Sehnsucht

Predigt vom  15.12.2024

Römer 15, 12+13

Und Jesaja sagt: „Es kommt der Spross, der aus der Wurzel Isais hervorwächst. Er steht auf, um über die Völker zu herrschen. Auf ihn werden Menschen aller Völker hoffen.“

Möge Gott, die Quelle der Hoffnung, euch im Glauben mit Freude und Frieden erfüllen, damit eure Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes immer stärker wird.

Sehnsucht

1.     In Erwartung

2.     In Vollendung

„Jeder Mensch hat eine Sehnsucht. Ein inneres Gefühl, das dich in eine gewisse Richtung zieht. Es geht nicht darum, der Sehnsucht blind zu folgen, sondern dir klar zu machen, was sie dir sagen will.“

So schreibt ein Begleiter für Selbstverwirklichung.

Sehnsucht – „das innige Verlangen nach einer Person, einer Sache, einem Zustand“ führt das Lexikon aus.

Sehnsucht – auch unser Text weiß von Sehnsüchten bei den Menschen zu berichten.

„Auf ihn werden Menschen aller Völker hoffen.“

Stillung der Sehnsucht im echten Sinn klappt aber nur, wenn die Grundlage eingehalten wird.

Wenn es nach den Ausführungen des Begleiters für Selbstverwirklichung geht, kann man es aus sich selbst heraus schaffen: „Wenn du stark und mutig genug bist.

Für den Lebensberater heißt es: „Lebe dich selbst.

Paulus stellt die Sache aber tiefer – umfassender – hilfreicher und für uns brauchbar dar.

1. In Erwartung

»Es kommt der Spross aus der Wurzel Isais, er steht auf, um über die Völker zu herrschen. Auf ihn werden Menschen aller Völker hoffen.«

Wir alle:  Menschen aller Völker, mit Sehnsüchten, mit Wünschen und Träumen.

Sehnsucht nach Frieden, nach Freiheit, nach Glück, nach Wohlstand. 

Sehnsucht – ein Erkennen, dass es ein Mehr geben muss, ein Ziel, eine Erfüllung.

Unser Text spricht von einem Spross aus der Wurzel – einer ersteht, steht auf.

„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein helles Licht.“

Ein Neues beginnt.

„Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart“, bezeugt das alte Weihnachtslied.

Der Spross kommt aus der Wurzel Isais – hier sind wir bei Jesus Christus. Er wurzelt aus dem Hause David. Er steht auf und bringt alles, auch unsere Sehnsüchte zur Vollendung.

Er wird herrschen.

Voigt: Dieser Messias wird über die Völker herrschen, aber nicht als der unerwünschte Unterwerfer, sondern als der, auf den sie hoffen.

Der einladende, uns bei sich aufnehmende Gott geht einen bestimmten Weg durch die Welt. Er geht den beschwerlichen Weg des Ringens und Werbens um seine verlorenen Menschen.

Christus – der Grund der Hoffnung, die Zukunftsperspektive. Gott macht sich auf zu uns Menschen.

Advent – Erwartung seines Kommens.

Voigt: „In Christus überschreitet Gott alle Grenzen dieser vom Tode umschlossenen und am Verlust der Gottesunmittelbarkeit leidenden Welt.“

Gott überschreitet die Grenzen, er wagt es mit uns Menschen, die wir unsere Hoffnung auf ihn setzen.

Dies geschieht

2. In Vollendung

Möge Gott, die Quelle der Hoffnung, euch im Glauben mit Freude und Frieden erfüllen, damit eure Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes immer stärker wird.

Hoffnung – wie oft sieht es in unserem Leben eher hoffnungslos aus. Wie viel Hoffnungen sind zerplatzt.

Hoffnungen auf Gesundheit, auf Genesung, auf ein gutes Miteinander, Hoffnung auf Frieden, auf Harmonie.

Paulus weist uns hier in die richtige Richtung:

Sehnsucht – Hoffen auf Vollendung – hoffen auf Gottes Handeln und Wirken. Wir sehen das, was um uns herum geschieht, aber wir haben eine andere Zielrichtung, eine andere Ausrichtung.

Hoffnung: Sie ist geprägt von Gottes Verheißungen. Sie blickt in die Zukunft.

Hoffnung ist wie der Wind in den Segeln, wie der Regen in der Wüste. So umschreiben es manche.

William Barclay führt aus: Christliche Hoffnung ist keine billige Hoffnung, keine unreife Hoffnung, die nur deswegen optimistisch ist, weil sie die Schwierigkeiten nicht erkennt und die Erfahrung des Lebens unberücksichtigt lässt.

Sie ist vielmehr die Zuversicht, die alles sieht und alles erduldet und dennoch nicht verzweifelt, weil sie an Gott glaubt. Christliche Hoffnung heißt auf die Kraft Gottes hoffen.

Wir wissen um einen Gott, der uns hineinnimmt in sein Handeln.

Gottes Prüfungen und Führungen wollen uns dabei formen, uns herausfordern. Er will sich erweisen als der Handelnde und Helfende, er handelt an und mit uns.

Wenn wir uns als die leeren Gefäße, die willigen Schalen erzeigen, die seine Fülle weitergeben, dann kann er uns als seine Werkzeuge gebrauchen.

In aller Schwachheit, in allem Unvermögen, in unserem ganzen Mangel will er sich als der Starke erweisen.

Er wartet auf unsere ständige Bereitschaft, auf unsere Wachsamkeit und Offenheit, damit er sich verschenken kann.

Er möchte, dass auch wir einstimmen in die Worte Jakobs: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.

Voigt:  Wir dürfen gespannt darauf warten, was Gott aus uns noch machen will. Gott selbst ist der Gott der Hoffnung. Er ist geduldig und trägt uns, wie wir sind.

Gott wagt es mit uns, er will unsere Sehnsucht stillen.

Darin enthalten die Sehnsucht nach Freude, nach Frieden und Kraft. Darum bittet Paulus, dass diese immer stärker werden.

Die Freude – so tief wie ihr Grund. Sie wurzelt in Gott. Mit der Gewissheit, dass uns nichts von der Liebe Gottes scheiden kann.

Freude in unseren Tiefen, in Trauer, in Leid, in unseren Nöten. Wir sind umsorgt von Gott, er ist unser Freudenmeister. Er kommt auf uns zu – jetzt wieder neu in diesem Advent. Er ermuntert uns.

Freude genauso in unserer Dankbarkeit, weil er sich um die vielen großen und kleinen Dinge kümmert. Freude im Bewahren, im Getragen sein. Freude für die Liebe, die uns immer wieder begegnet, uns geschenkt wird.

Freude natürlich für sein Annehmen, wo wir versagt haben.

Voigt: Gott nimmt in Christus Verlorene an. Was für ein Trost ist das, dass Gott mit keinem von uns schon am Ziel ist.

Er schenkt die Freude in Brot und Wein, indem er sich mit uns verbindet. Von Etappe zu Etappe, von Niederlage zu Niederlage, vom Fallen zum Aufstehen – fortwährend neu.

Frieden:     das ungetrübte Leben in Gott. In der Gewissheit, er handelt immer richtig. Frieden: Wir müssen es nicht selbst machen, sondern er handelt gewaltig. Wir können ihm vertrauen, selbst in den oft schmerzlichen Dingen, die wir nicht verstehen oder begreifen.

Frieden – wir haben einen Friedensstifter, der über alle Gräben hinweg den Zugang zum Vater ermöglicht hat.

Kraft – Wir sind immer die Hinfälligen. Nur wenn er in unserer Schwachheit mächtig ist, können wir es meistern.

Kraft – dort wo unser Glaube zu schwinden droht, wir zu zweifeln beginnen.

Dort wo uns die unerledigten, unvollendeten Dinge zu Boden drücken wollen. Kraft, wo wir unser Unvermögen merken.

Kraft, wo sich Situationen nicht ändern, obwohl wir ihn bestürmen. Kraft, wo die Lasten so schwer werden und wir meinen, wir könnten sie nicht mehr tragen.

Gott ist es, der uns nicht versuchen lässt über unser Vermögen, der weiß, was er uns zumuten kann.

Paulus bittet darum, dass unsere Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes immer stärker wird.

Stärke, Vollendung und Hilfe finden wir in der Gabe seines Geistes, der uns führt, leitet, an ihm hält.

Sein Geist schenkt uns die richtige Blickrichtung, die Erfüllung unserer Sehnsucht, das Ja ihm gegenüber.

Sein Geist wirkt in uns den Glauben, das Vertrauen und die letzte Bereitschaft.

Gott will unsere Sehnsucht stillen. Aus uns heraus schaffen wir es nicht, selbst wenn dies uns vorgegaukelt wird.

Gott ist es, der es wirken kann und will. Er kommt in seinem Sohn stark zu uns. Öffnen wir ihm unser Herz und unseren Willen, dass er wirken kann.

Wo dies geschieht haben wir Advent und dort kann es Weihnachten werden. Er segne uns.  AMEN.

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