Sieh her, ich nehme deine Sünde von dir und lasse dir Feierkleider anziehen.
Sach 3,4
Selbstverwirklichung gehört zu den Entwicklungsphasen des Menschen. Er bricht aus bestehenden Systemen aus und findet es spießig nur nach gewachsenen, vorgegebenen Normen zu leben. Der tiefe Freiheitsdrang will ausprobieren, was in dieser Welt möglich ist. Es ist der moderne Mensch in seiner Autonomie und ganzen Individualität. Man löst sich von Gottesvorstellungen und definiert sich als emanzipierter Mensch. Diese Entwicklungsstufe kennen wir bereits aus der Bibel. Ein Sohn lässt sich sein Erbe ausbezahlen und macht sein großes Ding. Seine Bauchlandung lässt ihn umdenken und wieder gen Heimat ziehen. Dann steigt ein großes Fest.
Alle Entwicklung ist darauf angelegt nach Hause zu kommen. Ein Mensch, der sich erkennt, nimmt sich als Kind der Schöpfung wahr. Das, was dem verlorenen Sohn durch den Kopf geschossen ist, ist die Erkenntnis, ich und der Vater sind eins. Ich definiere mich über den, bei dem ich Zuhause bin. In mir wohnt ein Sog, der mich nach Hause zieht. Was dann geschieht ist atemberaubend. Der Vater wartet schon. Nicht mit Anklage, mit keinem Vorwurf, sondern offenen Armen, Festgewand und Ring. Nicht in Sack und Asche zu Kreuze kriechen, sondern mit Freuden die vergangene Geschichte zudecken. Wo Gott über den Moment der Besinnung ausflippt, haben wir mit unserem vergangenen Denken nichts mehr zu schaffen.
Wer klagt dich noch an? Wo rührst du noch in deiner Vergangenheit herum? So wie du Zuhause ankommst, beginnt dein Fest. Jeder Moment in dem du bewusst deinen Atem einziehst, bist du daheim. Dir wird dabei das Festkleid angezogen, wo nichts mehr von dem alten Dreck zu sehen ist.
Wenn Gott solche Feierlaune hat, wo klage ich mich dann noch an?
Steh auf und sei frei. Gott segne dich.
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