Von Gesang getragen

Auch wenn der Mut klein ist, gibt das Singen der zaghaften Hoffnung neuen Atem.

„Meine Zunge soll singen von deinem Wort; denn alle deine Gebote sind gerecht.“

Ps. 119, 172
Wo keine Lieder mehr erklingen, ist die Hoffnung ausgegangen. Der Advent ist eine Klangreiche Zeit, in dem das Wort nicht nur gesprochen wird, sondern durch Straßen und Gassen klingt. Wo es um diese Freudenbotschaft geht, kann es nicht mehr nüchtern, stupide und kalt zugehen. Wo das Wort besungen wird, klingt nicht nur Kopf, Verstand und Geist, da schwingt der ganze Körper. Singen ist eine Herzenssache. Wo die Zunge vom Wort singt, ist Christus beim Menschen auf den Grund gefallen. Da ist ein Mensch von der Wahrheit erfasst, von dem, was ihn in der Tiefe hält und trägt. Da äußert sich nicht mehr die Logik und das was der Geist rational versteht, da verbindet sich die irdische und himmlische Welt. Das Weihnachtsoratorium oder der Messias sind so erhebend, dass sie einen weit über das gewöhnliche Dasein hinaustragen. Mit dem Singen, macht der Glaubende seine Türen hoch und weit. Mit Singen hat sich Luther gegen seine Anfechtungen durchgekämpft, oder Paul Gerhard sich über harte Lebensschicksale tragen lassen. Wo die Zunge den Christus besingt, überwindet der Geschlagene seine Ohnmacht. Da klammert sich das Herz an die Macht der Erlösung. Wo das Wort besungen wird, übertönt es die Schmerzen der eigenen Endlichkeit. 
In einem Altenheim, kann man feststellen, wie die alten Kirchenlieder, selbst in einer Demenz noch tragende Kraft besitzen. Da sind Schätze, die Menschen ein Leben lang getragen haben. Wo das Wort gesungen wird, verleiht es dem Leben Flügel. Mit unserem Gesang haben wir ein Instrument in der Hand, das uns in aller Trostlosigkeit zur Hoffnung hinüberträgt. Es stärkt den Mut, es lässt uns in aller Kälte Liebe wagen. Es bringt das Geheimnis des Christus in uns zum Klingen.
Wo kann uns das „großer Herr und starker König“, noch viel stärker durch unsere schweren Stunden tragen? 

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