Verlassenheitsängste sind tabu 

kein Mensch ist von allen guten Geistern verlassen.
„Der Herr, dein Gott, ist ein barmherziger Gott; er wird dich nicht verlassen noch verderben.“

5. Mose 4, 31
Mein Gott, warum hast du mich verlassen, sind die dramatischten Worte Jesu am Kreuz. Gottverlassenheit ist Weltuntergang und Tod. Dieser Augenblick war die schlimmste Verlassenheit, die es je auf der Erde gegeben hat. Schon wo Menschen auseinander gehen bleibt ein tiefer Schmerz. Verlassen zu werden zieht den Boden unter den Füßen weg. Verlassen ist der totale Liebesentzug. Damit fällt das Lebensgebäude ein. Von Gott verlassen sein ist Hölle. 
Wenn Gott Liebe ist, wäre von ihm verlassen sein paradox. Gott ist Gegenwart. Gott war und wird immer sein, das ist die Totalerfüllung allen Lebens mit Ewigkeit. Gott ist immer und überall. Gott ist von Himmel und Erde nicht wegzudenken. Gott ist der „Ich bin“. Raum und Zeit ist von ihm erfüllt. Allgegenwärtig, allumfassend. Gott in seiner Existenz kann niemals fern sein. Er kann nichts und niemand verlassen, weil alles von ihm umhüllt ist. Aus ihm kann nichts herausfallen. Auch der Gottlose ist voll und ganz mit Gott umgeben. Wo will Gott hingehen, um uns zu verlassen, wenn er uns wie die Luft zum Atmen umgibt. Gott ist es unmöglich, jemand oder etwas zu verlassen. 
Verlassen kann nur der Mensch. Er kann loslassen, auch wenn Gott kein Zentimeter von seiner Seite rückt. Verlassen ist der Dickkopf, der anders will. Im Verlassen gehen wir die eigenen Wege im Widerspruch zu dem, der nicht von uns lassen kann. Das war der Zerbruch Christi am Kreuz. Er hat diesen Widerspruch, dieses Gott verlassen der ganzen Welt durchgelitten. Diese Hölle hat ihn umgebracht. Doch Gottes Barmherzigkeit feiert einen Ostermorgen. Gott besiegelt sein Nicht-Verlassen-Können durch die Auferstehung. In Christus wirkt Gott all unserem Verlassen entgegen. 
Warum haben wir dann immer wieder mit diesen Verlassenheitsängsten zu kämpfen?
Einen gesegneten Sonntag wünsche ich euch.

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