Vor Güte explodieren

Es sind die vielen kleinen Freundlichkeiten, die die Menschen aufbauen und am Leben erhalten.

Herr, die Erde ist voll deiner Güte; lehre mich deine Gebote.“

Ps. 19, 64



In kleinen Freundlichkeiten liegt große Kraft. Die Güte des Herrn sind die unscheinbaren Liebesperlen, die tagtäglich auf unsere Teller fallen. Da bringt uns einer ganz unerwartet zum Schmunzeln. Gestern war Nikolaus. Der Gang in den morgendlichen Speisesaal war ein Überraschungseffekt. An jedem Platz stand ein Teller mit einem Schokonikolaus, der auf rotgoldenen eingewickelten Pralinen gebettet war. 20 mal ein unerwarteter Blickfang, der in müde Gesichter ein Strahlen brachte. Gottes Gebote sind Güte und Freundlichkeit, damit muntert er die Welt auf. Güte ist die unverhoffte Liebesgabe, die die Seele streichelt. Da ist eine ausgestreckte Hand, die mir Gutes tut. Eine Kleinigkeit, die Welten in Bewegung bringt. Für einem Moment entgleisen die starren Furchen im Gesicht und formen sich zu einem entspannten Lächeln. Güte erfüllt nicht nur ihre Pflicht, sondern ist das Quäntchen mehr, das Herzen elektrisiert. Da rührt sich das ganze Wohlwollen, die Hingabe zum Du, das den anderen aus der Reserve lockt. Gott ist Güte pur. Er will mit Gutem überraschen, er will mit winzigen Impulsen zum Leben wecken. Da ist ein ständiges Necken und Herausfordern. Gott hat Lust uns mit Gutem zu überschütten, um dadurch unseren Trott zu verwandeln. Da kommen laufend Hallo-Wach-Impulse. Die Krippe ist solch ein Liebes-Impuls, der in die Schockstarre der geängstigten Menschen fällt.
Wo wir seine Gebote lernen, hat das nichts mit Katechismus zu tun. Es ist das Lernen der Güte. Es ist das Tagesgeschehen zu durchbrechen, für einen Moment der Freundlichkeit. Der selbst Beschenkte muss zwangsläufig andere beschenken. Meine Gaben bauen den Nächsten auf. Nach der Nikolaus-Attacke am Morgen, habe ich mich zu einer Blumenüberraschung hinreißen lassen. Der Real-Markt hatte gestern einen Blumenstrauß bestellt, den ich zustellen durfte. Die Empfangsdame mit ihrer Kollegin bedauerten, dass sie nicht selbst die Adressaten für diese Blumen waren. Sie bemerkten beiläufig, dass sie sich auch einmal über eine weiße Rose freuen würden. Ich fuhr in den Laden zurück und nach einer Weile dachte ich: Warum nicht? Kurz darauf stand ich mit zwei weißen Rosen am Empfang und löste einen Freudenschrei aus. Die Kollegin wurde über Mikro herbeigerufen, und dann nur noch eine fassungslose Umarmung. 
Güte und Freundlichkeit sind herrliche Gebote voller Überraschungseffekte. 🙂
Was hindert uns, vor Güte zu explodieren?    

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