Früchte reifen im Elend

Was sich jetzt leuchtend bunt sich zum Sterben bereitet, wird im Frühling zu neuem  Leben erwachen.
„Der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und die darauf wohnen, werden wie die Mücken dahinsterben. Aber mein Heil bleibt ewiglich.

Jes. 51, 6
Eine biblische Wahrheit, deren beiden Extreme nicht krasser ausformuliert werden können. Vergehen, zerfallen, dahinsterben, stehen im Gegensatz zu bleiben. All das was Menschen umgibt, der Mensch an sich ist Schall und Rauch, ist da und verpufft, doch Gottes Ja zum Leben, ist unauslöschlich. Das eine stirbt, das andere bleibt. Wenn das Heil wie ein Regenbogen über allem Weltuntergang steht, verliert Sterben seine Macht. Das zerfallende Kleid, die dahinsterbende Mücke ist nicht das Letzte. Das Allerletzte ist das Einssein mit dem Ewigen. Alles Sterben läuft auf das Leben in Vollkommenheit zu. Was zerfällt ist für die Herrlichkeit geschaffen.
Genau das, was als die Tragik des Lebens erscheint, hat einen tiefen Sinn. Wir zucken zusammen, wenn die Erde zerfällt und die Menschen wie die Fliegen sterben. Wir erstarren vor Schreck, wenn wieder eine Welt zusammenbricht. Gestern feierte die Kirchengemeinde hier in unserer Buchhaldesiedlung ihr 50 jähriges Bestehen. Am Anfang dieser Geschichte stand ein unschöner Konflikt zwischen Kirche und unserer neu entstandenen Ordensgemeinschaft. Helles Entsetzen prägte die Gemüter. Doch jetzt im Rückblick kann man nur sagen, aus dem schmerzhaften Sterbensprozess ist die Ordensgemeinschaft der Blumenmönche gewachsen. Das Zerfallen war die Voraussetzung für Neues. Die täglichen Auslegungen hier, sind nicht aus einer genialen, spirituellen Idee entstanden, sondern aus einem Unglück, wo ein junges Leben auf dem Scherbenhaufen landete.
Wo Gott Bleibendes schaffen will, fliegen oft die Fetzen. Für das Heil gehen die Wege über Golgatha und das Kreuz. Die Passion ist die Bedingung für Ostern. Auferstehen kann nur das Gestorbene. Daher bekommt alles Sterben den Herbstcharakter. Nur wenn die Blätter fallen und der Baum wie tot in der Landschaft steht, kann der Frühling zu neuem Leben ansetzen. Der Baum setzt eine neue Wachstumsschicht an und bereitet sich auf seine nächsten Früchte vor. Gott baut sein Reich, mit dem Dahinsterben dieser Welt. Damit geht die Hoffnung nie aus.
Haben wir Angst, wenn unser Kleider zerfallen, oder können wir dahinter schon den ewigen Schaffensprozess erkennen?  

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