Wer innehalten kann, erfährt ein Führen, das keiner vorausplanen kann.
„Herr, ich warte auf dein Heil.“
Ps. 119, 166
Warten ist unbequem. Jedes Planungsinstrument ist darauf ausgelegt, so wenig wie möglich Leerzeiten zu haben. Jedes Zeitfenster ist ausgeplant, um Wartezeiten zu vermeiden. Warten, still sein, aushalten, scheint bei vielen auf der Beliebtheitsskala zwischen Zahnweh und Durchfall zu stehen. Der Psalmist sieht warten als Größe an. Auf das Heil warten ist ihm lebenswichtig. Dieses Warten ist ein Unterbrechen des täglichen Getriebes, um hineinzuhören auf das Wort, das Richtungen aufzeigt. Warten ist eine innere Nullstellung für eine Neuorientierung. Auf den Herrn warten, ist das offen werden für Christus. Da stellen sich die Parameter auf Empfang ein, um vom heiligen Geist Signale zu erhalten. Warten ist die Erwartung des Heiligen im Alltäglichen. Warten ist somit die Grundvoraussetzung des Glaubens, um überhaupt zielstrebige Wege gehen zu können. Warten und gehen bedingen sich. Es ist das Geschwisterpaar von Hören und Tun. Nur gehen, nur voranschreiten, nur Aktion nimmt dem Leben die Orientierung. Advent ist Einkehr, ist Innehalten, ist Warten auf die Ankunft Christi.
Einige machen für ihre Jahres- und Lebensplanung, am Jahresende so genannte Dreamdays. Das ist ein bewusster Einschnitt, um sein Leben zu überdenken und sich einige Fragen zu stellen. Wer bin ich? Wo stehe ich? Wo will ich hin? Ganz bewusst soll dem neuen Jahr eine zielstrebige Richtung gegeben werden. Hektische Abläufe werden gezielt durchbrochen, das Gehen gestoppt, um zu warten und in sich hinein zu hören. Solch ein Warten ist heilsam und lebenswichtig.
Um im Glauben aktiv werden zu können, ist das Warten lernen nötig. Um im Getriebe und den täglichen Pflichten nicht unterzugehen, braucht der Heilige Geist Empfänger. Geführt werden, erfahren wir in der Unterbrechung. Um die Stimme des Geistes zu hören, müssen wir still sein. Da brauchen wir Räume, die nicht gleich nach dem Aufstehen von Fernsehen und Handy beschallt werden. Wo wir mit allem Möglichen zugedröhnt werden, ist es unmöglich die zarte Stimme der Führung aufzunehmen. Warten ist eine aufgeschlossene Lebenshaltung, für alles, was von dem Heil auf uns zukommt. Es feiert die Unterbrechung als Diamanten des Augenblicks.
Sind wir oft so orientierungslos und getrieben, weil wir das Innehalten verlernt haben?