Predigt vom 04. Mai 2025
Johannes 10, 11-16
Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.
Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.
Die „Ich-Bin-Garantie“
Garantien begegnen uns immer wieder:
Garantie für Qualität, für Sicherheit, für Vorsorge und Haftung
Garantien von Personen, von Institutionen.
Sie bezeugen, dass man sich auf sie verlassen kann und ihre Zusagen stimmen.
In unserem heutigen Gleichnis gibt Jesus Garantien ab. Sein „Ich bin“ ist der Garantieschein für seine zugesagten Leistungen.
Drei Punkte:
1. Lassen
2. Kennen
3. Sammeln
1. Lassen
Jesus stellt sich hier ein Selbstzeugnis aus. Er zeigt den Grund für seine absolute Garantieerklärung.
„Ich bin der gute Hirte“ – es erscheint vor unseren Augen das Bild vom friedvollen weiden auf grünen Auen.
Dies ist hier nicht gemeint. Mit ganzer Schärfe und Radikalität wird uns das wahre Hirtendasein der Bibel aufgezeigt.
Der gute Hirte: im Ganzeinsatz für die Herde, oft allein, ausgesetzt den Gefahren, auch den wilden Tieren. Der Hirte ist nur für die Herde da – es zählt nicht eine 35- Stunden Woche oder möglichst viel Urlaub.
Hirte sein war in der damaligen Zeit nichts für Schwächlinge, Weicheier und Feiglinge.
Der gute Hirte müht sich ab für seine Herde, sein Einsatz geht bis an seine Grenzen. Er riskiert sich selbst, ist bereit, für seine Herde zu sterben.
Anders der Mietling, der gedungene Knecht, er übt seine Tätigkeit nur um des Lohnes willen aus. Für ihn ist das Hirtenamt nur Mittel, um Geld zu verdienen, er flieht, wenn die Bedrohung naht und rettet sein eigenes Leben.
Übertragen: Es handelt sich um Arbeiter im Gottesreich, die nur ihre Aufgabe erfüllen, ohne Berufung, ohne letzten Einsatz für ihr Amt.
Das Kommen des Wolfes bezeugt die Gefährdung der Herde. Der Wolf, der Widersacher schlechthin. Der Wolf, der Böse, geht umher und sucht, welchen er verschlingen kann.
Dies bedeutet: Im Glauben sind wir Gefahren ausgesetzt, sowohl von innen wie von außen. Dies reicht von falschen Lehren bis hin zur Verfolgung. Die Bedrohung des Wolfes: aber auch eine Mahnung zur Standhaftigkeit, wenn uns Dinge vom Glauben abbringen wollen.
Wo setzen wir unsere Schwerpunkte?
Wie leicht wird alles Routine und Selbstverständlichkeit?
Wie schnell werden wir lau, lassen uns genügen, uns nicht mehr ansprechen?
Jesus, unser guter Hirte, ist nur für die Herde da, für uns. Er setzt sich ganz und gar ein. Er wehrt die Gefahren und Angriffe, die uns gelten, ab. Er überwindet sie, er lässt sein Leben für uns. Er verblutet am Kreuz für unsere Schuld, für unsere Trennung von Gott.
Jesus überwindet mit seinem Einsatz selbst den Tod. „Besiegt durch des Lammes Blut“ oder „erschienen um die Werke des Teufels zu zerstören“.
Das heißt: Wir sind von Jesus geliebt, gewollt, gemeint. Wir sind nicht Zufallsprodukte, Nebensächlichkeiten, sondern das Wichtigste, das Eigentliche seiner Bemühungen.
Jesus lässt sein Leben für die Schafe – richtig übersetzt: er lässt seine Seele für die Schafe. Die Ausleger meinen, dass darin der gesamte Lebenseinsatz, der fort und fort in der Liebe geschieht, ausgedrückt ist, also nicht nur der Kreuzestod, sondern sein ganzes Leben und Wirken.
Jesus absolut für uns: Er öffnet seine Arme, dass er uns umfangen und aufnehmen kann. Er packt das Taschentuch der Tröstung aus, um unsere Tränen abzuwischen.
Er schenkt uns den Stab des Unterfangens, wenn wir hinkend daherkommen.
Er verbindet unsere Wunden, die uns geschlagen wurden durch Ablehnung, Hass, durch Streit und Unverständnis.
Jesus Christus schafft uns Linderung, wenn unsere Seele schreit. Er schenkt sein Hoffnungslicht nach der durchwachten Nacht. Er breitet uns den Teppich der Ruhe aus, wenn wir aufgewühlt, erschüttert und gereizt sind.
Einer, der sich für andere so einsetzt kennt sie.
2. Kennen
Er kennt sie mit Namen, für ihn gibt es kein anonym, kein unbedeutend.
Kennen heißt für Jesus: Erkennen, durchschauen, erfassen. In seiner Ich-bin-Garantie als guter Hirte heißt das aber auch, dass er uns liebt, dass er uns nicht fallen lässt.
Jesus kennt unsere Abgründe, unser Versagen, unsere Probleme, unsere Schwächen und Sorgen. Jesus blickt bei uns durch bis in die innersten Regungen.
Er kennt unsere Gaben und Qualitäten, was uns freut und was uns erfüllt. Er kennt die Höhen und Tiefen eines jeden Einzelnen.
Obwohl er uns im Detail kennt, lässt er uns nicht fallen. Er steht zu uns, er beschützt uns, er sorgt für uns.
Jesus kennt uns, spricht zu uns: Ich bin bei euch bis an der Welt Ende, ich kenne die Not eines jeden Einzelnen. Werft mir alles hin voll Vertrauen.
Genauso gibt er uns den Mut zum Neuanfang. Er bietet sich uns an in Brot und Wein, er verzeiht unsere Fehler, unser Versagen.
Jesus reicht uns die Hand, wenn wir darniederliegen, wenn unsere Kräfte schwinden und wenn wir die letzte Strecke unseres diesseitigen Lebens gehen müssen.
Jesus kennt uns – er kennt den Vater und der Vater kennt ihn. Dies gibt uns die Gewissheit, dass wir alle von ihm angenommen und aufgenommen sind.
Dieses Kennen beleuchtet zusätzlich die Seite der Schafe. Sie kennen ihn, seine Stimme, sein Führen.
Wie die Schafe sich instinktiv dem Hirten anvertrauen, so können wir uns Jesus anvertrauen. Wir wissen, er führt uns richtig, selbst durch das dunkle Tal. Er sieht weiter als wir sehen können, er hat einen anderen Horizont.
Wir können mit ihm gewisse Schritte tun, wir sind bei ihm geborgen, haben einen Schutz und eine Hilfe, die uns nicht im Stich lässt.
Jesu Auftrag reicht weiter:
3. Sammeln
In Jesus Christus sprengt Gott die Grenzen, schafft er den weiten Raum. Christus wird der Hirte der weltweiten Herde.
Durch Jesus gilt Gottes Zuwendung nicht nur seinem Volk Israel sondern genauso allen anderen, den Juden und den Heiden.
Gott ist Weite und unendliche Fülle. Er kennt keine Enge oder Armseligkeit. Für ihn gibt es keine Beschränkung, keine Bevorzugung.
Deshalb der Auftrag Jesu: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet allen Menschen die Heilsbotschaft“.
„Sie werden meine Stimme hören“: Jesus sieht voraus, dass Menschen, die nach ihrem Wesen, ihrer Geschichte, ihrer Kultur nicht das Geringste mit ihm zu tun hatten, von seinem Wort getroffen werden und in ihm, durch seine Erlösung, das eigentliche Leben finden.
Sie werden meine Stimme hören – weltweite Mission. Durch die Medien heute ein selbstverständliches Ereignis – weltumspannend: Jesus, der gute Hirte, der Ich-bin-Garant für alle Menschen, die sich rufen lassen.
Vielgestaltig in der Form – aber in einem eins: im Gehorsam gegenüber einer Person – Jesus Christus.
Eine Herde, ein Hirte – wir sind vereint durch die grenzenlose Liebe Gottes, die sich in seinem Sohn, unserem guten Hirten verwirklicht.
„Ich will das Verlorene suchen, das Verirrte zurückbringen, das Verwundete verbinden und das Schwache stärken …“
Jesus sammelt die Schwachen und die Starken. Die eine Herde wird sich scharen um ihn, ihn preisen, ihn anbeten. „Alle Knie werden sich beugen vor ihm. – Er wird sein alles und in allem.“
Die Ich-bin-Garantie: Wir sind aus Liebe erwählt. Lassen wir uns führen von ihm, er kennt uns und sorgt als guter Hirte für uns.
AMEN