Eine Stimme die zieht

Wenn eine Bruderschaft an einem Nullpunkt ankommt, weil Kirche und Ordenshaus in Schutt und Asche vor ihr liegen, hilft nicht in erster Linie der Sozialstaat oder eine starke Versicherung auf die Beine.

„Der Herr zog mich aus der grausigen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich sicher treten kann.“
Ps. 40, 3

Ein starkes Bekenntnis des Psalmbeters, der klar erkennt, dass es Situationen gibt, aus denen sich kein Mensch aus sich heraus befreien kann. Für jemand der im Schlamm steckt, ist es schlicht unmöglich, sich an den Haaren herauszuziehen. Wenn der Herr zieht, kommt er wieder auf festen Boden. Wenn eine Bruderschaft abgebrannt ist, ist natürlich nötig, den Schubkarren zu schnappen, einen Schutzanzug anzuziehen und Stück um Stück die Trümmer abzutragen. Doch zuvor steht die Entscheidung, aufhören oder weitermachen. Wenn ein Lebenswerk am Boden liegt, das in vielen Jahren unter hartem Einsatz aufgebaut wurde, ist es kein Fingerschnippen zu sagen, macht nichts, dann bauen wir halt wieder auf. Diese Entscheidung war eine Gottesfrage. Gott zieht heraus, indem er auf sein Wort bezieht. Das Wort hat die Zugkraft entwickelt. Das Wort hat über Leben und Tod entschieden. Das Wort hat uns an unserer Berufung und Werkslosung festgemacht – „des Herren Rat ist wunderbar und er führt es herrlich hinaus.“ Wenn das Wort zieht, können Schmutz und Schlamm nicht zurückhalten. Auch wenn nicht jeder solche Extremsituationen durchzustehen hat, gibt es in jedem Leben grausige Gruben, die zum Verzweifeln sind. Morast, bei dem der Schlamm bis zum Hals steht. Situationen, in denen wir uns selber nicht mehr helfen können und uns selbst das soziale Netz eines Staates hängen lässt. Nicht jeder Lebensschlag lässt sich wieder wie ein Haus aufbauen; mit manchen müssen wir sogar leben lernen. Um mit manchem Tod leben zu können, braucht es eine Zugkraft gegen die Verzweiflung. Wo das Wort zieht, wird das Leben nicht mehr vom Sterben abhängig. Da werden butterweiche Knie gefestigt, um sichere Schritte zu tun. Da können verkohlte Balken in einer Kirchenruine wieder mit Heiterkeit entsorgt werden. Da stehen wir mitten im Schrecken einer schwarzen Geisterstadt, sammeln verschmolzene Orgelpfeifen, um daraus noch Kunstwerke zu gestalten. Wo der Herr zieht, wird der Boden fest.

Was uns sicher und fest macht, kann aus einer engen Beziehung zu dem Wort kommen. Jesus sagt: Wenn die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören, werden sie leben. Darin liegt der Schlüssel, wie wir durch Schmutz und Schlamm kommen. Wir können nicht versinken, wo das Wort uns zum Fels wird.

Wo wir hinten und vorne nicht mehr weiterwissen, welche Worte haben da die Kraft, uns wieder auf die Beine zu stellen?

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