Bitterschokolade mit Chili

06.05.18 Kol. 4, 2-6 (Luther 2017)

 

Wie reden Menschen miteinander? – aneinander vorbei! sagt Kurt Tucholsky. Manche Beziehungen sind einzigartige Friedhöfe verunglückter Worte. Aus dem täglichen Miteinander wissen wir, wie schnell Türen zugehen und Worte nicht ankommen. Wo die Verständigung in der Partnerschaft nicht mehr funktioniert, müssen Berater und Therapeuten her. Kommunikationswissenschaftler sagen, wenn ein Wort von mir zum anderen kommen soll muss es mehrere Türen passieren. Wehe, wenn die Türe zur falschen Seite geöffnet wird, ist das Gespräch bereits beendet. Von der Botschaft, die ich vermitteln möchte kommt nichts an.

Wenn Gott mit Menschen spricht gibt es ebenfalls jede Menge verschlossene Türen, die aufgehen müssen. Paulus öffnet uns heute Türen für den Umgang mit dem Wort.

  1. Geniale Botschaft

…auf dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir vom Geheimnis Christi reden können,

Ziel aller christlichen Verkündigung ist, dass das Geheimnis Christi bei den Menschen ankommt. Darin liegen die besten Worte, die Menschen je gehört haben. Da sind Worte mit höchster Brisanz. Das Geheimnis Christi will Leben schaffen, mitten in allem, was Leben beschwert und belastet. Es ist das einzige Geheimnis, das sich nicht mit Sterben und Tod abfindet. Es öffnet Türen zur anderen Seite des Lebens. In dem Geheimnis Christi gehen Türen zu Gott und den Menschen untereinander auf. Im Geheimnis Christi, hat sich Gottes Wort durch die verunglückten Worte dieser Welt hindurch gelitten. Gott kämpft gegen verschlossene Türen, kämpft gegen die Sprachlosigkeit der Menschen, kämpft um den Durchbruch seines Wortes. In dem Geheimnis Christi, will der leidenschaftliche Gott, um alles in der Welt mit Menschen kommunizieren. Das Geheimnis Christi ist die Krippe, die Gott in das Chaos der unfriedlichen Worte stellt. Es ist das Geheimnis wie Passion zur Auferstehung wird. Im Geheimnis Christi, geschieht Glück im Unglück. Es sprengt die Gefängnismauen von Paulus und Silas, wie wir das schon vergangenen Sonntag hörten.

Für diese geniale Botschaft, ist jedoch die Welt mit Bretter vernagelt und mit Gittertüren verschlossen.

  1. Versperrte Türen

…dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir vom Geheimnis Christi reden können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin… 

Paulus erlebt am eigenen Leib, die Folgen von verunglückter Kommunikation. Bei seiner Verkündigung sind Worte nicht nur überhört worden, sondern Eisentüren zugegangen. Die Ablehnung hat sich in Fesseln manifestiert. Er wird zum erschreckenden Abbild, wenn die geniale Botschaft nicht ankommt. Wenn Gott will, jedoch der Mensch nicht, dann fallen Türen ins Schloss. Menschen tendieren dazu machen dicht, wenn Gott redet. Wo die verwandelnde Kraft des Wortes sich nicht auswirkt, nicht zu sehen und zu spüren ist, sind die Türen verrammelt. Das Unheil der Welt offenbart verschlossene Türen für das Heil. Unglückliches Leben steht in unmittelbarem Zusammenhang mit verunglückter Kommunikation.

Es sind nicht nur die Ungläubigen die das Wort fesseln und außer Kraft setzen wollen. Das fängt bei uns Glaubenden an. Adam, der Mensch an sich hat ein Problem auf Gott zu hören. Da wird diskutiert, da wird gefeilscht, überhört und ignoriert. Hunderttausend Ausreden werden aufgeführt, weshalb dieses Wort jetzt für mich nicht gilt. Das nicht auf Gott eingehen, fesselt das Wort und setzt seinen Anspruch außer Kraft. Wo Türen zuschlagen, fehlen die heilenden Worte und Unfrieden und Unkraut kommt in das Miteinander. Ohne das Wort ist das Leben gestört. Wo sich der Mensch dem Wort verschließt, macht er sich selbst zu einem Gefangenen.

Wer das Geheimnis Christi zu den Menschen bringen will, muss also lernen wie Türen aufgehen.

  1. Richtig geöffnet

Seid beharrlich im Gebet. Verhaltet euch weise gegenüber denen, die draußen sind, und kauft die Zeit aus. Eure Rede sei allezeit wohlklingend und mit Salz gewürzt, dass ihr wisst, wie ihr einem jeden antworten sollt.

Paulus brennt für die Verkündigung. Selbst mitten in der Ablehnung macht er Kommunikationstraining für das Wort. Er macht einen Tür-Öffnen-Lehrgang für das Evangelium. Rechts oder links, drücken oder ziehen.

  • Die erste Türe, durch die das Wort durchmuss, ist das Gebet. Beten ist die Voraussetzung aller Verkündigung. Im Beten wird der Mensch mit Gott eins. Damit zeigt der Glaubende, dass das Wort bei ihm angekommen ist. Durch das Gebet werden Menschenworte zu Gottesworten. Hier redet nicht ein Mensch von oder über Gott, sondern Gott selbst zu den Menschen. Das Gebet macht dem Platz, der reden will. Ohne das Gebet kann sich das Geheimnis Christi nicht offenbaren, weil es ein sich selbst offenbarendes Geheimnis ist. Nicht kraft meiner Überzeugung geschieht Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis, sondern der Geist offenbart, dass wir Gottes Kinder sind. Die erste Türe zur Erkenntnis macht Gott selbst auf. Erkenntnis Gottes, ist keine Überzeugungsarbeit, sondern sie muss erbeten werden. Diese Ausschließlichkeit des Betens steht vor der ersten Türe.
  • Die nächste Türe heißt Weisheit. Sie ist eine Gabe des Geistes. Im Geiste Jesu gehen Türen auf. Worte von Gott sind konsequent christusgeprägt. Für das Geheimnis Christi sind keine menschlichen Weisheiten gefragt. Wo ich Gesetz und Moral verkündige, kann sich kein befreiender Geist ausbreiten. Wie viele Menschen werden vom Glauben abgeschreckt, wo die Frömmigkeit runterfrustet und nicht zu einem aufbauenden Dasein erhebt. Wie lange hat die Kirche Gericht und Hölle gepredigt und damit die Menschen in Angst und Schrecken versetzt. Das Geheimnis Christi verkündet: nicht Strafe muss sein, sondern Liebe muss sein. Mit der Weisheit des Geistes und der bedingungslosen Liebe zu Menschen gehen Türen auf.
  • Viele Türen bleiben zu, wenn man den Kairos verschläft. Es gibt ausgesprochene Gottesstunden, und heilige Momente, indem genau der richtige Augenblick, für das richtige Wort ist. Wer diesen Moment versäumt, verpasst eine vorbereitete Gelegenheit, die es so vielleicht nie mehr geben wird. Wer mit dem Wort unterwegs ist, muss hellwach sein und seine Augen und Ohren überall haben. Kauft die Zeit aus, ruft zur Verantwortung. Das ist eine Lauerstellung für das Wort. Welches Medium kann ich wie einsetzten, um offene Türen zu durchschreiten. Auskaufen, sind neue Wege suchen, den Menschen dort begegnen wo sie sind. Die Zeit auskaufen zeigt eine hohe innere Wendigkeit, sich auf den Kairos einzustellen, um offene Türen zu nutzen. Oft merken wir erst hinterher, hier wäre eine gute Gelegenheit gewesen für das richtige Wort.
  • Eine Türe für das Wort hat auch noch eine ganz menschliche Seite. Es erfordert Echtheit oder ein überzeugendes Leben. Dass Türen aufgehen braucht es zum Gebet, zur Weisheit des Geistes und zum Erkennen des richtigen Augenblicks, noch etwas Schmackhaftes. Gottes Wort soll Biss haben, in den Ohren klingen, auf der Zunge bitzeln und seine Andersartigkeit darstellen. Es soll wie Bitterschokolade mit Chili sein. Eine nicht zu unterschätzende Türe ist das nachspüren wie die Menschen ticken, wo sie stehen, und wie wir sie abholen können. Luthers Grundsatz war: Schau´ den Leuten auf´s Maul. Schau´ wie sie whatsappen. Spreche keine Fremdsprache, sondern so, wie es der einfache Mann auf der Straße versteht. Bleibe glaubwürdig und sei selbst das Feuer, das das Wort auslöst. Verschließe keine Türen, indem dein Mund anders predigt als dein Leben.

Wir haben alle bei Paulus jede Menge zu lernen. Wir sind für das größte Geheimnis unterwegs. Reißen wir mit Beten und einem wachen Geist Türen auf! Öffnen wir mit einem geheiligten Leben und mit feurigen Worten verschlossene Herzen.

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