Geniale Architektur

Eph. 2, 17-22
Außergewöhnliche Architektur erregt Aufmerksamkeit. Sie sind Stein und Glas gewordene Gedanken großer Genies. Was Menschen erträumten, ist Materie geworden. Menschliche Schaffenskraft, die teilweise zum Weltwunder wurde. Sei es die Chinesische Mauer, die Gaudi Kirche in Barcelona, die Hundertwasser Therme in Bad Blumau, oder gigantische Hotels in Dubai und das visionäre Opernhaus in Sydney. Geniale Architektur die ihrer Betrachter in andere Welten versetzt und Menschen darunter zusammen führt.
Gott baut an einem Weltwunder. Es sollen Räume entstehen, in denen der Allmächtige aus und eingeht.
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  1. Am Anfang steht die Vision

„Christus ist gekommen und hat seine Friedensbotschaft allen gebracht, die fern von Gott lebten, und allen, die nahe bei ihm waren. Durch Christus dürfen jetzt alle, Juden wie Heiden, vereint in einem Geist, zu Gott, dem Vater, kommen.“
Gott träumt von einer Versöhnungskirche. Er hat die Vision von einem Ort, an dem Mensch und Gott ein Herz und eine Seele sind. Er will Dehnungsräume schaffen, in denen Menschen weit und groß werden, für das, was er in sie hineinfüllen will. Er baut an einem Zentrum der Vereinten Nationen, im dem extreme, konfliktgeladene Verschiedenheit, zur geistigen Einheit zusammen wachsen. Er hat sich zum Ziel gesetzt, ein Lebenskunstwerk zu schaffen, im dem Menschen ihre größte Verwandlung erfahren. Dabei plant er keine hybrialen Eventräume, sondern Lebens- und Arbeitsräume. Mit Christus beginnt er an der wichtigsten Grundlage. Er entsorgt Altlasten. Zuerst muss der Dreck weg, müssen die aufgetürmten Berge verschwinden, die Menschen von Gott trennen. Christus schafft eine Top- Baustelle, für ein Groß- Projekt. Mit Christus erwählt Gott nicht mehr nur das eine Volk, sondern alle ohne Ausnahme. Es gibt keine Bevorzugung mehr. Was Christus bringt, ist so ein starkes Stück, dass sie alle zu Privilegierten macht. Da werden die verschiedensten Geister, zu dem einen Geist in Christus. Da vereinen sich Ferne und Nahe. Jesus verbindet das was eigentlich nicht zusammenpasst, damit beginnt Gemeinschaft und Kirche.
Gottfried Voigt: “Wer zu Christus kommt, wird in die hoffende und glaubende Kirche einverleibt, geht in sie ein. Man kann das Heil nicht irgendwo finden, man findet es in ihr.“
Gottesbegegnung geschieht einzig in Christus. Wo ich alleine im Wald oder der Natur bin, entsteht nicht Kirche. Das kann sicher beflügeln und in die Anbetung führen; doch Kirche ist dort, wo sich Christus vergegenwärtigt und Menschen vor Gott stellt. 
Das ist die Vision die Gott antreibt.
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  1. Lebendige Baustoffe

„So seid ihr nicht länger Fremde und Heimatlose; ihr gehört jetzt als Bürger zum Volk Gottes, ja sogar zu seiner Familie. Als Gemeinde Jesu Christi steht ihr auf dem Fundament der Apostel und Propheten. Doch der Stein der dieses Gebäude trägt und zusammenhält, ist Jesus Christus selbst. Auf ihm ruht der ganze Bau, dessen Teile, untereinander fest verbunden, zu einem Tempel Gottes heranwachsen.“
Christus vergibt neue Staatsbürgerschaften. Er legt neue Familienzugehörigkeiten fest. Wo Gott sein Baumaterial auswählt, hat einer etwas mit uns vor. Wir bekommen eine Zweckbestimmung. Wir werden ein Teil der Geschichte, die sich Gott vom Anfang der Welt, mit uns erträumt hat. Reich Gottes ist nicht nur auf die Historie meines bescheidenen Daseins beschränkt. Dieses Bau verbindet alle Zeitepochen mit allen die dazugehören, von damals, heute und morgen. Als Mitbürger der Heiligen haben wir als evangelische Christen hier eine herrliche Denksportaufgabe. Zu unserer Familie gehören die Apostel und Märtyrer der alten Kirche und die Lehrer wie Augustin. Genauso sitzen die Ordensgründer und Mystiker des Mittelalters Benedikt und Franziskus an den gemeinsamen Tisch. Da sind die Väter der Reformation, sowie die Bekenner des 3. Reiches wie Dietrich Bonhoeffer. Das sind lebebendigen Bausteine, der Gottesfamilie. Hier darf unser Heiligengedenken ruhig eine positive Erweiterung erfahren. Die Glaubenden sind keine antiquarischen Reliquien, die irgendwann mal waren, sondern sie sind ein Teil des immer währenden Gottesreiches. Einmal von Gott geschaffen, bleibt immer am Leben. Einmal zum Baustein erwählt, bleibt immer Element der Kirche. Volk Gottes beinhaltet das große Ganze. Es ist immer Gemeinde und Bruderschaft umfassend mit allen die zu dieser Kirche geschichtsübergreifend gehören.Kirche Christi ist weltweit und ewig. Christus steht an dem statisch wichtigsten Punkt der den Bogen oder die Kuppel zusammenhält. Mit den Augenzeugen der Auferstehung gibt er dem Bauwerk Halt und Charakter. Die Apostel und Propheten sind tragende Säulen der Kirche.
Solche lebendigen Baustoffe machen die Gemeinde zu dem was sie ist – Behausung Gottes. 
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  1. Die Heiligen Hallen

„Auch ihr seid ein Teil dieses Baus, im dem Gottes Geist wohnt.“
Die ihr Zuhause bei Gott gefunden haben, werden nun selbst zur Wohnung für Gott. Durch Christus bekommen wir in diesem gewaltigen Komplex, selbst eine heilsgeschichtliche Bedeutung. Wir sind Kirche, weil jeder Stein das Ganze ausmacht. Kirche ist immer der Verbund, der von Gott vermauerten Steine. Ein Stein in der Einsamkeit einer noch so tollen Landschaft ergibt kein Gebäude noch weniger eine Wohnung. Es ist unmöglich Teil dieser Kirche zu sein, ohne selbst ein vermauerter Stein zu werden. Es gibt für uns nur eine richtige Stelle, an dem unser spezieller Platz in diesem Haus ist. Der Eisenträger ist mit dem Rolladenkasten nicht beliebig austauschbar. Wir sind kein Multifunktionsobjekt auf dem steht: Verwendung wo am Nötigsten. Wir sind einzigartig und passen nur in eine Lücke. Es gibt nicht mehrere Möglichkeiten, wo diese eine Fertigwand aufgestellt wird, sondern nur die Stelle, die im Plan eingezeichnet ist, bei der dann alle Anschlüsse passen. Es ist nicht egal, was wir machen, wo wir uns engagieren und unsere Aufgaben wahrnehmen. Wo ein Stein etwas anderes will, als genau seine Lücke zu schließen, bleibt im Gebäude ein Loch, oder die Statik ist gefährdet. Wir können nicht ermessen, welche Löcher wir stopfen wollen; in unserem Ermessen liegt, festzustellen, für welchen Platz ich genau geschaffen bin. Es wäre Materialverschwendung, wenn wir unsere Kapazitäten und Fähigkeiten an der falschen Stelle einbringen wollen. Nicht irgendwas, sondern genau das Richtige.
Wie viele Menschen vergeuden ihre Berufung und verschleißen sich an den verkehrten Aufgaben, nur weil man nicht intensiv danach forscht, worin liegt meine Einmaligkeit. Wo wir nicht am richtigen Platz sind, sind wir entweder überfordert oder unterfordert. Unsere Gaben kommen nicht zur Entfaltung und die Leidenschaft unseres Lebens wird müde und träge. Es geht um meine einzigartige Begabung, es geht um das, was sich Gott allein mit mir ausgedacht hat.
Dann entsteht die Hütte Gottes unter den Menschen. Dann erhält menschliches Dasein die Formen eines großartigen Architekten. Christliche Gemeinde ist nicht die Ansammlung frommer Individualisten, sondern die Verschmelzung lebendiger Steine, die voll in ihrem Element sind. Da ist Kirche das Zentrum, in dem sich das Heil Gottes ereignet. Da hat der Geist ein Zuhause, der Gemeinde verwandelt. Da sind wir ein Teil des Wunders von heiligen Räumen. Wo der Geist Gottes baut, ist Kirche eine lebendige Baustelle, in der etwas Unvergängliches entsteht. Sie ist kein modernes Unterhaltungsprogramm, noch eine erweiterte Vesperstube. Sie ist kein Dienstleistungsunternehmen für menschliche Bedürfnisse. 
Sie ist Höhepunkt der Gotteserfahrung. Sie ist Einbettung für das Allerheiligste. Kirche ist Eucharistie, in der Gott von seiner Gemeinde Besitz ergreift.
Gottfried Voigt: Indem wir Christus im Wort und Sakrament in uns aufnehmen, werden wir Gehäuse für seine Realpräsenz.
Diese heiligen Hallen entstehen mit uns und in uns. Wir sind für solch ein Traumobjekt gedacht. Unsere eigentliche Schönheit erlangen wir, in dem wir uns zu diesem Kunstwerk verbauen lassen.
Wäre das nicht eine geniale Architektur?

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