Kauft ohne Geld

Predigt vom 29.06.25

Jesaja 55, 1-3a

1 Der Herr ruft: „Ihr habt Durst? Kommt her, hier gibt es Wasser! Auch wer kein Geld hat, kann kommen. Nehmt euch Brot und esst! Hierher! Hier gibt es Wein und Milch. Bedient euch, es kostet nichts!

2 Warum gebt ihr euer sauer verdientes Geld aus für Brot, das nicht sättigt? Hört doch auf mich, und tut, was ich sage, dann bekommt ihr genug! Ihr dürft köstliche Speisen genießen und euch satt essen.

3 Hört mir zu, und kommt her! Ja, nehmt meine Weisungen an, damit ihr am Leben bleibt!

Kauft ohne Geld!

„Bezahlen Sie einfach mit Ihrem guten Namen“ wirbt eine Kreditkartengesellschaft.

Das klappt auch ganz gut. Wenn man aber nur seinen guten Namen auf dem Konto hat, funktioniert der nette Geldautomat plötzlich nicht mehr so, wie er soll.

Dann ist ganz schnell Schluß mit dem bargeldlose Einkauf.

Kauf ohne Geld – geht das überhaupt?

Selbst wer mit Karte zahlt, zahlt immer noch irgendwie – mindestens Buchungsgebühren.

Wer kauft, ohne zu zahlen, macht sich doch des Diebstahls verdächtig – oder nicht?

Kauf ohne Geld ist eigentlich gar kein Kauf – wenn kein Geld für die Ware fließt – oder nicht?

Kauf ohne Geld ist entweder Klau, Geschenk oder Tausch – jedenfalls nicht wirklich Kauf.

Um einen Erwerb geht es aber trotzdem bei Jesaja, um einen Erwerb, ohne zu zahlen, kurz, ein Geschäft der besonderen Art.

Es wechseln schon ganz eindeutig die Eigentumsverhältnisse. Deshalb ist es auch richtigerweise Kauf – zumindest aber ein sagenhaftes Angebot.

1. Gott bietet sich selbst an

2. Wo es das Beste umsonst gibt

sind wir

3. In ihm reich

1. Gott bietet sich selbst an

„Kommt her, hier gibt es Wasser. Auch wer kein Geld hat, kann kommen.“

Gott im Angebot – 1,99 oder so – Jesaja ruft ein Super-Sonderangebot in die Wüste, ein Schnäppchen, das es in sich hat.

Gott bietet sich an. Das ist kein Zwang, sondern eine Werbung – Werbung in eigener Sache. Genau das macht den Unterschied.

Es geht um einen Ruf, einen Anruf Gottes an den Menschen. Schon ab dem ersten Komma, das in der Bibel steht, ist Gott ein Werbender, Rufender, kein zwingender Gott.

Er ruft an, bietet an.

Weil Gott selbst ein Anbieter ist, kann christlicher Glaube immer nur Angebot sein, nie Zwang – unschlagbares Angebot, mehr als ein Sonderangebot, aber eben Angebot.

Gott bietet sich an. Er hat den Menschen als freien Konsumenten erschaffen, der selbst entscheiden kann und soll, wo er kauft.

Gott stellt sich selbst in Konkurrenz – einen Druck, den er sich hätte sparen können, hätte er den Menschen auf sich selbst fixiert erschaffen.

Aber es herrscht kein Zwang. Freiwillige Kaufentscheidung ist Gottes Ziel.

Ohne Freiwilligkeit kann keine Liebe sein zwischen Gott und Mensch.

Ohne freiwillige Entscheidung läuft sein Konzept nicht, scheitert der Masterplan.

Gott will, daß der Mensch selber prüft und anschaut, nachdenkt und abwägt und sich aus freien Stücken von ihm anrufen lässt.

Nur frei soll die Beziehung sein zwischen ihm und uns – so ist das Konzept.

Offenes Angebot, Lebensofferte an lebenshungrige Menschen –  Gott will der beste Bieter sein, um unsere Gunst ringender, werbender Gott.

„Kommt zu mir“ ist kein Befehl, sondern der erste gelungene Werbespot der Menschheitsgeschichte.

Gott müsste sich nicht derart prostituieren – er will überzeugen.

ER stellt die Entscheidung in die Hände wankelmütiger, vom Irrtum verfolgter, zweifelnder Menschen.

Wir sollen selbst entscheiden: Will ich – oder will ich nicht – Gott &Co.?

Gott bietet an – sich selbst, Leben.

Diese Offerte schreit ein Mann in die Wüste wie ein Filderkrautbauer seine Salatkartoffeln  – Jesaja: „Kommt zu mir“.

2. Wo es das Beste umsonst gibt

Gott gibt das Beste, was er geben kann: sich selbst, buchstabiert wie „Leben, das kein Ende kennt“.

Es geht um ein Qualitätsprodukt, das nicht so von Zweifeln angenagt ist, wie unser Leben, Leben in seiner ganz normalen Form.

Es geht um ein Leben mit gehobenem Standart.

Leben Gottes ist eben darin Leben, daß es lebendig macht und bleibt – nicht todesüberschattet ist.

Es ist das Mehrwertleben schlechthin, weil es eines nicht hat, was unser Leben hat: Ende.

Das „Ohne-Ende-leben“ will mehr sein, als der totale Spaß. Es will ein unendlicher Augenblick sein, der so schön ist, daß er nie vergeht, Sekunde, in der die Uhr stillsteht, in der nicht Winter- oder Sommerzeit ist, sondern Ewigkeit.

Mal eben so am Meer sitzen, die Sonne sinken sehen, tausende Jahre lang – der Augenblick, der nicht vergeht, der so schön ist, daß man ihn festhalten möchte, der zu entgleiten droht im Schatten unserer Zeit, die vergeht – Leben im echten, tiefen Sinn des Wortes, das Gott meint, ist das Eigentliche, das verschleißfrei erblüht und nicht geht mit den Lebensenttäuschungen unseres Daseins.

Leben, das kein Traum ist, sondern Gottes Angebot – es erweist sich darin als Qualitätsprodukt, daß es zur Alltagsbewältigung dient.

Leben in Gott führt nicht weg aus den Schwierigkeiten unseres Lebens, sondern in sie hinein und durch sie hindurch.

Deshalb ist Gottes Angebot keine psychische Projektion irgendwelcher frommer Spinner. Das  würde im Alltag nicht funktionieren.

Gottes Angebot ist ein Komplettpaket für das Leben hier über das Leben hinaus ins neue Leben hinein.

Es geht um eine Wertanlage für’s Leben – unabhängig von den Kursschwankungen des Daseins.

Was dabei lebenswertes Leben ist, erklärt sich allein in Gottes Absicht, die er damit hat.

Erfüllt kann Leben nur sein, wo es Gottes Lebensabsicht erfüllt.

„Unser Herz ist so lange unruhig in uns, bis es seine Ruhe findet hin Dir“ sagt Augustinus.

Erfüllung in Gott kann so ganz anders sein, als der schnelle Spaß, nachdem der oder die eine oder andere jagd.

Leben im Angebot – das Beste, was Gott hat.

Was es wirklich wert ist, erkennt man, wenn man anschaut, wie viel allein in Deutschland jedes Jahr für Arzneimittel, Kuren oder Operationen ausgegeben wird.

Schon der Wert der ganz normalen Gesundheit ist hoch – weiß jeder, der schon mal krank war.

Erst mit einem gebrochenen Arm weiß man, was ein nicht gebrochener Arm wert ist.

Gottes Leben versteht sich als ewiges Leben, durchaus im Wellnessbereich, frei von allem, was unser Leben eher bremst, also ohne Heuschnupfen, Rheuma oder sonst was, frei von Pillen-, Prothesen-, Präparaten.

Wieviel könnte so was wert sein? Unbezahlbar!

Gott beschränkt sich nicht auf Leistungen der AOK oder DAK o. a.. Seine Lebensabsicht reicht weit über den gesundheitlichen Bereich  hinaus.

Deshalb ganz klar: Unbezahlbar! Da spart man sich das ganze Leben einen ab, und trotzdem reicht’s dann nicht – so etwa.

Ein Preisschild klebt da nicht dran – auch nicht an der Unterseite, so wie bei teuren Luxusartikeln üblich.

Leben, das Gott gibt, ist im freien Handel nicht erhältlich, kann man gar nicht kaufen, bietet Gott trotzdem an.

Gott bietet sich an, ohne käuflich zu sein. Es findet auf einer ganz anderen Ebene statt.

Man kann ihn nicht kaufen geschweige denn bezahlen, aber trotzdem erwerben. So einfach ist das.

Das Beste für low.

Gott kann man sich nur schenken lassen.

Wie schwierig das ist, sehen wir bei unserer Gratisecke auf dem Wochenmarkt. Da stellen wir immer ein paar Pflanzen hin, die nix kosten, die man sich zum Aufpäppeln mitnehmen kann.

Oft dauert’s den halben Vormittag, bis sich einer traut, etwas mitzunehmen.

Für manche eine Überforderung, mal was zu kaufen, ohne zu zahlen.

Sich schenken lassen macht uns

3. In ihm reich

Gott muß man sich schenken lassen. Es gibt nichts, womit man zahlen kann.

Das ist zum einen eine schwierige Botschaft, zum anderen aber der entscheidende Vorteil des Christentums inmitten der Weltreligionen.

Erfüllung findet nicht kraft meiner Leistung statt, Erfüllung ereignet sich nur auf romantische Art, in Gottes Zuneigung.

Erfüllt ist nicht der Mensch, der viel leistet oder sich gerne Wünsche erfüllt – sondern der, der sich beschenken lässt und schenken kann.

Gott lächelt uns an. Lächeln wir zurück, ist das wie eine Blume, die blüht, die die Welt verzaubern kann, wenn auch nur für den Augenblick, in dem das geschieht.

Gott verschenkt sich in dem Augenblick, in dem wir Abschied feiern von unserem Kreditkartendenken, vom Glauben, bezahlen zu können mit unserem guten Namen – den gibt es nämlich nicht.

Da ist nur so was wie Defizit, das man abheben kann. Es braucht einen offenen Arm, der sich anfühlt wie ein geplündertes Konto, um Gott zu empfangen, eine leere Hand.

Es braucht großen Mut, sich von der gängigen Zahlungsmoral zu verabschieden und anzunähern an Gottes Zahlungsverkehr, der so ganz anders ist.

Die Währung, die dabei gilt, heißt eher „Vertrauen“.

Nur im Vertrauen tauscht Gott gegen Gnade das Recht, Furcht gegen Hoffnung, Tod gegen Leben.

Es geschieht in Christus, der zur Zeit des Jesaja nur als Ahnung, als große Vision in den Menschen lebt, für uns aber Wirklichkeit geworden ist.

Das wahre Leben wird in Christus allein aktiv.

Erwerben wir Gottes Sympathie zum Preis von Christus, lebt in uns etwas, was man nicht kaufen kann, was jede Bankenkrise übersteht.

„Kauft ohne Geld“ heißt nichts anders als: „Laßt euch beschenken mit Christus. Er ist das Beste, was Gott geben kann – gratis, aber nicht umsonst. Amen.

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