Heiß gemacht

1.Johannes 4,7-12 – Predigt – Br. Theophilos  
Im Blumenhaus arbeiten wir an einem neuen Blumenhausprospekt. Da könnten wir anbieten: Günstige Blumen und Pflanzen in super Atmosphäre. Hochkarätige  Floristik  zu Aldi-Preisen. Lieferservice fast zum Nulltarif. Wir könnten das, doch wir wollen das nicht. Mit Sicherheit gibt es noch mehrere, die so werben könnten. Wir fragen uns: Wer sind wir? Was unterscheidet uns von anderen? Das unverwechselbare Motto der Blumenmönche ist: „Blumen sind das Lächeln Gottes über der Erde.“
Wir sind gar keine Rosen-Verkäufer, wir sind Angelächelte. Mit jeder Blume lächelt Gott uns ins Gesicht. Lächeln hat etwas magisches, da entgleist jeder Gesichtszug. Lächeln bringt verwelkte Gesichter zum Blühen. Eine Blume wirkt tiefer als die beste Anti-Falten-Creme.
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1. Angelächelt

„Nicht wir haben Gott geliebt, sondern ER hat uns seine Liebe geschenkt.“
Wir sind angeliebt und angelächelt. Unser Leben zündet nicht in oder aus uns, sondern durch einen Liebesimpuls. Leben ist nichts Gemachtes, es ist das Echo von lebendiger Gotteszuneigung. Ein Sympatiestrahl setzt Welten in Bewegung. Da fällt ein Tropfen Tinte in eine Glaskanne und das ganze Wasser wird blau. Dieses Wasser könnte sich aus sich heraus nicht verfärben. Ein Tropfen Liebe und Eisberge schmelzen dahin. Gott lächelt und liebt sich in unsere Belanglosigkeit und bringt etwas zum Brodeln. Lächeln sortiert das Gesicht neu. Wenn der Fotograf sagt: Bitte Lächeln, dann entstehen oft die erzwungenen Grimassen. Lächeln auf Kommando ist furchtbar schwer und führt schnell zu der Aussage: Ich bin nicht fotogen. Aus uns heraus entsteht Krampf. Werden wir dagegen angelächelt, entsteht ein Lächeln mit entspannter Tiefenwirkung. 
Gott lächelt, Gott liebt, das macht aus uns den Menschen, der so einmalig ist. Gott hat noch nie etwas aus uns herausgezogen, was er nicht schon längst in uns hineingeliebt hat. Die erste Glaubenserfahrung ist nicht, lieben zu müssen, sondern geliebt zu sein. Amore – so heißt jene samt seidig, dunkelrot glänzende Rose, die Gott uns überreicht und sagt: Ich mag dich! Da gibt es nichts zu geben, sondern zu nehmen, einfach mal Danke sagen für das, was da ist und was da kommt. Danke für den außerirdischen Sympathieschub; Danke für das Lächeln des Großartigen; Dankeschön, bitte sehr.
Wenn diese Liebe nicht zuerst wäre, wäre unser ganzes Dasein eine fromme Verkrampfung. Alles was da entstehen sollte, müsste gewalttätig entwickelt werden. *Da ist der Posaunenchor, in dem ich hätte kräftiger blasen sollen, die Bibelstunde, in die ich hätte regelmäßiger beten können und die Katze, die ich hätte sicher über die Straße begleiten sollen, wollen, müssen. Der Theologe Voigt sagt: „Unsere Liebe besteht nicht darin, dass wir lieben, sondern dass Gott liebt.“ Alles kommt in Bewegung, weil Gott angefangen hat zu lächeln und zu lieben.
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2. Angedrängt

„Gottes Liebe zu uns ist für alle sichtbar geworden, als er seinen einzigen Sohn in die Welt sandte, damit wir durch Christus ein neues und ewiges Leben bekommen.“
Liebe hat ein Gesicht. Hinter der Gottes-Liebe steht Jesus Christus. Er kommuniziert und verändert dabei sein Gegenüber. Eine wissenschaftliche Studie hat entdeckt, dass in einem Gespräch von zwei Menschen, jeder Beteiligte sich verändert. In einem einstündigen Dialog werden nicht nur Meinungen und Ansichten neutral ausgetauscht, sondern jeder übernimmt zu etwa 10 %  etwas vom anderen. Es gibt kein Gespräch, das keine Spuren hinterlässt, im positiven, wie im Negativen. Seine Liebe hinterlässt Spuren. In Christus schäumt Gottes Sympathie zum Menschen. Christus ist das Aufblühwunder, das in jede Knospe eine lächelnde Blüte zaubert. Christus ist der Sturm und Drang-Gott, der nicht zu bremsen ist. Mit Christus lächelt Gott in unser Alltagsgrau. Verblühen und Welken bekommen einen Kick. Da wird der Weg zum Kompost abgeschnitten. Diese Liebe will retten, was zu retten ist. Die Gottesliebe ist wie ein Durchlauferhitzer. Wo sie reingeht, kommt etwas anderes raus. Liebe ist atemberaubend, wenn sie in Trümmern neue Häuser baut.
Da berührt uns Wärme
  • trotz unerfüllter Wünsche,
  • trotz starker Schmerzen
  • trotz ständiger Schwierigkeiten
Da trägt mich Zuneigung
  • obwohl mir die Anerkennung fehlt
  • der Erfolg auf sich warten lässt
  • Missverständnisse mich erdrücken
Die Liebe ist ein Ausbruch aus dem privaten Bannkreis. Was da in uns hineindrängt, will uns groß und weit machen. Unsere Schritte werden wesentlich größer, unser Denken wird unbegrenzter, der Andere bekommt für uns ein neues Gesicht. Liebe beflügelt zu einem Dasein, das weit über sich hinausgeht.
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3. Angezündet

„Meine Freunde, lasst uns einander lieben.“
Angelächelte, von Liebe Überwältigte sind keine Gefriertruhen mehr. Wir brauchen keinen Schweißbrenner um uns gegenseitig heiß zu machen, das schafft die Liebe alleine. Glaubende müssen sich nicht motivieren, sich nicht aufputschen, sie sind heiß gemacht. Was heiß ist, lässt Eis schmelzen. Wo das Eis schmilzt, wird das Land überflutet. Wer angelächelt wird, lächelt automatisch zurück. Der braucht kein Kommando, keinen Einsatzplan, oder irgendein Liebes-Lern-Programm. Liebe ist ein Selbstläufer. Liebe ist der Umschalter vom Ich zum Du. Einander lieben, ist ein gegenseitiges Inspirieren, aus einem inspiriert sein heraus. Die Liebe verkürzt die Wege zueinander. 
Wer andere vergewaltigt, baut keine tragfähige Beziehung. Unter Zwang kann kein Miteinander entstehen. Einem Sturm gelingt es nicht, auch mit noch so wilden Böen dem Wanderer die Jacke auszuziehen, im Gegenteil, der arme Kerl schnürt sich nur noch fester ein. Die Sonne dagegen schickt ein paar warme Strahlen, so dass der Mann ganz von selbst seinen Mantel ablegt. Liebe kann viel mehr bewegen, als alle Gewalt der Welt. Einander lieben, ist Gottes Führungsstil um sein Ziel zu erreichen. Ein Arzt, der seine Patienten spüren lässt, dass sie ihm am Herzen liegen, erhält viel mehr Vertrauen und kann wirkungsvoller helfen. Eltern, die offen zeigen, dass sie ihre Kinder lieben, können ihnen mehr fürs Leben mitgeben. Mitarbeiter, die Wertschätzung erfahren, sind wesentlich einsatzfreudiger und produktiver. 
Liebe ist schöpferisch, weil sie die stärkste Macht im Universum ist. Sie ist der Atem Gottes, der Miteinander beatmet. Es gibt keine andere Methode, die derart verbindet und fördert. Heiße Liebe ist auf du programmiert un will für den andern das Beste. Die Liebe schaut viel mehr auf das, was sie im anderen fördern kann, und nicht gewaltsam korrigieren muss. Wir dürfen andere nicht zu sehr analysieren. Wer eine Blume in ihre Bestandteile zerlegt, zerstört ihre Schönheit. Ein altes Sprichwort lautet: „Was du in einem Menschen siehst, das wirst du. Licht, wenn du Licht siehst; Schmutz, wenn du Schmutz siehst.“
Wir sind durch Liebe angeliebt worden. Wir haben die Macht, mit Liebe zu verändern.
 Ist das nicht eine faszinierende Aufgabe, andere mit dieser Liebe heiß zu machen und aus der Reserve zu locken?
Amen.

3 Responses

  1. „Da berührt uns Wärme
    trotz unerfüllter Wünsche,
    trotz starker Schmerzen
    trotz ständiger Schwierigkeiten
    Da trägt mich Zuneigung
    obwohl mir die Anerkennung fehlt
    der Erfolg auf sich warten lässt
    Missverständnisse mich erdrücken“
    – es ist immer wieder unglaublich – nein, eben nicht – andere anstecken, ja, denn erklären kann man es nicht …

    Alles Liebe 😉

    1. Ja, es ist seltsam, dass es sich nicht erklären lässt, wieso ein Lächeln, womöglich noch gepaart mit einem freundlichen Wort, ein Herz in einem Augenblick erwärmt.
      Also muss ganz offensichtlich die Liebe das Non plus Ultra eines Lebenssinns sein?

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