Sonntag, 22. September 2024
Galater 3, 26-29
27 Ihr gehört zu Christus, denn ihr seid auf seinen Namen getauft, habt Christus angezogen.
28 Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen seid: In Jesus Christus seid ihr alle eins.
29 Gehört ihr aber zu Christus, dann seid auch ihr Nachkommen von Abraham. Als seine Erben bekommt ihr alles, was Gott ihm zugesagt hat.
Gewandelt
Wandlungen jeder Art begegnen uns im täglichen Leben – ob nun die Jahreszeiten, ob der Tagesablauf oder die Wandlung der Menschen vom Baby zum Greis.
Immer wieder erstaunlich, wie oder wodurch sich diese Wandlungen ereignen.
Unser heutiger Text spricht auch von einer Wandlung besonderer Art. „Ihr seid zu Kindern Gottes geworden“. In drei Punkten schauen wir uns diese Wandlung an:
- Verbunden
- Geändert
- Geeint
1 Verbunden
Nun seid ihr alle zu Kindern Gottes geworden, weil ihr durch den Glauben mit Jesus Christus verbunden seid.
Kind Gottes – verbunden mit ihm. Nicht unsere Leistung macht uns dazu, nicht unsere Kraftanstrengung bis hin zu allen Verzichten – allein seine Zuwendung, sein Ja zu uns.
Wir sind und bleiben Sünder, Menschen, die nicht seiner Norm, seiner Anforderung entsprechen.
Voigt : „Wir sind „Söhne Gottes“ (Kinder Gottes) – adoptiert um dessentwillen, der im eigentlichen und vollen Sinne des Wortes „Sohn“ ist, der sich aber zu unserem Bruder gemacht hat. Dadurch stehen alle Türen Gottes für uns offen.“
Kind Gottes werden wir nur durch den Glauben – wir sind geliebt von Gott. Gott in seiner Liebe schaut aber dabei nicht durch sämtliche Finger und gibt klein bei.
Er ist und bleibt der Souveräne, Heilige und Handelnde. Wir sind verbunden mit ihm, als seine Kinder, mit allen Fehlern und allem Versagen. Wir lassen uns an die Hand nehmen, wir sind offen für sein Wollen und Führen. Wir sind Kinder, die wissen, dass sie dem Vater vertrauen können, weil er es richtig macht.
Kinder Gottes – wir leben nicht mehr unter dem „du musst“, sondern in ganzer Freiheit, weil wir mit Christus verbunden sind und er uns diese Freiheit erwirkt hat.
Unser Denken, unser Handeln, unser Fühlen wird ausgefüllt von ihm, durch seinen guten Geist. Er übernimmt die Herrschaft über uns, er führt uns, mahnt uns.
Wir sind die Geänderten
2 Geändert
Ihr gehört zu Christus, denn ihr seid auf seinen Namen getauft, habt Christus angezogen.
Fachleute sagen, dass im Urchristentum die zum Glauben Gekommenen grundsätzlich zur Taufe kamen. Dadurch bekundeten sie den Anfang des geistlichen Lebens, der Gotteskindschaft.
Wir gehören zu Christus, weil wir auf seinen Namen getauft sind. Durch die Taufe gehen wir in das Eigentum Christi über, indem wir ihm unser Ja geben und in seine ausgestreckte Hand einschlagen.
Unser Machtanspruch ist geändert. Nicht mehr die Abhängigkeit bestimmt über unser Leben, sondern seine geschenkte Freiheit.
Wir haben Christus angezogen
Wilhelm Stählin: Das Christuskleid ist nicht eine geistliche Maskierung, die den Menschen als etwas erscheinen lässt, als was er in Wirklichkeit nicht ist, sondern es verwandelt den Menschen in seinem Sein.
Verwandelt in das „Sein in Christus“, in die Freiheit der Kinder Gottes – mit dem Anziehen willigen wir ein in ein Leben unter der Herrschaft Christi.
Als Zugehörige zu Christus bekommen und haben wir dann eine andere Haltung zu den irdischen Dingen. Sie sind nicht mehr die bestimmenden Faktoren, sondern Christus allein.
Geändert – aber trotzdem in dieser Welt mit all ihren Problemen und Nöten.
Voigt: Wer uns mit natürlichem Auge ansieht, mag viel Erbärmliches zu Gesicht bekommen; ich bin zwiespältig, preisgegeben, traurig und verängstigt, usw. Aber ich lebe ja eigentlich nicht mehr, seit ich mit Christus verbunden bin, sondern Christus lebt in mir. Wie ein Modell, das aus der Produktion gezogen ist, läuft der alte Mensch aus.
Geändert – Christus angezogen – ist noch nicht komplett vollzogen. Es ereignet sich, wir sind in ständigem Lernprozess.
Aber nichts kann uns die Verbundenheit, das Einssein mit Christus nehmen.
3 Geeint
In Jesus Christus seid ihr alle eins. Gehört ihr aber zu Christus, dann seid auch ihr Nachkommen von Abraham. Als seine Erben bekommt ihr alles, was Gott ihm zugesagt hat.
Paulus betont: in Jesus Christus sind wir alle eins. Wir sind alle gleich abhängig von ihm. Wir alle haben die Vergebung und seine Zuwendung nötig.
Voigt : Wir haben alle zu Christus gleich weit und gleich nah, weil er uns allein in seiner befreienden Anrede und in seinen Sakramenten zugewandt ist.
Einssein bedeutet aber nicht Gleichmacherei. Die Unterschiede bleiben, obwohl wir alle gleich abhängig von ihm sind.
Das gibt uns die Freiheit, den anderen in seiner Art so stehen zu lassen. Nicht wir müssen darüber bestimmen, sondern nur er, Jesus Christus.
Wir sind alle bedürftig, jeder an seinem Platz und jeder in seiner Art.
Damit können und dürfen wir jeden einzelnen Jesus Christus anbefehlen. Jeder ist verantwortlich für sich selbst vor ihm.
Außenstehende wissen stets, wo sich der Eine oder Andere ändern muss. Sie sehen zum einen ihre eigenen Missstände nicht und zum anderen können sie oft die Gesamtsituation nicht beurteilen.
Eins in Christus – kein Wischiwaschi, sondern ein Schlagen an die eigene Brust, ein Fragen: Wo muss ich mich oder etwas ändern?
Paulus stellt für die Galater und somit auch für uns anhand von Abraham ein wunderbares Schlussresümee auf:
Als seine Erben bekommt ihr alles, was Gott ihm zugesagt hat.
Abraham: der Gesegnete und Geprüfte von Gott, mit der Verheißung für ein großes Volk.
Gott, der Vater, der Verlässliche, der einzig wahre und lebendige Gott, handelt und wirkt. Er hat seine Verheißung bei Abraham eingelöst und so können wir uns auf seine Zusagen verlassen.
Er will, er beschenkt, er verwandelt, die mit ihm verbunden sind, sie erfahren die Befreiung und die Vereinigung durch Christus.
So liegt es an uns, ob wir es an uns geschehen lassen, dass wir gewandelt werden in und durch Christus. Sein Angebot ist für uns als seine Kinder da.
Nehmen wir es an, verbunden mit ihm in seiner Mahlgemeinschaft. Wir sind in ihm bewahrt und er ist in uns gegenwärtig. AMEN