Meditative Betrachtung
vom Sonntag, den 24.11.24
Psalm 126
1 Als der Herr uns aus der Gefangenschaft nach Jerusalem zurückbrachte, wussten wir nicht, ob wir wachen oder träumen.
2 Doch dann lachten und jubelten wir laut vor Freude. Auch die anderen Völker mussten zugeben: „Was der Herr für sie getan hat, ist groß und gewaltig!“
3 Ja, der Herr hat große Taten für uns vollbracht! Wir waren außer uns vor Freude.
4 Herr, wende auch jetzt unser düsteres Geschick zum Guten, so wie du ausgetrocknete Bäche wieder mit Wasser füllst!
5 Wer die Saat mit Tränen aussät, wird voller Freude die Ernte einbringen.
6 Weinend geht er hinaus und streut die Saat aufs Feld; doch wenn er zurückkommt, jubelt er über die reiche Ernte.
Deine Träne wird blühen!
eine meditative Betrachtung
Tränenzeiten
Israel in Babylon
heimatlos und fremd
rechtlos und gequält
hoffnungslos und verzweifelt
keine Aussicht auf Freude und Fest
kein Freund und kein Gott.
keine Zukunft und kein Glück.
Tränenzeiten
wenn Krankheit keine Aussicht auf Genesung zuläßt
wenn die Last der Arbeit die Kraft zum Erliegen bringt.
wenn Sicherheit und Wohlergehen ins Wanken geraten
wenn Aussichtslosigkeit die Hoffnung überwuchert
wenn Kriege und Katastrophen vernichtet, was wir uns gebaut haben.
„Herr, wende auch jetzt unser düsteres Geschick zum Guten, so wie du ausgetrocknete Bäche wieder mit Wasser füllst!“
Unmöglich – Wasser in der sonnendurchglühten Wüste des Südens in Israel.
Unmöglich – Rückkehr aus der Gefangenschaft in Babylon.
Unmöglich – ein Ende des Dritten Reiches und der Naziherrschaft.
Unmöglich – der Fall der Mauer und die Deutsche Einheit.
Unmöglich – ein Wiederaufbau nach dem Brand bei den Blumenmönchen.
Unmöglich – Heilung, wo es medizinisch keine Hoffnung mehr gibt.
„Der Glaube traut Gott zu, daß er die Steppe in bewässertes Fruchtland verwandeln kann“ (Arthur Weiser)
Der Glaube traut Gott zu, daß Friede wird, wo Haß und Zwietracht keinen Platz für Freundschaft lassen.
Der Glaube traut Gott zu, daß verwaiste Kirchen wieder zu Orten des Gebets werden.
Der Glaube traut Gott Rückkehr zu – auch in verlassene Klosterzellen
Der Glaube traut Gott zu, daß Deine Träne blüht.
Sie braucht Zeit, die Tränensaat – das Weizenkorn muß sterben, wenn es fruchten soll.
Sie braucht Vertrauen – den Glauben an den großen Gott, der aus der Nacht zum Licht führt.
Sie braucht Hoffnung, die sich nicht von der Verzweiflung überwuchern läßt.
Wenn der Herr wenden wird Zions Geschick, werden wir sein wie Träumende. Dann wird unser Mund voll Lachens, unsere Zunge voll Jubels sein.
Auch Deine Träne wird blühen!
verzweifle nicht in Deinen Ängsten
verzage nicht an den Hindernissen
gib nicht auf an den Grenzen Deiner Kraft.
Die übergroße Güte Gottes hält Deine Zukunft in den Händen und bringt sie zum Blühen, die Saat Deiner Tränen – dann, wenn sie reif ist!
„Dann ist unser Mund des Lachens voll und unsere Zunge voll Jubel.“ Amen.