Bringe du den Christus

Lukas 19, 1 – 10

Im vereinten Europa sind die Grenzen gefallen.  Deutsch-holländische Geschichten wie damals gibt es so nicht mehr. Da konnten Beamte am Feierabend einen Kolonialwarenladen eröffnen. Obst, Gemüse, Blumen und Pflanzen und allerlei nützliche Dinge des täglichen Bedarf landeten im Privatwagen. Alles Schmiermittel zur reibungsloseren Abfertigung.

Heute sind wir beim Chef der Zollbehörde in Jericho. Die Leute litten unter der Geldgier dieses neureichen Beamten. Er war einer, der seine Stellung schamlos ausnutzte, um andere in die Knie zu zwingen. Ein einsamer Kotzbrocken, einfach nur verachtet. Diese zweifelhafte Person wollte Jesus sehen.

1. Charmant herausgepickt

Als Jesus dort vorbeikam, entdeckte er ihn. „Zachäus, komm schnell herunter!“, rief Jesus. “ ich muss heute in deinem Haus einkehren!“

Lächeln für einen Gauner!? Wo sich bei uns die Kehle abschnürt, gehen bei Jesus die Augen auf. Ausgerechnet diesem Halsabschneider schenkt er Aufmerksamkeit. Jesus will ihn unbedingt treffen, will sogar mit ihm nach Hause. Er kennt ihn, da er ihn mit Namen anspricht. Jesus interessiert sich für einen egoistischen Menschenverächter. Jesus sieht Menschen, wie Gott sie sieht. Es ist die grenzenlose Ehrfurcht vor dem ersten Morgen, – „bei dem alles sehr gut war.“

Völlig offen stellt er sich dem Widerlichen. Unvorstellbar, Jesus respektiert Zachäus ohne wenn und aber. Er respektiert den, mit dessen Lebenslüge er niemals einig sein kann. Er respektiert Menschen über dessen Verhalten Gott zornig ist. Was für ein starkes Ja. Christus tritt schuldhaftem Verhalten entgegen, als wäre nie Schuld passiert. Jesus will Gast sein, nicht um zu diskutieren sondern um zu feiern. Das ist Gottesdienst, im dem Jesus nicht mal vorbeikommt sondern einkehrt und bleibt. Charmant pickt Jesus sich Leute heraus und wird ihnen zum Christus. Durch sein Kommen katapultiert er die ganze Menschenfreundlichkeit Gottes ins Leben.

2. …und die Galle kocht

Die anderen Leute empörten sich über Jesus:
„Wie kann er das nur tun? Er lädt sich bei einem Gauner und Betrüger ein!“

Wie heißt eine bittere Feststellung, „Die Deutschen bewerten und verurteilen… bewerten und verurteilen… usw. Wir brauchen nicht weit zu gehen, da ist immer einer, der es besser weiß und der es anders gemacht hätte. Wo der andere sich anders verhält, anders denkt als wir es für richtig halten, wird er bekämpft. Keiner macht sich die Mühe, in die Situation des Zachäus den Christus zu bringen. Nein, er wird gnadenlos attackiert und konfrontiert. Selbst Glaubende sind so dreist, dass sie Christus vorwerfen, wo er wen erlösen darf. Jeder von uns beansprucht für sich eine eigene Meinung und geht davon aus, so wie er die Dinge sieht, ist das richtig. Jetzt haben zwei das gleiche Recht und verschiedene Sichtweisen. Die tägliche Erfahrung ­- meistens kracht es!

Jesus ist im Recht, sieht es auch richtig und akzeptiert Zachäus an seinen offensichtlichen Abgründen. Fehlverhalten wurde nicht angegriffen. Es wurde keine Schuld bewertet. Kein Funke von Ablehnen. Da war nur Wertschätzung, die den Menschen selbst in seinem schuldig sein annimmt. Beobachten wir uns mal genau, wie oft wir entrüstet die Hände zusammenschlagen und verächtlich über andere den Kopf schütteln und ihm „unsere“ Wahrheit aufzwingen wollen.

Gottfried Voigt sagt: Die christliche Gemeinde soll sehr gut achtgeben, dass sie nicht gegen besseres Wissen immerzu ein Chor von Murrenden, Entrüsteten, Sich-Distanzierenden und von erbarmungslosen Verächtern sei.

Jesus gibt dem von allen Gemiedenen durch seine Gegenwart den neuen Wert. Wenn die Galle kocht… – lernen wir von Christus wertschätzen und den Christus zu bringen.

3. Die wundersame Medizin

Zachäus aber sagte zu Jesus:
„Herr, ich werde die Hälfte meines Vermögens an die Armen verteilen,
und wem ich am Zoll zu viel abgenommen habe, dem gebe ich es vierfach zurück.“

Das was Zachäus von aller Welt vorgeworfen wurde, erfährt die totale Sinneswandlung, wo Christus einkehrt. Jesu Anwesenheit reicht, damit jemand sein eigenes Leben anklagt. Wo Jesus bei ihm reinplatzt, erkennt er sich selbst. Nicht das Gespräch bringt die Wende, sondern die Christus-Gegenwart. Der, der die Schuld nicht verdammt, sondern vergibt schafft Heil. Ein Christus-Lächeln bewirkt ein 180 Grad-Umdenken. Wer Christus in die Augen schaut, erkennt sich.

Da ist keiner, der die Tische gerade rückt, keiner der versucht, die vergratene Vergangenheit gründlich aufzuarbeiten. Keine Zwangsmaßnahme weckt solche Einsichten, als die offenherzige Christusbegegnung. 

Voigt: „Wir haben es nicht nötig, dass man uns ‚die Leviten liest‘,
denn wir wissen meist nur zu gut, wo unsere dünnen Stellen sind.“

 Zachäus ist kaum wieder zu erkennen. Unter der Christus-Begegnung geht er hart an seinen wunden Punkt. Schonungslos reguliert er seine Finanzskandale. Für ihn und seine Familie – ein empfindlicher Einschnitt in bisher gehobene Lebensverhältnisse. Doch welch ein Fest, wenn ein Selbstgerechter, zu einem von Gott Angeschauten wird.

Durch diese Verwandlung gehört er zu denen, mit denen Gott Geschichte schreibt und der für andere zum Christus wird. Er bleibt im Amt, er bleibt auf dem verlockenden Posten, mit der Gefahr sich erneut zu vergehen, jedoch als einer, der sich an andere verschenkt.

Bringen wir dem andern Vorwürfe, oder bringen wir ihm Christus?

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