Vom Dreckwasser zur Anbetung

Sonntag, den 11.02.24

2. Könige 5,9-15

Kurze Zeit später fuhr Naaman mit seinem Gespann bei Elisa vor.

Der Prophet schickte einen Diener vor das Haus, der dem syrischen Heerführer sagen sollte: „Geh an den Jordan, und tauch siebenmal im Wasser unter! Dann wird dein Aussatz verschwinden, und du wirst gesund sein.“

Da wurde Naaman zornig, kehrte wieder um und schimpfte: „Ich hatte erwartet, der Prophet würde zu mir herauskommen, sich vor mich hinstellen und zum Herrn, seinem Gott, beten. Ich hatte mir vorgestellt, wie er seine Hand über meine kranken Stellen hält und mich von meinem Aussatz befreit.

Als ob unsere Flüsse Abana und Parpar, die durch Damaskus fließen, nichts wären! Dabei sind sie viel sauberer als alle Bäche Israels! Kann ich nicht auch darin baden und gesund werden?“  Voller Wut machte er sich auf den Heimweg.

Doch seine Diener versuchten ihn zu beschwichtigen: „Herr, wenn der Prophet etwas Schwieriges von dir verlangt hätte, dann hättest du es sicher auf dich genommen. Und nun hat er dir nur befohlen, dich zu baden, damit du gesund wirst. Dann kannst du es doch erst recht tun!“

Naaman ließ sich umstimmen und fuhr an den Jordan hinunter. Wie der Bote Gottes es befohlen hatte, stieg er ins Wasser und tauchte siebenmal unter. Und tatsächlich: Seine Haut wurde wieder glatt und rein. Er war gesund.

Da ritt er mit seinem ganzen Gefolge zum Propheten zurück und bekannte ihm: „Jetzt weiß ich, dass es nirgends auf der Welt einen wahren Gott gibt, außer in Israel! Nimm darum ein Dankesgeschenk von mir an.“

Vom Dreckwasser zur Anbetung

oder: Wahre Größe kann klein sein
eine meditative Betrachtung

1.Eine skurrile Geschichte

2.Eine ungewöhnliche Methode

3.Wahre Größe

1. Eine skurrile Geschichte

Naaman, der oberste Heerführer von Syrien, der wichtigste Mann nach dem König – er hat die Israeliten unterworfen und genießt hohes Ansehen in seinem Volk und bei seinem König – dieser mächtige Heerführer hat das Pech, am Aussatz zu erkranken. Da nützen die ganzen Erfolge nix, die Krankheit ist hoch ansteckend, hat den Ausschluß aus der Gesellschaft, ein Leben in Verbannung und einen nicht gerade angenehmen Lebensabschluß zur Folge.

In seinem Haus lebt ein israelitisches Sklavenmädchen – jung, unbedeutend, unfrei.

Sie hat Mitleid und gibt der Frau des Heerführers einen heißen Tip: „Geh doch zum israelischen Propheten. Der kann heilen!“

Gesagt, getan. Nur meint der Syrerkönig, an den sich der Heerführer zunächst wendet, daß der Prophet eines besiegten Volkes wohl gesellschaftlich zu tiefstehend ist und schickt ihn stattdessen zum König von Israel mit dem Befehl, daß der ihn heilen soll (diese Fähigkeit wurde damals Königen zugeschrieben).

Der arme König  findet das gar nicht nett, zumal er weiß, daß er nicht heilen kann. Er vermutet einen Vorwand, damit der Syrerkönig wieder einen Krieg vom Zaun brechen oder sonstige Sanktionen verhängen kann und zerreißt voller Wut seine Kleider.

Das meldet der „Buschfunk“ dem Propheten, und der bietet sich an, das Problem zu lösen.

Also kommt Naaman zu ihm. Der mächtige Heerführer kann aber in diesem Fall nicht befehlen, er kann auch nicht erpressen – er muß bitten – und der Prophet des besiegten Volkes redet nicht mal selber mit ihm.

Er schickt einen Boten und mutet ihm zu, statt einer ergreifenden Heilungszeremonie in einer stinkenden Dreckbrühe zu baden. Das ist ja schon die Höhe!

Wütend macht sich der Kranke unverrichteter Dinge auf den Rückweg.

Aber: Was ist jetzt mit dem Aussatz? Der geht ja von der Wut nicht weg. Schließlich überreden ihn seine Diener, es doch mit dem Jordan zu versuchen – wenn`s nicht hilft, schaden kann´s ja schließlich auch nicht.

Und: Er wird tatsächlich gesund.

2.  Eine ungewöhnliche Methode

Dreckwasser als Heilmittel – wenn das helfen würde, wären Jordan und Co. schlimmer überbevölkert als das Beurener Thermalbad zur Ferienzeit.

Warum  nutzt der Gott, den es nur ein Wort kostet, Gesundheit zu schenken, für einen so hochstehenden Mann eine so unstandesgemäße  Heilungsmethode?

ER hat es zugelassen, daß sein erwähltes Volk besiegt und versklavt wurde – und heilt den Heerführer, der dafür verantwortlich ist.

Er verlangt von ihm, daß er dem Propheten glaubt – und somit ihm, dem Gott des besiegten Volkes –  und etwas tut, was weit unter seiner Würde ist.

Er zeigt ihm damit, daß sie nur geliehen ist, seine Macht über Menschen.

Er zeigt ihm damit, daß sie SEIN Geschenk ist, die eigene Kraft und Gesundheit.

Er läßt sich nicht dafür bezahlen – wie im weiteren Textverlauf berichtet wird. Er schenkt dem mächtigen, befehlsgewohnten und reichen  Feind seines Volkes das Unbezahlbare.

Er heilt, wann er will.

Er heilt, wo er will.

Er heilt, wie er will.

Er zeigt

3.  Wahre Größe

„Jetzt weiß ich, daß es nirgends auf der Welt einen wahren Gott gibt, außer in Israel.“

bekennt der geheilte Feldherr.

Götter – man mißt sie in jener Zeit an ihren vermeintlichen Taten und betet zu dem, der jeweils der Größte zu sein, den größten Erfolg zu versprechen scheint.

Der Gott Israels handelt im Unscheinbaren.

Er benutzt ein kleines Mädchen zur Hilfe für einen großen Feldherrn.

Er benutzt schmutziges Wasser statt teurer Medikamente und aufwändiger Zeremonien.

und, Jahrhunderte später:

Er schickt seinen Sohn als Kind in der Krippe für die Erlösung der Welt.

Seine Liebe zu uns will, daß wir zu ihm kommen mit unserer Krankheit und mit unseren Schmerzen.

Seine Liebe zu uns will, daß wir zu ihm kommen mit unserer Sehnsucht und mit unserer Angst.

Seine Liebe zu uns will, daß wir zu ihm kommen mit unserer Schuld und mit unserem Unvermögen.

Wir müssen dafür nicht groß sein.

Wir brauchen dafür nicht reich sein.

Der geheilte Feldherr nimmt Erde aus Israel mit, um diesem großen Gott, der klein sein kann,  in seiner Heimat die Ehre geben zu können.

Und wir?

Wir haben einen Gott erfahren, der mit einer handvoll junger Menschen ein Millionenprojekt verwirklicht hat.

Wir haben einen Gott erfahren, der in Feuer- und Hagelkatastrophen bewahrt und durchgeholfen hat.

Wir dürfen einem Gott vertrauen, in dessen Händen unsere kleinen und großen Sorgen sicher aufgehoben sind.

Wir dürfen ihm begegnen in Brot und Wein, durch die er in Christus in uns groß sein will!

Geben wir ihm die Ehre mit unserem ganzen Leben! Amen.

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