Werde frei für den neuen edlen Moment

Wir haben einen Gott, der da hilft, und den Herrn, der vom Tode errettet.
Ps 68,21

Neuerdings praktiziere ich abends beim zu Bett gehen ein Sterberitual. Ich lasse meinen Tag Revue passieren, gehe nochmals die verschiedenen Stationen durch, die mir als Geschenk begegneten und auch die schmerzhaften Passsagen, die ich mir am liebsten weggewünscht hätte. In einem tiefen Einatmen, hülle ich all diese Geschehnisse in eine tiefe Dankbarkeit und lasse sie beim Ausatmen Sterben. Ganz bewusst lasse ich alle Ereignisse los, um frei zu sein für die Nacht und um dem nächsten Morgen mit ganz neuer Jungfräulichkeit zu begegnen. Leben und Sterben empfinde ich nicht mehr getrennt, sondern als einen Rhythmus von Atem holen und wieder loslassen. Beides bedingt sich.

Da wir oft ein Problem mit Sterben haben, entgeht uns meist die tiefe Qualität, die darin für uns verborgen liegt. Wir haben Angst vor unserem eigenen Tod, tabuisieren ihn, machen einen großen Bogen um ihn und wollen nicht damit konfrontiert werden. Würden wir ihm offen begegnen, wäre er uns der größte Lehrmeister. Er sagt uns, dass für alles, um das wir täglich ringen, am Ende das große Loslassen kommt. Unter dem Aspekt, dass wir nichts festhalten können, wird mir der Wahnsinn bewusst, der oft in den Dingen liegt, nach denen ich strebe. Mit dem Tod vor Augen, sehe ich, wie er mir zum Leben hilft. Jeder Moment wird kostbar, da ich ihn im nächsten Augenblick wieder loslassen darf. Ich lerne tiefer zu vertrauen und treffe viel klarere Entscheidungen. In dem Kommen und Gehen erkenne ich die Magie des Lebens. Der Gott, der da hilft, ist der Gott, der diesen Moment veredelt und im Sterben den nächsten neuen Moment schenkt. Damit werde ich vollkommen in das Leben hineingerettet.

Was will in Frieden sterben, um frei zu sein, für den neuen edlen Moment?

Erlaube dir, ganz du selbst zu sein! Gott segne dich!

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