Beschwerte Herzen können Tanzen

An Pfingsten wird unser Geist wacher, die Augen schärfer und die Ohren hören Zwischentöne.

„Siehe, des Herrn Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht taub geworden, sodass er nicht hören könnte, sondern eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott.“
Jes. 59, 1-2

So tickt der Mensch; kurze Arme beklagen und dabei selber kurzsichtig sein. Schuld ist immer der andere. Die eigenen Mängel erkennen wir meist als Letzter. In einer Unverfrorenheit klagen wir Gott über kurze Arme und taube Ohren an. Gott ist schuld, dass es mir so dreckig geht. Wir wissen es ganz genau, wann und wo Gott hätte eingreifen müssen. Wir werfen ihm vor, was in der Tiefe unser ureigenes Problem ist. In unserer Sichtweise hat sich einiges verschoben. Der Prophet konfrontiert als erstes mit dem „Siehe“. In Bezug auf Gott haben wir eine gewaltige Sehstörung. Vor lauter Kurzsichtigkeit sehen wir nur kurze Arme. Wegen unserer Schwerhörigkeit glauben wir, Gottes Ohren wären taub. Weil wir nicht richtig sehen, haben wir den Durchblick und die Übersicht verloren. Wir sind in unserer Wahrnehmung beschränkt. Wir stehen im Nebel, wo es um die Erkenntnis Gottes geht. Unser Verstand und unsere Organe sind dazu verdammt, von Gott eine Fehleinschätzung zu haben. Mit natürlichen Mitteln ist Gott nicht fassbar, nicht zu sehen und nicht zu hören. Wir werden immer an Gott auflaufen, wo wir ihn rational erfassen wollen. Wir werden ihm die Schuld zuweisen für das Elend der Welt, wo wir nicht richtig sehen gelernt haben. Wo wir mit Finger auf Gott zeigen, sind unsere Arme zu kurz.

Siehe, heißt nicht die richtige Brille aufsetzten, siehe heißt, an uns ereignet sich Pfingsten. An Pfingsten lernt der Glaubende Christus sehen. Durch Christus wird unser Sehvermögen erweitert. Damit werden Gottes Arme lang und seine Ohren weit offen. Durch den Geist des Christus, erkennt der Glaubende den handelnden Gott. Da wird die scheinbar weit entfernte Hilfe hautnah. Durch den Geist werden wir hellwach und erkennen uns selbst. Der Geist lässt uns die andere Seite des Reiches Gottes sehen. Plötzlich kommt da ein Licht in die Schatten des Lebens. Was trostlos war, fängt wieder an zu hoffen. Da werden Gottes Arme länger und länger. Seine Ohren hören schon den Ansatz unserer Klage. Wo uns der Geist erfüllt, ist Christus da und alles Heil der Welt. Pfingsten lässt Glaube handfest und praktisch werden. Da wird Gott für uns zum Anfassen. Mit dem Geist erfahren wir die umfassendste Lebensbewältigung. Da sehen unsere Augen mehr Hilfe als wir denken können. Da hören unsere Ohren ermutigende und verzeihende Worte, wo uns unser Gewissen anklagen will. An Pfingsten lernt das beschwerte Herz wieder das Tanzen.

An Pfingsten haben wir die Wahl, entweder auf Christus zu sehen, oder in der Anklage stecken zu bleiben. Wozu entscheiden wir uns?

Gesegnetes Pfingstfest, mit viel umfassenden Weitblick.

Auslegungen für jeden Tag
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