Der bittere Kelch verherrlicht Gott

Der bittere Kelch verherrlicht Gott

Ein Anruf, der aus der Not ein Lobgesang werden lässt.

„Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn mit Ernst anrufen.“
Ps. 145, 18

Gottesnähe und ihn anrufen sind eins. Die Gottesgegenwart ist für den Glaubenden absolut sicher. Wer mit Ernst anruft, dessen Herz ist bei Gott. Im Vertrauen darauf, dass Gott recht und gut handelt, wendet sich der Glaubende an Gott. Gebete, die erhört werden, sind Gebete in denen Gottes Willen geschieht. Somit ist das ernsthafte ihn anrufen, die Bitte, dass sein Wille in uns Gestalt gewinnt. Das vollendet sich in der Zusage: Alles, was ihr bittet im Gebet, so ihr glaubt, werdet ihr empfangen. Dabei liegt der Schlüssel in dem „so ihr glaubt“. Das Erhören der Gebete liegt im Glauben, liegt im ernsthaften anrufen. Wo der Glaube fehlt, geht es in den Bitten nicht um Gott, sondern um mich. Jedoch alle Bitten die Gott meinen, werden erhört. Hierin liegt der heiße Knackpunkt, der im Gebet Jesu vor seiner Kreuzigung sichtbar wird. Er geht voll wissentlich auf sein schmerzhaftes Ende zu und bittet: Vater, wenn du willst, lass diesen Kelch an mir vorübergehen. Darin liegt die ganze Sehnsucht, das bedrohliche Schicksal abzuwenden. Doch Jesus setzt sein Gebet fort: … doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Jesus hatte noch den Wunsch, das Bittere abzuwenden, doch Gottes Wille war die Erlösung der Welt. Alles was wir bitten, hat seinen Sitz in dem „dein Wille geschehe!“ Das heißt dann auch, dass dort wo wir Gott ernstlich anrufen, wir uns für die Erhörung des Gebetes auf ungemütliche Weg einstellen dürfen. Wo wir unsere Not gen Himmel schreien, will sie Gott zu seiner Ehre verwandeln. Gott soll in dem augenblicklich himmelschreienden Elend verherrlicht werden. Das kann dann sein, dass das erhörte Gebet nicht ein herausführen aus dem Schmerz ist, sondern ein Durchbringen durch den Schmerz. Der Herr ist den Rufenden nahe. Er vollzieht sein Heil unmittelbar im Zerbruch. In manchem Leid führt er nicht heraus, sondern direkt in seine Gegenwart. Das ernsthafte Anrufen, ist das „soli deo gloria“ in der Nacht.

Oft gehen wir davon aus, erhörliches Gebet ist das, wenn Gott uns zu Willen ist. Doch was ist das für ein Gebet, das nur sich selber meint? Wo Gottes Nähe ist, wo sein Wille geschieht, heißt das noch lange nicht, dass das immer in Harmonie und Schmerzfreiheit geschehen wird. Heilungsprozesse sind nun eben mal schmerzhaft. Wo Gott durch unsere Gebete nur unsere Unannehmlichkeiten wegpusten soll, betrügen wir uns um die Reife, die an uns geschehen soll. Wir strotzen vor Unglauben, weil wir ihm das Vertrauen entziehen, dass er aus dem bitteren Kelch seine Erlösung schaffen will. Warum wollen wir ihm so oft mit unseren Gebeten ins Handwerk pfuschen? Warum wollen wir aus den Heilswegen aussteigen, wenn es ungemütlich wird? Die Nähe Gottes ist dort am größten, wo an uns sein Wille geschieht. Da soll unser Anruf zu einem Lobgesang verwandelt werden.

Wollen wir lieber, dass der bittere Kelch an uns vorübergeht und das Heil ausbleibt?

Auslegungen für jeden Tag
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