Schwach sein ist Gnade

Bei allem Schrecklichen was passiert, können wir nie tiefer fallen als in Gottes Hand.

„Herr, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, Herr, denn meine Seele ist sehr erschrocken.“
Ps. 6, 3-4

Schwach sein und erschrecken, kann Menschen am Boden zerstören, oder zum Gebet werden. Wo Ohnmacht auf Gnade trifft, ist Hilfe in Sicht. Ich bin schwach, das ist eine Tatsache. Erschrockene Seelen sind unser tägliches Brot. Wir sind von Trümmerhaufen umgeben. Unser eigenes Leben liegt oft in Scherben am Boden. An Ostern ist ein Segelflieger bei uns abgestürzt, bei dem der Pilot ums Leben kam und sein junger Begleiter mit schweren Kopfverletzungen im Koma liegt. Für die Familien ist das ein totaler Ausnahmezustand. Wir kommen immer wieder an den Rand, bei dem der Schreck alle Lichter ausgehen lässt. Auch der Glaubende ist in solchen Situationen kein Held. Wir sind schwach und wir sind immer neu erschrocken, das ist Realität. Die andere Wahrheit für den Glaubenden ist: „Der Geist hilft unserer Schwachheit auf“. „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Es ist gerade die Schwachheit, in der Gott am stärksten sichtbar wird. Wo ein Mensch aus sich heraus nicht mehr kann, gibt Gott alles. Heil verwirklicht sich an den Zerbrochenen, an denen, die Gott nichts zu bringen haben. An denen, die sich selbst nicht mehr helfen können, verwirklicht sich der Auftrag Jesu. Er ist für die geknickten Rohre gekommen, damit sie nicht zerbrechen. Somit gehören schwach sein und erschrecken mit der Gnade zusammen. Der Geist der über die Schwachheit kommt, ist die Kraft der Auferstehung, die dem Sterben ein Ende gesetzt hat. Der tiefste Punkt unserer Erschütterung ist damit die fruchtbarste Stelle für unser Heil werden. Dort wo für uns die Leidensspirale steil nach unten geht, hebt sie der Geist wieder auf. Die Schwachheit ist damit ein Schöpfungsmorgen, an dem alles neu beginnen kann. An unserem Ende übernimmt der Geist die Führung.

Somit ist Schwachheit bereits Gnade. Da wechseln die Rollen. Wo ich kapituliere, übernimmt der Geist seine eigentliche Aufgabe. Daher ist an dem Punkt, an dem bei uns nichts mehr geht, Gott am nächsten. Der schwache Mensch ist die optimale Voraussetzung, damit sich der Geist nach allen Regeln der Kunst entfalten kann. Da ist Gott in seinem ganzen Element.

Um das zu erfahren, müssen wir uns unserer Realität stellen und der Gottes Realität. Wo wir unsere Schwachheit nicht zugeben, sie überspielen und uns selbst stark fühlen, werden wir die Kraft des Geistes nicht erleben. Wir schmoren im eigenen Saft und das Heil geht an uns vorbei. Nur die Schwachen fallen ganz in Gottes Hand.

Bejammern wir unsere Schwachheit, oder machen wir sie zum fruchtbaren Gebet?

Eine Antwort

  1. Es stimmt. Ein tschechischer Sprichwort sagt: „Komu nouze nejvyšší, tomu pomoc nejbližši“. Wer in höchster Not ist, dem ist die (Gottes) Hilfe am nächsten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert