Wo das Erkennen klein ist, wird das Wunder größer.
„So viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“
Jes. 55, 9
Bei so viel „höher als“ liegen endlose Entfernungen zwischen Gott und Mensch. In einem Satz wird klargestellt, Gottes Größe übersteigt alles was wir kennen und denken können. Wie sollte auch ein zeitlich begrenzter Menschen einen ewigen Gott verstehen? An das Geheimnis Gottes kann der Mensch sich nur stückweise herandenken, doch unendliche Größe ist nicht fassbar. Der Mensch sucht für alles eine Erklärung. Er ist dann schnell dabei, Gott für das Unerklärliche verantwortlich zu machen. Warum diese Fehlgeburt, dieses Unglück, die unerträglichen Schmerzen, die manche aushalten müssen? Warum all das viele Leid, die Brutalität und der Hass unter den Menschen? Warum lässt ein solch großer Gott das zu? Doch warum sollte Gott etwas mit dem Krieg, mit Mord und Totschlag dieser Erde zu tun haben? Er hat das nie gewollt. Es kommt nicht von ihm. Er hat den Menschen ein Paradies zur Verfügung gestellt. Was der Mensch daraus gemacht hat, erleiden wir täglich. Darum ist die die Frage nach dem Warum sinnlos.
Das „höher als“ ist das Trotzdem Gottes. Das ist Größe, wenn Gott sich über die, die sein Gutes verwirtschaftet haben, erbarmt. Er bahnt Lebenswege durch das Chaos. Wenn er Elend sieht, denkt er an Heil. Er will die Erde erneuern, indem er Menschen erneuert. Der Große will das Kleine erfassen, den einzelnen geplagten Menschen. Er verhindert nicht den Krieg, indem er der Menschheit eine Friedensglocke überstülpt, sondern in dem ein Mensch anfängt kein Schwert mehr in die Hand zu nehmen. Das ist das Große an Gott, dass er an den Urgrund des Schadens geht. Seine hohen Wege, will er mit dir und mir gehen. Er will in uns den Teufelskreis des Elends durchbrechen. Er will uns auf Christus-Wege stellen. Damit entsteht das Große in aller Niedrigkeit. Damit entstehen die Wunder, dass ein schmerzgeplagter, von Krebsgeschwüren durchsetzter Mensch, glaubend und hoffend, ganz bewusst auf sein Ende zugehen kann.
Stehen wir da nicht vor Ehrfurcht still, wenn wir dieses Geheimnis nur erahnen?