Auf einmal macht´s plopp

Jona 1, 1-2

Eines Tages kam bei einem Gewitter ein Wasserfall durch die Holzdecke des Blumenhauses. Zig Eimer wurden in dieser Tropfsteinhöhle auf dem Boden verteilt, um diese Dusche aufzufangen. Zunächst ging es nur um Schadensbegrenzung, danach um die Ursachenforschung. Kam einfach zu viel Wasser, dass die Abflüsse nicht mehr verschafft haben? Ist irgendwo ein Rohr verstopft, dass den Ablauf blockierte? Bei näherer Kontrolle stand ein Abwasserrohr an der Wand 3 m hoch voll Wasser und wurde auch nach dem Gewitter nicht weniger. Also war im Boden etwas hackedicht. Jetzt musste der professionelle Kanalreiniger her.

Heute sitzt der Butzen beim Propheten Jona und der hundertzwanzigtausend Mann großen Stadt Ninive.
 

1. Wenn der Kanal voll ist

»Geh in die große Stadt Ninive… ihre Bosheit ist vor mich gekommen

Gottes Kanäle sind dicht. Zwei Wochen nach Pfingsten stoßen wir auf ein urmenschliches Problem. Da wurde der von Jesus angekündigte Heilige Geist ausgegossen, der alles Leben auf der Erde durchfließen wollte. Die Menschen sind wie ein fetter Feuerwehrschlauch, vorne und hinten offen und von den Ausmaßen so proportioniert, dass richtig viel Geist durchpasst. Doch dieser Schlauch ist nicht nur eine leere Hülle, sondern ein Reiz-Informations-verarbeitender-Kanal. Die Information des Geistes trifft auf den Menschen, wird dort verarbeitet und als fruchtbarer Segen wieder abgegeben. So funktioniert der organische Fluss der Schöpfung, wie Reich Gottes auf der Erde geschieht. So ist die Co-Kreation von Gott und Mensch gedacht.
 

Doch bei diesem genialen Konzept kann es zu dreierlei Verstopfungen kommen.

  1. Da ist ein Ego, das spürt was da kommt und sich dagegen wehrt.
    Ich stelle mich gegen das, was da etwas mit mir machen will.
  2.  Wir empfinden es als angenehm was da kommt und wollen es festhalten. Diese Erfahrung ist einfach zu schön, ist so erhebend, die lasse ich nicht mehr los. Nach dem Motto: Herr hier ist gut sein, hier lasst uns Hütten bauen.
  3. Wir flüchten gleich von vornherein und lassen erst gar nichts rein. Ich glaube schon im Voraus, das wird nicht funktionieren.

Der Kanal ist voll, bei Ninive geht nichts mehr rein, da brauche ich einen Kanalreiniger. Und Jona, der den Auftrag erhält, macht gleich von Anfang an dicht. „Ich will nicht, weil ich befürchte, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist und dich des Übels gereuen lässt. Mit dir kann man ja keine vernünftigen Geschäfte machen, ohne dass man sich blamiert.“

Wenn der Kanal voll ist…

2. Braucht es Abflussfrei

Es geschah das Wort des Herrn zu Jona

Das Wort, das geschieht, hat eine eigendynamische Kraft. Zunächst sieht es völlig unscheinbar aus: Geh´ mal – und zwar nach Ninive. Das ist, wie wenn ich eine Flasche Rohr-Fix in den Händen halte und darin eingefärbtes rotes Wasser sehe.  Schütte ich jedoch diese rote Brühe in den Abfluss meiner Dusche, in der einfach das Wasser nicht normal abfließen wollte, dann brodelt es. Es schäumt, gluckst und gluckert, wie verrückt. Als ob da ein Kobold aus der Flasche losgelassen wurde, frisst sich das wildgewordene Etwas durch alle von Seifenschaum verklumpten Haarreste, die irgendwo festgebacken sind. Eine fette aufsteigende Blase signalisiert: Stecke frei!

Das Wort, das von Gott ergeht, hat dieselbe Wirkung. Es kennt nur die Absicht, die Verstopfung für den Geist durchzufressen. Es gibt keine Ruhe und brodelt so lange, bis es das geschaffen hat, was es sagt. Um einen Propheten wieder funktionstüchtig zu bekommen, braucht es ein Schiff, das in Seenot geriet und zur Sicherheit einen Mann über Bord wirft. Dazu einen heißhungrigen Fisch, der diesen Drückeberger als Ganzes verschlingt, um ihn wenige Tage später, unverdaut wieder ans Land zu katapultieren.

Wenn das Wort ergeht, bäumt sich das unendliche Leben zum Heil auf. Dieses Wort hat die Christus-Kraft, die Kreuzwege in die Auferstehung führt. In diesem Wort brodelt die Wucht des Geistes, die die Christus-Gegenwart in alle Auflehnung bringt. Wo das Wort ergeht, bebt der vollkommene göttliche Heilswille, der nicht Rohre zerfressen, sondern Verstopfungen durchfressen will. In diesem Wort kommt nicht die Anklage, sondern die durchschlagende Befreiung des Menschen. Mit dem Wort, löst sich für alle Zeiten die Schuldfrage der Menschen auf. Sind Christus und der Geist beim Menschen angekommen, gibt es keinen Vorwurf mehr. Wer sollte noch richten, wenn die Verstopfung weg ist?

Der befreite Prophet war nun bereit. Er brauchte nicht zu verstehen, sondern nur aufbrechen, um eine ganze Stadt zu befreien.

3. Jetzt pfeift´s wieder durch

Predige wider Ninive.

Anders ausgedrückt könnte man sagen: Werfe mein Wort gegen die Stadt. Oder, lass die Bosheit von meinem lebensschaffenden Wort auffressen. Predige wider, könnte manchen ambitionierten Verkündiger zu einem regelrechten Donnerwetter anstacheln. Wir sehen das heute an vielen „Recht-Gläubigen“, die unter den Corona-Verordnungen, gegen eine Regierung Amok laufen. Oder die besonderen Apostel, die jetzt ihre Posaune auspacken, einen zornigen Gott heraufbeschwören und zum Endgericht blasen. Sie stehen auf gegen Fehlentwicklungen, predigen gegen eine verdorbene Menschheit, der Gott mit einem kleinen Virus auf die Finger klopft. Sie sehen sich als erwählte Mahner, die mit ganzer Härte den Nonsens der Gesellschaft verdammen.

Was geschieht bei diesem heiligen Eifer? Kommt dabei ein Herz zur Besinnung? Werden da nicht die Fronten nicht eher verschärft als entspannt? Ist das der Prophetendienst, von dem hier die Rede ist, wenn sich Ehepartner wegen einer Impfdiskussion die Köpfe einschlagen? Will das „predige gegen“ nicht einen heilsamen Reinigungsprozess einleiten? Wenn wir Gottes tiefe Absicht mit Ninive betrachten, wollte er nicht die Stadt in Rauch auflösen, sondern von ihrem Knoten befreien. Hinter predige gegen, steht umwerfende Retterliebe. Dieses „Gegen“ ist das „Für“ für Erlösung.

Die Konfrontation mit Missständen sucht nicht den Schuldigen, sondern befreit ihn. Gott betrachtet den Sünder nicht als Gegner, sondern als den Kanal, der durchs Wort offen wird. Jona ist es gelungen, dass sich das Wort bei einer ganzen Stadt durchgefressen hat. Alle Schläuche waren wieder frei und völlig offen für den Geist. – Umkehr. Er ließ sich erfolgreich zu diesem Dienst gebrauchen, wenn er auch durch die Wirkung, die er auslöste, in einen persönlichen Zweifel stürzte.

Der Heilige Geist will bei uns durchpfeifen, damit sich aus diesem Fließen, die Verstopfungen in dieser Welt auflösen. Du bist ein heiliger Rohreiniger, nach dessen Worten, es rings herum auf einmal plopp macht.

Haben deine Worte die Kraft, hartnäckige Verkrustungen aufzulösen, oder bleibt der Kanal dicht?

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