Begnadet ins neue Jahr

Selten wird uns unser Vergehen so bewusst, wie beim Jahreswechsel.

„Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, es blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da. Die Gnade aber des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit.“

Ps. 103, 15-17
Blühen und Verwelken ist ein schmerzlicher Prozess. Kommen und Gehen offenbart die Endlichkeit. Morgen beißt das Jahr 2017 ins Gras. Es wird auf nimmer Wiedersehen weg sein. War das Jahr gefüllt mit Leben, war unser Leben lebenssatt? Was ist verwelkt? Was bleibt von dem, was wir erlebt und erschaffen haben? Oft bleibt über diesen Fragen ein flaues Gefühl im Magen. 
Über aller Flüchtigkeit steht heute ein großes ABER. Gnade gegen Verwelken. Ewigkeit gegen Endlichkeit. Gott legt eine Bodenständigkeit, die nicht in Schall und Rauch aufgeht. Von ihm kommt etwas, dem wir nicht auf dem Friedhof nachtrauern. Gott gewährt Gnade. Er begnadet zu einer unsterblichen Christusbeziehung. Er begnadet zu einer Liebe, die ewige Spuren hinterlässt. Das begnadet sein schafft etwas über das Sterben hinaus. In der Gnade liegt die Begegnung mit der Auferstehung. Die Gnade zeigt auf, dass Leben in einem viel größeren Gesamtzusammenhang steht. Eine Orchidee hat nicht nur jedes Jahr zu blühen und zu verwelken, sondern Gott hat sie mit seiner eigenen Geschichte verbunden. Gott will allen Blühen und Verwelken einen ewigen Sinn geben. In alles Kommen und Gehen gibt er das Eigentliche noch dazu. Mit sterblichen Menschen soll durch die Gnade Ewiges geschaffen werden. Wir sind Begnadet, um unsere Jahre mit Bleibendem zu füllen. 
Da entstehen nicht nur unvergessliche Geschichten, da erhält die gesamte Lebensgestaltung Heiterkeit und Tiefe, die mit Unvergänglichem angefüllt ist. Durch die Gnade wird die Bandbreite des Lebens größer und das Drama kleiner. Da ist die Planung für ein neues Jahr, von einer Liebe getrieben, die sich ausbreiten und verschenken will. Wer begnadet ist, kann nicht einfach in das neue Jahr stolpern und abwarten, was da so kommt, sondern sucht nach dem Gehalt, dem er dem Jahr geben kann. In der Gnade erkennt der Mensch seine eigentliche Bestimmung und damit die Aufgabe, die er in einer verwelkenden Welt hat. Somit steht am Jahresende nicht das Bedauern über verpasste Gelegenheiten, sondern dass wir randvoll begnadet sind, Bleibendes in Verwelkendes hineinzutragen.
Wissen wir für das neue Jahr, für welche Menschen und Aufgaben wir begnadet sind? 

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