Erhebender Gesang

Wer Wunder erkennt, wird Lobsänger.

„Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.“
Ps. 98, 1

Es war ein Wunder, dass bei unserem Großbrand niemand ernsthaft verletzt wurde. Wir kennen die tragischen Momente, in denen sich auf wundersame Weise Dinge ereignen, die dem eigentlich Schrecklichen entgegenstehen. Wunder sind nicht nur die spektakulären Weltwunder, z. B. menschlicher Baukunst; Wunder sind auch die vielen kleinen Erlebnisse, die im Alltag wie Glanzlichter aufleuchten. Die Evangelisten berichten von den Wundern Jesu, der oft hoffnungslos Kranke heilte. Bei Johannes sind die Wunder Zeichen, die den Menschen auf ein außergewöhnliches Handeln hinführen wollen. Johannes wollte weniger Geschichten erzählen, wie ein Blinder geheilt werden und ein Gelähmter wieder laufen kann. Wie Wasser zur Spätlese wurde und ein verstorbener, übelriechender Lazarus aus dem Grab herauskommt. Ihm ging es um das Zeichen, das auf uns deutet. Er stellte zwischen jedem Wunder und mir eine Christus-Beziehung her. Da wurde dann nicht irgendein Blinder sehend, sondern meiner Blindheit hat Christus sehende Augen geschenkt. Meine Lähmung, mein Sterben wurde wieder ins Leben zurückversetzt. Die Wunder waren nie eine Schlagzeile für die Bildzeitung, sondern Gottes persönliches Heilshandeln an mir. Das kleine einzelne Wunder steht immer in dem großen Gesamtzusammenhang mit lebensschaffenden Kräften, die an mir wirksam werden wollen. Wo wir das Wunder als dieses Zeichen sehen, entsteht Glaube. Glaube entsteht nicht dadurch, dass ein Verstorbener aus dem Grab kommt, so spektakulär das auch sein mag, sondern entsteht, wo ich selbst durch Christus vom Tod zum Leben durchdringe. Viele haben das Wunder der körperlichen Heilung durch Jesus erlebt, doch von zehn ist nur einer zu einem echten Glauben gekommen. Er hat nicht nur Berge, Seen und Wiesen wieder gesehen, er hat Christus gesehen. Das war das eigentliche Wunder. Wunder geschehen um Glauben zu wecken. Da will Christus an müden und blinden Herzen andocken. Da hebt ein anderer Geist, unsere Herzen zu sich empor.

Wo das Wunder Glauben weckt, fängt das Leben an zu singen. Wo Augen den Christus erkennen und Ohren seine Worte vernehmen, kommt im Herzen etwas zum Klingen. Wo der erstarrte Mensch zum Leben durchbricht, wird sein Atem zum Lobpreis. Daher ist das singet dem Herrn ein neues Lied keine Aufforderung neue Gemeindelieder einzustudieren, das ist fern ab von allem frommen Krampf, sondern das Echo auf das Wunder. Die Christus-Begegnung wird zu einer neuen Melodie. Da ist das ganze Dasein neu eingestimmt worden. Das Wunder das zum Glauben wird, drängt es regelrecht zum großen Halleluja.

Wo das Leben stumm bleibt, wo nichts von diesem neuen Lied zu klingen beginnt, bleibt die Frage: Was ist aus den vielen Wundern in unserem Leben geworden? Haben wir sie nur freudig abgehakt mit einem „Glück gehabt“? Haben wir darin das Zeichen erkannt, das uns ganz neu zum Glauben führen wollte? Gehen wir grundsätzlich zu selbstverständlich mit erfahrenen Wundern um, dass sie das Herz gar nicht mehr berühren?

Auslegungen für jeden Tag
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