Für Verlassenheitsängste gibt es nur einen Platz.
„Herr, warum stehst du so ferne, verbirgst dich zur Zeit der Not?“
Ps. 10, 1
Auch der Glaube kennt Dürrezeiten. Zeiten, in denen das „Warum“ triumphiert. Leere, Ausweglosigkeit, Nacht. Da rennt der Glaube an Wände und findet seinen Gott nicht mehr. Die Warum-Frage wird von Sinnlosigkeit gequält. Suche ohne Antwort. Der Gott der Nähe schweigt. Doch interessant ist, dass das Warum nicht in den luftleeren Raum hinausgeschrien wird. Das Warum wird zu einer Frage, zu einem Verzweiflungsgebet, zur Anklage und zum Schrei nach Gott. „Warum lässt Gott das zu? Warum geschieht das ausgerechnet mir? Die Hilflosigkeit sucht eine Adresse, einen Ansprechpartner. Es ist ein vorsichtiges oder ärgerliches Suchen nach Licht. Auch wenn wir immer wieder sagen, dass es auf Warum-Fragen keine Antworten gibt, zeigt sich, dass die scheinbare Gottverlassenheit zu Gott treibt.
Selbst Jesus klagt am Kreuz seinen Vater an: Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Der Gottessohn schreit seine Not zum Himmel. Sein Weg führte durch die dunkelste Stunde seines Lebens zur Herrlichkeit. Er durchschritt den schrecklichsten Punkt, des von Gott weggerissen Seins, zur Befreiung aller Menschen aus der Gottverlassenheit. Sein Warum-Schrei bekam in der tiefsten Sinnlosigkeit seinen Sinn. Im Zeitpunkt des Warums, steht der Mensch vor Gottes heiliger Autorität. Da begegnet er einer Größe, die menschlich nicht mehr fassbar ist. Wie will eine Ente, einen Adler verstehen können. Die Welt Gottes spielt in einer anderen Liga. Unendliches Licht ist nicht für den Verstand gemacht.
Wo uns das Licht verborgen ist, offenbart sich unsere Welt des Glaubens und noch nicht Schauens. Gottes Reich ist zu aller Zeit gegenwärtig, doch für uns noch anfangsweise und verborgen. Solange wir auf der Erde leben, ist Herrlichkeit gegenwärtig, doch für uns nicht in dem Maße sichtbar, wie sie wirklich ist. Nur im Glauben mischen sich diese beiden Welten. Wo das Warum das Leben quält, findet der Glaube den Weg durch die Nacht. Die Zeit der Not, will im nicht sehen, das Vertrauen wecken. Wo das Warum zum Himmel schreit, findet der Glaube den nahen Gott. Im Glauben können wir mit dem umgehen, was wir nicht verstehen. Vertrauen ist ein Wagnis gegen allen Anschein. In unserer Ohnmacht, können wir nur dem Mächtigen Raum geben.
Was hindert uns, im Zweifel dieses Vertrauen zu wagen?