Wir sind ein gewaltiges Spiel

Wo einer Geige virtuose Klänge entlockt werden, können die Zuhörer nicht mehr an sich halten.

„Siehe, da ist Gott der Herr! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen.“Jes. 40, 10

Heute bleibt der Stern über Bethlehem stehen. Die Könige sehen etwas, was die Welt noch nicht gesehen hat. Den Herrscher des Himmels und der Erde in einer Krippe. Dieses für uns asoziale Bild, beschreibt Jesaja als gewaltig. Sieh ganz genau hin, weil alles ganz anders ist, wie der Eindruck, den es vermittelt. Dieses unscheinbare Kind wird die Welt bewegen, wie es zuvor noch keinem Menschen gelungen ist. Schon in diesem Stall sangen Hirten und Engelchöre das große Halleluja. Von Jesus geht etwas aus, was alle menschlichen Begegnungen verblassen lässt. Mit ihm entsteht in der klirrenden Menschheit eine Sinfonie. Jesus ist wie der Geigenbogen einer Vanessa Mae oder Anne-Sophie Mutter. Wenn er die Saiten berührt entsteht ein musikalisches Feuerwerk. Die Violine, die von ihrer Konstruktion ein bildschönes Gehäuse hat und von Natur aus einfach nur gut aussieht, ist in sich leblos und stumm. Wenn sie da liegt, ist sie ein Holzkasten, auf den ein paar Saiten gespannt sind. Ein totes, stummes Ding. Doch wenn ein Meister sie mit seinem Bogen berührt, dann tanzt der Konzertsaal. Da entfaltet sich ein atemberaubender Klang, der seine Zuhörer betört. Da summt, tönt und bebt die ganze Umgebung. Da geht Musik durch Mark und Bein. Der Verstand gerät in Ekstase. Der Hörgenuss ist nicht mehr von dieser Welt. Die Resonanzen überschlagen sich, Raum und Zeit ist von Klang erfüllt. Das geschieht, wenn Jesus sein Spiel beginnt. Er klimpert nicht nur bescheiden ein paar Saiten mit dem Finger an, er zieht mit ganzem Schwung die volle Bogenlänge über den zum Singen gedachten Klangkörper. Die Berührungen des Christus, sollen dem an sich toten Menschsein, noch nie dagewesene Klänge entlocken. Das ist das Gewaltige, das wir sehen sollen. Christus will unser Spiel beherrschen, damit für alle Welt sichtbar wird, welch Wunderwerk wir selber sind.
Sehen wir den Stern? Sehen wir den großen Meister, der alles aus uns herausholen will, für ein gewaltiges Spiel?

2 Responses

  1. Berührt von des Meisters Hand

    Sie sah schäbig aus und war arg versehrt, und der Versteigerer hielt es kaum für wert, viel Zeit an der alten Geige zu vergeuden. Dennoch hielt er sie hoch um sie herzuzeigen. „Höre ich ein Angebot?“ rief er. „Wer bietet zuerst? Wer bietet mehr? Ein Taler, ein Taler!“ – Dann: “ Zwei! Nur zwei? Zwei Taler, zwei Taler und wer gibt mir drei? Drei Taler zum Ersten, zum Zweiten, und Dritten -“

    Doch nein. Aus den hinteren Reihen kam ein ergrauter Herr an den Stand und nahm den Bogen in seine Hand. Liebevoll wischte er den Staub von der alten Geige und stimmte neu die lockeren Saiten. Dann spielte er eine Melodie, so rein und zart, als ob sie von Engeln gesungen ward.

    Die Musik verklang und der Versteigerer sagte mit tiefer Stimme hinterher: “ Was bietet ihr für diese alte Geige?“ Und mit ihrem Bogen hielt er sie hoch um sie zu zeigen.“ Eintausend Taler! Zweitausend! Ich sehe drei! Dreitausend Taler. Wer bietet mehr? Dreitausend zum Ersten, dreitausend zum Zweiten, dreitausend zum Dritten, — verkauft sagte er.

    Die Menge war fassungslos außer Verstand. „Was hat ihren Wert verändert?“ fragte man. Die Antwort kam spontan:
    “ Ein Meister hatte sie in seiner Hand.“

    Mit einem verstimmten Leben, entehrt und durch die Sünde stark versehrt wird gar mancher, wie jene alte Geige, billig vor der unfühlsamen Masse „versteigert“.
    Für ein „Wildbrett,“ ein Glas Wein; für Eitelkeiten geht er dahin – zum Ersten und zum Zweiten. Beim Dritten, bevor der Hammer fällt und den Zuschlag ein anderer erhält, kommt der Meister.

    Doch was sieht die Masse und wem ist bekannt wie kostbar ein Leben ist und an Wert gewinnt, wenn es berührt wird von des Meisters Hand?

    Myra Brooks Welch / Übersetzt von Ed Moehl

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