Wenn Gott wissen will, wie sehr ich ihn liebe, dann fragt er nicht mich, sondern meinen Nächsten. Walter Lüthi
„Besser ein Gericht Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass.“
Spr. 15, 17
Nicht nur in der Küche gilt der Maßstab, Liebe geht durch den Magen, sondern es ist das Markenzeichen der Glaubenden. Wo der Tisch perfekt gedeckt ist, das Buffet eine Vielfalt präsentiert, der Wein vom Besten ist, die gehobene Gesellschaft edel sich die Gläser zuprostet, kann der Schein sehr groß und die Atmosphäre eiskalt sein. Menschen können sich mit Perfektion, mit eindrucksvollen Gesten sehr viel vormachen und ihre Herzlosigkeit überspielen. Der gemästete Ochse soll blenden, soll Eindruck schinden, soll etwas zeigen, was gar nicht da ist. Im Gegenteil, wir können die schönsten Worte machen, mit Engelszungen reden, und offenbaren dabei wie rücksichtslos und lieblos wir sind. Mit ganz süßen Worten, wird der andere super freundlich abserviert. Im lächelnden Gesicht, zeigt sich ein abgrundtiefen Charakter. Fromm und verschlagen, das wird sehr oft den Glaubenden vorgeworfen. Hinter einen schönen Maske heulen die Wölfe. Wenn eine bürgerliche Gemeinde, einer siebenköpfigen Flüchtlingsfamilie gönnerhaft eine alte Wohnung anbietet, in der an den Wänden das Wasser vom oberen Stockwerk herunterläuft und keine Heizung funktioniert, ist das alles andere als eine liebevolle Geste.
Gott sagt, die Liebe ist das Markenzeichen des Glaubens. Da ist die Begegnungsebene das Herz, der Sitz der ganzen Persönlichkeit. Gott selbst ist durch und durch getriebene Liebe zum Leben. Seine Handlungen wollen Herzen erweichen. Unter ihm geschmeidig gewordene Menschen, wollen in ihrer ganzen Schwachheit, von dieser Liebe lernen, zu der wir nur so schwer in der Lage sind. Die Liebe ist die einzige Annäherung zu Menschen, mit denen wir uns auf anderer Ebene nicht mehr austauschen können. Die Liebe versteht jedes Kind, es versteht jeder alte und demente Mensch. Aus unserem Haus Geborgenheit kennen wir die Schicksale, in denen die alten Väter in ihrer beginnenden Verwirrung, die Söhne und Töchter beschimpfen, dass sie allein gelassen worden sind und von ihnen abgeschoben wurden. Da kommen Vorwürfe noch und nöcher, die nur noch verletzend sind. Hier hilft kein Gespräch, keine noch so sachliche Auseinandersetzung oder Diskussion, dass es das Beste wäre, was Kindern ihrem Vater tun könnten; es kann nur die Liebe zaghafte Brücken bauen. Die Liebe kann gelassen mit den Beleidigungen und Verletzungen umgehen, um den brummenden Vater in den Arm nehmen. Das ist besser als rechthaberische Gespräche zu führen. Ein Liebe, die wir schweren Herzens, am Herz Gottes lernen können.
Ist es nicht besser, diese Liebe zu lernen, und kleine Brücken zu bauen, wo sonst nur noch Hass regieren würde?