Trete mir ans Schienbein

Kurskorrekturen sind hart aber zielstrebig.

„Weise mich zurecht, Herr, aber im Gerichtsverfahren, nicht in deinem Zorn, damit du mich nicht auslöscht.“
Jer. 10, 24

Gott brennt leidenschaftlich für Recht und Gerechtigkeit. Gott liebt das Gute und hasst das Unrecht. Er hasst alles, was aus dem Ruder läuft und sich von ihm, dem Lebenschaffenden abwendet. Er glüht vor Leidenschaft gegen alles, was dem Untergang ausgeliefert ist. Sein Zorn ist seine geballte Emotion gegen Zerstörung und Tod. Sein Zorn ist keine willkürliche Entgleisung, sondern das Wissen, ohne ihn ist das Leben ausgelöscht. Gottes Zorn ist der Rettungsanker, der Schrei gegen das Verderben. Gott kann es nicht ertragen, wenn Leben zu Grunde geht.

Wenn der Mensch das erkennt, wenn er sich erkennt, kann er nur zu solch einem sonderbaren Gebet finden, wie in diesem Wort. „Weise mich zurecht“. Wer bittet schon gerne um Prügel? Wer so betet hat begriffen, wer er selbst ist; ein Mensch voller Abgründe und zu allem Unrecht in der Lage. Ihm ist bewusst, wenn Gott nicht seine Hand nach mir ausstreckt, habe ich keine Chance. Ich brauche Korrektur. Ich brauche ständig eine Kurserneuerung. Ich bin radikal abhängig von seiner Gerechtigkeit und seinem Heil.
„Deshalb Gott, fasse mich hart an, trete mich ans Schienbein, stoße mich vor den Kopf, damit ich kapiere, welch ein hoffnungsloser Fall ich ohne dich bin.“

Harte Wege sind jetzt schmerzhaft, doch meistens sind sie die heilsamen Kurskorrekturen, an denen wir wachsen. Züchtigung hat das Ziel, nicht an Gottes Gerechtigkeit vorbeizuschießen. Deshalb sehen wir Zurechtweisung nicht als persönliche Abwertung, sondern als die Zuwendung, an dem im Unheil etwas von Gottes Gerechtigkeit entsteht.

Warum sollten wir das Schwere, unter dem wir stöhnen nur kurzfristig betrachten, wenn langfristig unsere eigentliche Rettung darin liegt?

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