutter war. Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz. 

Die Kirche feiert am 8. Dezember das Fest der unbefleckten Empfängnis Mariens. Dieses Fest besagt, dass Maria ohne Erbsünde empfangen wurde. Für viele ist das ein Skandal, und einfach nicht zu glauben. Was immer andere darunter verstehen mögen, es ist die Feier unseres ureigenen, tiefsten göttlichen Wesens. Es geht bei diesem Fest nicht nur um Maria.

Der Herr hat mich berufen, als ich noch im Schoß meiner Mutter war, heißt, dass wir alle unbefleckt empfangen sind. Wir können zu jeder Zeit unsere eigene unbefleckte Empfängnis feiern.

Es geht dabei nicht um eine historische Frage, es geht um eine Heilsaussage.

Jesus wurde zu seinen Verwandten angefragt und sagte: Wenn man euch fragt, woher seid ihr gekommen, sagt zu ihnen: Wir sind aus dem Licht gekommen, dem Ort, wo das Licht geworden ist aus sich selbst. – Wenn man euch fragt: Wer seid ihr? Sagt: „Wir sind seine Söhne und Töchter und wir sind die Erwählten des lebendigen Vaters!“ Alles verkörpert von Anfang an die Wesensnatur. Das heißt nichts anderes als:

Alle Wesen sind eine Sichtbarmachung Gottes. Alle Wesen tragen in sich diese Berufung und sind unbefleckt empfangen.

Das ist Taufe, die bestätigt: Dies ist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter. Die Bestätigung, dass wir Gottes Kinder sind, und wir göttlichen Ursprungs sind. Unsere Erziehungssituationen sind leider zu wenig Lebensschulen, auch wenn sie das für sich beanspruchen. Sie sind auf mentale Leistung ausgerichtet, auf Beruf, Karriere, Prüfungen, gute Abschlüsse und nicht auf das Sein. Unser Geist wird in enge Leitplanken gezwängt. Er kann sich kaum frei entwickeln. „Ich dachte, ich arbeite vergeblich und verzehre meine Kraft umsonst und unnütz.“ Für unser Tretmühlendenken war es immer Jesu Anliegen zu sagen:

Das Reich Gottes ist in euch! Wenn Gott unser Vater ist, aus dem wir geboren sind, dann sind wir Gott-Menschen.

2. Rechne mit dem Sieg

Er hat meinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht. Er hat mich zum spitzen Pfeil gemacht und mich in seinem Köcher verwahrt. Mein Recht ist bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott.

Wie geht Reich Gottes? Es gleicht einem Fischernetz, wie Jesus es sagte. Das Reich Gottes ist kein Platz irgendwo im Weltraum, es ist auch nicht die geistige Gemeinschaft derer, die glauben. Es ist das, an dem alle Menschen und Geschöpfe Anteil haben. Warum sollte so etwas nur für eine kleine Gruppe von Auserwählten existieren?

Reich Gottes ist das, was wir den Kosmos selber nennen. Reich Gottes ist die Koevolution des Kosmos. Vielleicht sträubt sich da etwas in euch, auf einen so unreligiösen Begriff, der aus der Naturwissenschaft stammt, überzugehen. Doch wir wissen heute, dass nichts und niemand gesondert existiert.

Wie in einem Fischernetz hängt alles zusammen. Darin ist alles gefangen, das Gute, wie das Böse: Engel, Teufel, Mensch, Tier, Pflanze, Materie. Wir können nicht eintreten, wir sind im Reich Gottes. Das Unendliche sucht die individuelle endliche Form, um sich zu verwirklichen.

Es geht nicht um die individuelle Entfaltung einer Persönlichkeit, wie uns oft gepredigt wird, sondern um Kooperation mit dem ganzen Universum. Eine solche Erkenntnis bewahrt uns vor der Hybris, wir seien die Mitte des Universums.

Wer sich auf seine Wesensmitte beziehen kann, erfährt sich nicht mehr vereinzelt, sondern als das Eine. Dieses Eine ist das Zentrum des Universums. Damit ist mein Mund, Gottes Mund und ich bin der spitze Pfeil, mit dem Gott den Nerv der Herzen trifft.

Ich bin das Instrument, ich bin das Werkzeug, mit dem Gott zum Ziel kommt. Als solches gebe ich mich zu 100% hin und rechne mit dem Sieg.

3. Setze alles auf eine Karte

Und er sprach zu mir: Du bist mein Knecht, durch den ich mich verherrlichen will. Nun spricht er: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Völker gemacht, dass mein Heil reiche bis an die Enden der Erde.

Langsam müsste uns vor unserer Heiligkeit die Spucke wegbleiben.

Du bist mein Ritter. Du bist mein gerufener Bote. Du bist meine Heiligkeit, die über diese Erde geht. Durch dich kommt mein Heil auf die Erde. Du bist mein Christus für die Menschen. Du bist das Licht für die Völker. Du bist heilig. Das ist die Hausnummer, zu der wir berufen sind.

Wir sind wie Christus an die hintergründige Wirklichkeit des wahren Lebens angeschlossen. Auch in uns liegen diese heilenden Kräfte. „Ihr werdet Schlangen aufheben, und wenn ihr etwas Tödliches trinkt, wird es euch nicht schaden. Kranken werdet ihr die Hände auflegen, und diese werden gesund werden.“ Diese Texte wollen nicht wörtlich genommen werden. Es sind Worte des Heils. Sie wollen uns sagen, dass auch wir heilen und heil werden, wenn wir an diese göttliche Mitte angeschlossen sind.

Denn die Quelle des Heils ist in uns. Heilung bedeutet, sich für diese unsere göttliche Mitte zu öffnen. Es gibt kein größeres Heilmittel als unser tiefstes Wesen.

Heilung geschieht, wir machen sie nicht, sie geschieht, wenn wir uns für unser wahres Wesen öffnen.

Das ist der eigentliche Grund unseres Mensch-Seins. Zu begreifen, dass alles im Innersten heil ist und dass das Leben selbst heilig ist. Sei solch ein heiliges Genie. Amen.

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