Weinende Augen können glänzen

Kapelle, Autobahnkapelle, Kochertalbrücke,
Christophorus-Kapelle – ein „Ja“ gegen tausend „Neins“
8 Schwestern erobern die Autobahn. An der A6, neben der Kochertalbrücke entstand eine neue Kapelle.  Sie ist ein „Ja“ gegen tausend „Neins“.  Sie ist ein „hier bin ich, gegen zig „das geht doch gar nicht“. Ein kleines Schmuckstück als Symbol für Mut zum Experimentieren, für Ausdauer und Gottvertrauen. Die Christophorus-Kapelle ist ein Sieg Davids gegen Goliath. Sie wurde Anfang April eingeweiht.  Die Christusträger Schwestern hatten sich mit einem übermächtigen Staatsapparat anlegt. Es entstand eine Oase der Einkehr auf Staatsgrund. Ein Ort des Gebetes, an der Verbindungsachse von Paris nach Prag. Reisende und Fernfahrer können bei ihrem unterwegs sein, kurz „Zuhause“ einkehren 

Ein paar Menschen hatten nur eines vor Augen: Die Kapelle.
Weinende Augen können glänzen
Hebr. 12, 1-3

1. Wer ein Ziel hat, kann kämpfen

„Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt, lasst uns auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens; er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten, und sich zur Rechten von Gottes Thron gesetzt.“
Glaubende sind Heißgemachte, von dem was sie sehen. Glaubende sind Bildbewegte. Glaubende leben von einem starken Christusbild. Christus malt ihnen die fertige Kapelle vor Augen. Reich Gottes in seiner Vollendung. Das Fest der Kirschblüten, das ein ganzes Tal in Atem hält. Da jubelt das Aufbrechen über lange Zeit der Trostlosigkeit. Da hüllt sich die Schöpfung in Farben, die alles Müde aus den Reserven lockt. Alles ist dazu angelegt, seinen Schöpfer zu umspielen, zu besingen, sich an ihm zu freuen. Allgegenwärtiger Lobgesang. Nie endende Faszination über das Wunder des Lebens.
Starke Bilder haben starke Kraft. Christus malt sein Bild vom Ziel her. Er steht schon in der fertigen Kapelle. Er entwickelt keine Vision, die einmal kommen wird, sondern steckt die Fahne ins Ziel. „Ich habe es geschafft, ich bin da!“ Der Weg geht schnurstracks auf das Siegertreppchen zu, auf dem Christus steht. Diese Wirklichkeit, leuchtet vor unseren Augen. Bei Christus sein, ist kein Traum, sondern etwas, was immer da ist, was vor uns wehend im Boden steckt. Weil Christus da ist, gibt es eine eindeutige Richtung, gibt es einen Punkt, auf den sich unser Herz konzentriert. Da ist ein starker Magnet, von dem alles angezogen ist.
Ziele sind lebensnotwendig. Wer kein Ziel hat, lebt nicht. Ziele sind das Feuer, das in einem brennt. Ziele bündeln alle Energie gegen Widerstände. Christus ist geballte Energie gegen das Scheitern. Er ist der Zielgeprägte in aller Passion. Er ist das Mahnmal, wie man mit Kreuz umgeht.
Wege zum Ziel gehen wir nicht allein. Die Wolke von Zeugen, die sich vor uns durchgeglaubt haben, steht Spalier. Da ist eine riesige Schar derer, die da sind und uns anfeuern. Die vor uns gelebt und geglaubt haben, sind nicht einfach weg, sondern um uns. Bei aller Anstrengung, sind wir eng verbunden, mit allen die um Gott sind. Gemeinde hier und dort. Um Gott ist ein lebendiger Organismus der großen Einfluss auf unseren Kampf nimmt. Christus mit seiner Wolke ist der Gott mit uns, für alle, die zum Ziel unterwegs sind. Vielleicht können wir den Umgang mit  Heiligen und Verstorbenen besser verstehen?
Wir haben ein Ziel und eine Wolke, die uns anfeuert. Dieses Ziel weckt den Sportsgeist.
 

2. Abgespeckt und kampfbereit

 „wir wollen auch alle Last und die Fesseln der Sünde abwerfen. Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist“
Große Ziele bedeuten Kampf. Christuswege sind Wettkämpfe, die über das Kreuz führen. Glaube ist unausweichlich angefochten. Ob wir wollen oder nicht, wir sind zum kämpfen bestimmt. Unser Organismus ist ständig in Habacht-Stellung gegen anfallende Schnupfenviren. Er wehrt ab, erneuert, regeneriert und kämpft ums überleben.
Gerade in der beginnenden Passionswoche ist es gut, wenn wir den leidenden Christus verinnerlichen. Seinem Ostern ging die dunkelste Nacht voraus. Auf den Sieg zugehen, hängt mit Loslassen zusammen. Den Weg zur Erlösung ging Christus am Puls derer, die am Ende waren. Er ging einen Weg, der augenscheinlich zum Scheitern verurteilt war. Sein Sterben hatte das große Ziel – die Berge zwischen Mensch und Gott müssen weg. Unter Lasten zu gehen, ist seit diesem Augenblick sinnvoll. Große Ziele zu erreichen tut weh. Glaubende kämpfen, weil sie das Größte, das Gott für sie zugedacht hat verspielen können.
Laufen wollen, heißt Last abwerfen.Sie werden nicht müde, gegen jede Art von Trägheit und Selbstverliebtheit anzugehen. Wer einen beschwerlichen Weg geht, darf kein Pfund mehr am Leib haben, als nötig. Er braucht einen freien Kopf und ein unbelastetes Herz. Alles was ablenkt muss weg.
Voigt: „Man kann einen Langstreckenlauf nicht mit Hut und Mantel und einen Koffer in der Hand gewinnen.“
Abwerfen ist eine christliche Disziplin. Abwerfen macht beweglich. Abwerfen ändert die Blickrichtung. Abwerfen rückt Leid an die 2. Stelle, weil in erster Linie der Blick vom Ziel angezogen wird. Wir kämpfen nicht gegen Dornen, sondern schlagen uns durch sie hindurch auf Christus zu.

3. Der Blick der erquickt

„Blickt auf Jesus und denkt an den, der von den Sündern solchen Widerstand gegen sich erduldet hat; dann werdet ihr nicht ermatten und den Mut nicht verlieren.“
Was wir anschauen, wird in uns mächtig, ein altbekanntes Wort. Wir leben, wie wir sehen. Unsere Blicke stehen für Sein oder Nichtsein. Was wir anschauen, kann aufbauen oder das Leben schwer machen. Das erleiden die syrischen Kinder, in deren junges Leben Brutalität hinein gemeißelt wird. Diese Macht liegt in den Augen. Was in uns eingeht, beeinflusst das Denken, die Gefühle, die ganze Person und letztlich wie wir uns verhalten. Wer große Ziele erreichen will, muss seine Augen unter Kontrolle haben.
„Auf Jesus blicken“. Da geht Erlösung in uns hinein. Da trifft die Auferstehung ins Herz. Da kommt der Gewinner zum Kämpfer. Der Jesusblick ist die größte Kraftquelle, weil die explodierende Schöpfung in uns zu blühen beginnt. Im Jesusblick strahlen die farbigen Fenster, der neuen Kapelle bereits ihr Licht in unser hoffnungsloses Grau. Passionswege sind Aufblickwege. Aufblickwege sind Eucharistie. Mit dem Jesusblick kann man nicht mehr schlapp machen. Jesus hätte nicht leiden müssen, er wollte. Er wollte so nah wie möglich bei den Ringenden und Kämpfenden sein. Egal wie groß die Widerstände, wie hart die Auseinandersetzungen auf dem Weg sind, egal wie schwach ich mich fühle, der Christusblick ist der Vitaminstoß für die leidende Seele. Da können weinende Augen gerade in der Karwoche glänzen.
Amen.

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