Predigt vom 7. September 2025 –
Apostelgeschichte 3, 1-10
Zur selben Zeit brachte man einen Gelähmten und setzte ihn an einen der Tempeltüren, an das sogenannte „schöne Tor“. Der Mann war seit seiner Geburt krank und bettelte dort, wie an jedem Tag.
Als Petrus und Johannes den Tempel betreten wollten, bat er auch sie um Geld. Sie blieben stehen, richteten den Blick auf ihn, und Petrus sagte:
„Schau uns an.“ Erwartungsvoll sah der Mann auf. Wird er etwas von ihnen bekommen?
Petrus sagte: „Geld habe ich nicht, aber was ich habe, will ich dir geben: Im Namen Jesu Christi von Nazareth: Stehe auf und gehe.“
Dabei fasste er den Gelähmten an der rechten Hand und richtete ihn hoch. In demselben Augenblick konnte der Kranke Füße und Gelenke gebrauchen.
Er sprang auf, lief einige Schritte hin und her und ging dann mit Petrus und Johannes in den Tempel. Außer sich vor Freude rannte er umher, sprang in die Luft und lobte Gott.
Sehen und gesehen werden
Ist sie nicht tief verankert, die Sehnsucht nach Wahrnehmung? Schon in frühester Kindheit ist es ein Bedürfnis, gesehen zu werden.
So machen kleine Kinder Kapriolen, springen umher, schreien, weinen.
In unserem Text will ein Mensch auch gesehen werden. Petrus und Johannes tun dies.
Drei Punkte
- Begegnung
- Erneuerung
- Vollendung
1 Begegnung
Zwei Jünger wollen zur Gebetsstunde in den Tempel gehen. Überwältigt von der Begegnung mit dem Auferstandenen und der Gabe des Heiligen Geistes treibt es sie zum Gebet.
Regelmäßig und in ganzer Treue machen sie sich auf den Weg – nicht aus moralischer Verpflichtung, sondern aus dem inneren Verlangen, mit ihrem Gott in Verbindung zu kommen.
Voigt: Feste Gebetsordnung hilft dazu, dass unser Beten nicht versandet.
Dabei begegnen sie dem Elend der Welt. Der Gelähmte war ohne Hoffnung, abgeschirmt von Gottes Nähe, vom Tempel,weil damals die Meinung bestand, dass Krankheit ein Zeichen von Schuld sei.
Sie richten ihre Blicke auf ihn, und Petrus sagt: „Schau uns an.“
Im gegenseitigen Wahrnehmen geschieht in der Begegnung das Eigentliche. Sie wenden sich persönlich dem Gelähmten zu.
Sie bringen weit mehr als nur Almosen mit. „Geld habe ich nicht, aber was ich habe, will ich dir geben.“ so Petrus.
Er tritt mit dem Gelähmten in Kontakt, indem sie sich anschauen, sich wahrnehmen.
Wenn wir mit Gott in Kontakt sind, von ihm geleitet werden, dann gibt es bei Begegnungen Veränderungen.
2. Erneuerung
Petrus wagt im Glauben und in der Verheißung den Schritt mit dem Gelähmten: „Im Namen Jesu stehe auf und gehe.“
Er von sich aus kann nichts verändern, aber er bezieht sich auf den Auferstandenen, Jesus Christus.
Er macht dem Gelähmten deutlich, dass er mit ihm rechnen kann.
So ist es bis heute. Wir können und dürfen immer mit Gott rechnen, dass er eingreift, dass er hilft und handelt, aber immer nach seinem Ratschluss.
Voigt Der Glaube weiß, dass er Gott nichts abzwingen kann, sondern nur von dem lebt, was Gott in seiner Freiheit und völlig ungeschuldet ihm gewährt. Der Glaube weiß, dass Gottes Tun unserem natürlichen Blick nicht offenliegt, sondern Gottes Gutes, das er uns tut, tief in sein Gegenteil hinein verborgen sein kann.
d.h., Glaube in Tiefen, in Trübsal und Bedrängnis, Glaube in Anfechtung und Zweifel, in unseren Ängsten und Nöten. Glaube selbst dann, „wenn das Haus einstürzt“, wie es Carlo Caretto bezeugt.
Jesus Christus kann, er hat die Macht. In unserem Text wird der Gelähmte geheilt. Erneuerung geschieht – Erneuerung aber nicht nur körperlich, sondern genauso geistlich.
Die biblischen Wunder haben den Sinn des Zeichens: Gott will den Menschen.
Diese Zeichen gibt es heute wie damals, wo Gott im Großen und im Kleinen handelt.
Voigt Gott gibt noch heute Zeichen seines heilenden Wirkens, die der Glaube wahrnimmt. Er gibt zu erkennen, dass er, wenn unser Heil sich vollendet, uns auch Heilung zugedacht ist.
Der Glaube hält sich an Gottes Zusagen und nimmt sie ernster als alle ihnen entgegenstehenden Fakten.
Erneuerung, Umwandlung, Heilung geschieht in Gnade, in seinem Erbarmen und in seinem Weitblick. Wir dürfen uns daran genügen lassen.
Der Gelähmte tat es in vollen Zügen und damit Punkt 3
3. Vollendung
Er ging mit Petrus und Johannes in den Tempel. Außer sich vor Freude rannte er umher, sprang in die Luft und lobte Gott.
Für den Gelähmten waren plötzlich alle Grenzen aufgehoben. Zur äußeren Heilung kam die innere Heilung, die Vollendung, die Heilung der verwundeten Seele.
Er war nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen, nicht den Almosen der Menschen ausgesetzt, nicht mehr eingeengt in seinem Aktionsradius. Für ihn brach eine neue Welt und eine neue Zeit an.
In der Überwältigung war er außer sich vor Freude und lobte Gott. Der ehemals Gelähmte erkannte, dass er durch das Ansehen von Petrus und Johannes geheilt wurde. Sie brachten ihm mit dem Auferstandenen die Heilung.
Er sprang umher und war voll Dank für das Geschehene. Ein Ansporn für uns.
Sehen und gesehen werden – Gott sieht uns, Gott beschützt uns, er begleitet uns.
In so vielen unscheinbaren Dingen, erweist er seine Nähe, sein „Ich will“. Gut, wenn wir uns dann zum Lob aufschwingen, ihn preisen.
Claus Westermann: Allein der Lobende vergisst nicht. Man kann von Gott sprechen und ihn doch längst vergessen haben. Das Vergessen Gottes, das Fortgehen von Gott fängt immer damit an, dass das Lob verstummt. Das Geheimnis des Gotteslobs ist die Kraft der Verbindung mit Gott, im Loben bleibt der Mensch bei Gott.
Für den Gelähmten war es selbstverständlich, dass er danach mit Petrus und Johannes in den Tempel ging.
Er wollte es bezeugen und alle konnten es sehen, dass er geheilt wurde. Gottes Wunderwirken, proklamiert vor den Augen der anderen.
Er lobte Gott – er hatte von Gott eine Wohltat empfangen und dafür huldigt er ihm. Aus dem Dank wird Lob, Anbetung.
Heinrich Langenberg zu Anbetung: Auf den Schwingen der Töne und inneren Wort steigt das Herz zum Herrn empor und muss zu seinen Füßen anbeten. Das ist heilige Begeisterung.
Es ist reinste Lobpreisung Gottes, wo der Mensch ganz verschwindet und Gottes Verherrlichung alles ist.
Anbetung, Lob Gottes – unsere Worte reichen nicht mehr aus. Deshalb die Darbringung des Weihrauchs.
Anbetung – Gott steht über allem – er ist der Erhabene, der Starke, der Allumfassende, der Liebende und Schenkende.
Sehen und gesehen werden – Gott sieht uns, er weiß um uns, er will uns. Schenke er uns das offene Ohr und Herz, dass er uns als seine Werkzeuge gebrauchen kann und wir einstimmen in den ewigen Lobpreis, der ihm allein gebührt. AMEN