Schämen ist heilsam

Wem das Herz voll ist, dem läuft der Mund über.

„Du wirst an deine Wege denken und dich schämen, wenn ich dir alles vergeben werde, was du getan hast, spricht Gott der Herr.“
Hes. 16, 61. 63

Haut uns das Erbarmen Gottes noch um? Wenn Gott alles vergibt herrscht Ausnahmezustand. Da ist die Front bereinigt, da herrschen klare Verhältnisse, da hat Gott den Menschen in seinen ursprünglichen Status zurückversetzt. Da ist der Mensch voll auf Schöpferkurs. Das Abartige, das aus dem nicht klar kommen mit Gott, das Leben heruntergewirtschaftet, gedämpft und eingeschränkt hat, ist weg. Im Vergeben gibt sich Gott ganz dem Menschen zurück. Es ist die höchste Form des Gebens, die alles gibt, was sie hat. Im Vergeben hält Gott nichts mehr zurück, was ihm von dem Menschen abschrecken könnte. Er gibt sein ganzes Ja in alles Nein. Vergeben überstülpt den andern mit grenzenloser Liebe. Vergeben hat aufgehört zu rechnen und anzuklagen. Sein Vergeben gibt sein Bestes – Christus. Christus ist die Liebe ohne Gegenleistung. Sie ist in sich die Leistung die Gott erbringt, um sich nicht mit verkrachten Tatsachen abzufinden. In der Vergebung liegt die völlige Unabhängigkeit von aller Schuld der Welt. Die Vergebung entmachtet das Böse. Allem Unguten wird damit die Luft abgelassen. Wo das weite Herz vergibt, schlagen Angriffe ins Leere. Vergebung entwaffnet alles Säbelrasseln. Sie ist die stärkste Macht, gegen allen Unfrieden in der Welt. Durch Vergeben stehen wir an dem Schöpfungsmorgen, bei dem alles sehr gut war. Sie schafft den Ursprung, mit dem Gott dort beginnt, als wäre nie etwas gewesen. Gott bewahrt sich dadurch sein kindliches, unbefangenes, offenes Herz. Wer vergeben kann, ist das freieste Geschöpf der Welt.

Es muss uns heiß und kalt werden, wenn solch ein Erbarmen aufleuchtet, angesichts unseres Festhaltens an alten Zöpfen. Wie verkrampft ist oft unser Denken, wie belastet unser Miteinander. Wenn wir sehen, wie die Probleme unserer Tage uns gefangen nehmen, fragt man sich, wo bleibt diese königliche Freiheit eines Herzens, dem die Lasten abgenommen wurden. Wo lebt denn die Vergebung, wenn jeder Fehltritt aufgestapelt wird, damit dicke Mauern wachsen? Wo uns dieses Wunderwerk der Vergebung aufgeht, werden wir an die vielen Wege denken, die wir verbaut haben und uns schämen, wie uns unsere Hartherzigkeit klein gehalten und gefangen genommen hat. Wir müssen in der Tiefe unseres Lebens erschrecken, wie viel wir von unserm kostbaren Dasein verschleudern, wenn wir nicht aus der Vergebung leben. Wir betrügen uns um unsere Unbefangenheit, und dass wir jeden Morgen, ungeachtet was gestern war, frisch beginnen können. Wir müssen uns schämen, welchen Ballast wir unnötigerweise mit uns herumschleppen. Wo Gott vergibt, liegt die Seligkeit auf unserem Tag. Da ist das Miteinander von Barmherzigkeit schwanger. Wer die Vergebung in den Händen hält, spielt mit einem Instrument, das zu einem unbestechlichen Jubel ansteckt. Wessen Herz mit Barmherzigkeit überfüllt ist, dessen Mund kann nur überlaufen.

Dürfen wir uns angesichts solchen Erbarmens, nicht immer wieder schämen, was wir für ein erbärmliches Dasein führen?

Auslegungen für jeden Tag
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