Was wäre, wenn Bundespräsident Joachim Gauck die Blumenmönche besuchen wollte? Hoher Staatsbesuch im Kloster. Wen schüttelt das? Wer interessiert sich schon noch für Politik? Das juckt mich nicht, mit denen da oben habe ich sowieso abgeschlossen. Was soll´s, wenn der kommt ändert sich die Welt auch nicht. Wir haben doch ganz andere Sorgen, da helfen große Worte von außen nicht.
Nein, das würde keiner sagen!
Mit Sicherheit, würde wochenlang davor die Welt im Kloster Kopf stehen. Da würden Rezepte studiert, Räume auf Hochglanz gebracht, Programme geschmiedet und in den Kameras die Akkus geladen. Die Luft ist spannungsgeladen, alles prickelt und fiebert auf diese Begegnung zu. Ein Gast und die Welt verändert sich. Wer auf etwas zu lebt, kann keine trübe Tasse mehr sein.
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1. Wir sind die Hellen
„Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass der Tag des Herrn wie ein Dieb über euch komme. Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis.“
Christus kommt. Angekündigter Besuch, ob gewollt oder nicht. Eine Christusbegegnung steht jedem bevor. Diesem Zusammentreffen haben alle standzuhalten. Auch wenn er die letzten 2000 Jahre nicht gekommen ist und den Eindruck erweckt hat, jeder könne in Ruhe sein Ding machen, wir werden vor ihm stehen.
Wie und wann das sein wird, ist gar nicht wichtig, sondern allein „dass“. Dieses „Dass“ hat prägende Kraft für den Glauben. Gott setzt damit einen Punkt, auf den alles zuläuft. Das Größte, das sich Gott vorgenommen hat geht in Erfüllung. Reich Gottes in seiner Vollendung. Durch dieses Ereignis verdichtet und konzentriert sich das Leben. Dass Christus kommt, ist nicht nur eine Tatsache, die irgendwann sein wird, sondern sie gibt dieser Welt ihren eigentlichen Sinn. Wer mit dem Licht rechnet, wird selber Licht. Gott nimmt aller Perspektivlosigkeit das Dunkle und die Nacht. Das was kommen wird, hat bereits gestaltende Kraft in der Gegenwart.
Wenn wir uns ein neues Haus erträumen, wird irgendwann aus dem Gedanke Wirklichkeit. Zuerst haben wir das Bild vor Augen, dann ziehen wir in diese neuen Räume ein. Dass Jesus kommt, ist eine Vision für die Zukunft, die das Heute gestaltet, belebt und antreibt. Wenn er Licht ist, ist er das nicht nur in unserer Erwartung oder Phantasie, sondern im hier und jetzt. Er bestimmt alles tun und denken. „Das was ich anschaue, bekommt Macht über mich.“ Das worauf ich zu lebe, ist mein Leben. Wir sind das Licht! Damit wird unser ganzes Lebenspotential freigesetzt. Wir haben Christus verinnerlicht, deshalb leuchten wir. Wer von diesem Licht ergriffen ist, wird zu Schöpfer seines Lebens. Mit dieser Vision macht Gott Gemeinde lebendig. Damit will Gott die Welt aus den Angeln heben. Hier trennt sich wichtig von unwichtig. Wir sind die Hellen, die Hell-Wachen, weil wir auf das Licht zugehen.
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2. Verpatzte Gelegenheiten
„Wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr -, dann wird sie das Verderben schnell überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau und sie werden nicht entfliehen.“
Christus macht in seinem Kommen, eine Zuschauerfrage zur Existenzfrage. Am Umgang mit dieser Tatsache entscheidet sich, ob man mit seinen Pfunden wuchert, seine Gaben ausschöpft, auf etwas zu fiebert, oder das Leben verschläft. Wer diese Frage mit Gelassenheit beantwortet, verspielt kostbares Kapital und stürzt sich in die Belanglosigkeit. Wer nach der Devise lebt: Es wird nicht so heiß gegessen, wie gekocht wird, nimmt sich selbst den Wind aus den Segeln. Wer nicht hellwach ist, steht in der Gefahr, dass es in seinen Gedanken finster wird. Wo diese Christusbegegnung nicht dauernd brennt, glüht und antreibt, überfällt einen Müdigkeit. Perspektivlosigkeit fördert Trägheit, Frust und Krankheit. Ohne dieses Ziel fährt das Leben auf Sparflamme, in einen Dämmerzustand. Das Leben stumpft ab und man bastelt seine Ausreden und Erklärungsversuche, um sich gegen die Antriebslosigkeit hinwegzutrösten.
Auch wir stehen in dieser Gefahr, unter der Last der Arbeit, dem Mangel an Nachwuchs, den beginnenden körperlichen Beschwerden, in eine Schwerfälligkeit zu verfallen. Der Text will uns vor der falschen Sicherheit , gedankenloser Untätigkeit und resigniertem Damit-Abfinden bewahren. Glauben kann man nicht, als ein am Rande Beteiligter, der für sich seine meditativen Entspannungsübungen macht, sondern als einer, der Licht vor Augen hat und mit ganzer Macht von der Nacht zum Tage durchdringt.
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3. Lebe den heutigen Tag
So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein.“
Leben wird von einer klaren Zukunft bestimmt. Das Leben im Glauben erst recht. Da werden die längst fälligen Fragen des Glaubens nicht vor sich hergeschoben, wie eine Prüfung, die am Ende des Schuljahres wartet. Da leben wir nicht irgendwann, sondern jetzt. Alles ist darauf angelegt, die wertvollen Augenblicke auszuschöpfen und dem Leben die eigentliche Qualität zu geben. Christen steigen aus der Belanglosigkeit aus und heiligen den Moment. Wem Christus etwas bedeutet, dem wird jeder Mensch zu etwas Besonderem. Die Zeit wird zu einem kostbaren Geschenk, zu einer erfüllten Sternstunde. Alles bekommt einen neuen Wert und eine neue Wichtigkeit. Zielstrebigkeit fördert die Konzentration auf´s Eigentliche. Das Eigentliche ist die Quelle an Kraft, an Mut und Hoffnung, das, was wir anschauen.
Was können wir tun, um den heutigen Tag noch bewusster zu leben als „normale“ Tage?
Es hängt von unseren Sehgewohnheiten ab. Wo wir Licht sehen und Licht sind, können wir uns in den Nächten sicher bewegen. Wir können mit Widerwärtigkeiten anders umgehen. Als die Mutter ihre kleine Tochter beim Gewitter im Wald besorgt fragte, hast du denn keine Angst vor den Blitzen, antwortete diese lächelnd: Warum denn, der liebe Gott macht doch gerade Fotos von mir.
Wie gehen wir mit Bedrohlichem um?
Hellwache Menschen verwandeln Frustration in Faszination. Wer Christus vor Augen hat, kann jede Situation in goldene Momente verwandeln. Wir beginnen in jedem Tag das Wunder zu entdecken, und dafür zu danken. Da besteht jeder Tag aus hunderten von Wundern und kostbaren Momenten. Glaube macht wach und nüchtern für jeden Augenblick. Glaubende gestalten jeden Tag als einmalige Chance. Vom Licht bewegte, lassen sich durch nichts davon abbringen vom Leben fasziniert zu sein. Sie wachen, arbeiten konzentriert, sie adeln jeden Moment, dass sie nichts vom Leben verplempern.
Wenn der große Präsident kommt, will ich nicht mit Belanglosem beschäftigt sein und mich mit Kleinigkeiten, Gehässigem oder Zerstörendem aufhalten. Durch den Tag Jesu, bekommen unsere Tage eine neue Realität. Wenn wir nicht jetzt dieses Licht anschauen, und nicht alles davon durchdringen lassen, wann soll es dann in der Nacht der Welt hell werden?
Mit dem Licht vor Augen, haben wir die stärkste Motivation für das Heute und sind allzeit bereit für den Kommenden.