Barmherzig ist nicht dumm

Wer nicht auf sein Recht beharrt, dem sind alle Dinge möglich.

„Der Herr ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte, und es reut ihn bald die Strafe.“
Joel 2, 13

Was der Mensch auch tut, Gott findet immer einen Grund zur Barmherzigkeit. Die ganze Erde ist eingehüllt in den warmherzigen Mutterschoß Gottes. Das ist das starke Gegenstück zur eiskalten Unbarmherzigkeit des Menschen. Um dem Erbarmen auf den Grund zu kommen, ist es hilfreich, die Härte des Rechts aufzumalen. Gnadenloses Recht muss strafen. Dem Verstoß gegen geltendes Verkehrsrecht, folgt der Bußgeldkatalog. Bei dem Versuch zu diskutieren, bekommt man knallhart Gesetzte vorgebetet. Keine Toleranz, kein Erbarmen, es zählt allein das Recht. Der Beamte, der seinen Strafzettel einfordert, hat recht, ist im Recht und kann sich gnadenlos durchsetzen. Er braucht kein Herz, kein Verständnis, keine Liebe. Er kann sich gut fühlen, weil er dem Gesetz Genüge getan hat. Wo allein das Recht regiert, hat der Mensch verloren. Er kann sich dem Urteil nicht entziehen. Der Ordnungshüter degradiert sich zu einem nur reagierenden Wesen, das sich durch einen Verstoß in Bewegung bringen lässt und dabei seine eigene Freiheit aufgibt.

Wenn Gott Mensch wäre, hätte die Liebe keinen Platz in der Welt. Wo Gott gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte ist, pocht er nicht mehr auf das Recht. Er geht in der Verfehlung auf den anderen zu – und das kann nur der Liebende. Erbarmen ist der Anfang von Versöhnung mitten in der Schuld. Güte macht sich nicht abhängig vom Unguten. Darin zeigt sich Gottes freiheitliche Persönlichkeit, die sein Handeln nicht vom Unrecht bestimmen lässt. Aus Liebe zum Menschen steht Gott über dem Gesetz. Durch Christus stellt er das Miteinander zu seinen Geschöpfen nicht mehr infrage. Barmherzigkeit ist das bedingungslose ja zu DU. Es ist das Erbarmen im Vergehen. Die Güte spricht uns frei von geltendem Recht. Barmherzigkeit ist keine Dummheit, die Schuld einfach zudeckt, sondern die aktive Liebe, die Schuld in Freiheit verwandelt. Das ist ein aktiver, liebender Bezahlungsprozess. Das warme Herz verwandelt durch seine Zuwendung das kalte Herz. Erfahrene Barmherzigkeit ist weit mehr als befreiende Vergebung. Sie will in ihrer Wärme das Eis schmelzen lassen. Sie will Menschen zur Liebe befähigen. Sie will uns selbst zu Bastionen der Barmherzigkeit machen.

Wie schnell ziehen wir über unrechtem Verhalten anderer einen Strich. Da braucht es nicht viel, und es ist mit Recht das Tischtuch zerschnitten. Ohne Barmherzigkeit werden Menschen zu Tyrannen. Da demonstrieren wir bewusst Kälte, wenn der andere sich nicht nach unseren Vorstellungen verhält. Ohne Güte, fallen Türen ins Schoß. Auch wenn wir uns selbst gegenüber nicht barmherzig sein können, wird es auch andern gegenüber nicht gelingen. Barmherzigkeit ist das Getriebeöl für alles Miteinander.

Wenn wir selbst von Güte getragen sind, können wir da noch eiskalte Striche ziehen?

Auslegungen für jeden Tag
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