Beispielhaft

Predigt vom 7. Juli 2025  

1. Timotheus 1, 12-17

Ich danke unserem Herrn Jesus Christus immer wieder, dass er gerade mich bestimmt hat, für seine Sache zu arbeiten und mir für diese Aufgabe auch die Fähigkeit und Kraft schenkte.  

Früher habe ich ihn verhöhnt, ich habe Christus und seine Gemeinde mit blindem Hass verfolgt und bekämpft. Aber Gott hat sich über mich erbarmt und mir alles vergeben. Denn in meinem Unglauben wusste ich nicht, was ich tat.  

Umso reicher habe ich dann Gottes unverdiente Güte erfahren. Er hat mir den Glauben und die Liebe geschenkt, wie sie nur bei Jesus Christus zu finden sind.  

Denn das ist unumstößlich wahr und gilt für jeden: Jesus Christus ist auf diese Welt gekommen, um uns gottlose Menschen zu retten. Ich selbst bin der schlimmste von ihnen.  

Doch gerade deshalb war Gott mir ganz besonders barmherzig. An mir wollte Jesus Christus zeigen, wie groß seine Geduld mit uns sündigen Menschen ist. An meinem Beispiel soll jeder erkennen, dass wirklich alle durch den Glauben an Christus ewiges Leben finden können.  

Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit!  

Beispielhaft

Rundbogen,  Spitzbogen, Verzierungen sind in der Baugeschichte beispielhaft für die jeweilige Stilrichtung – romanisch, gotisch, barock – wie auch immer.

Musikstücke kennzeichnen eine Epoche, sind beispielhaft – von Gregorianik, Klassik über Rock und Pop.

So weitgefächert die Palette, so eindeutig oft die Merkmale.

Manche Krankheitssymptome helfen dem Arzt zu einer Diagnose. Sie sind beispielhaft für gewisse Krankheiten.

Biographien zeigen gewisse Lebensführungen von Menschen auf. Beispielhaft erkennen wir Parallelen zu unserem Leben.

Ein solcher Bericht steht in der Mitte unseres Textes heute. Er bringt exemplarisch die Rettungsgeschichte Gottes zum Leuchten.

Paulus schildert seinen Weg, den Gott mit ihm eingeschlagen hat.

Drei Punkte:

1. Erbarmung erfahren

2. Beauftragung geschenkt

3. Überwältigt zur Anbetung

1. Erbarmung erfahren

Gott hat sich über mich erbarmt und mir alles vergeben. Jesus Christus ist auf diese Welt gekommen, um uns gottlose Menschen zu retten. Ich selbst bin der schlimmste von ihnen.  

Doch gerade deshalb war Gott mir ganz besonders barmherzig.

Paulus – beispielhaft für Gottes Liebe, Güte und Barmherzigkeit –  er, der die Gemeinde Jesu bis aufs Blut bekämpft hat, sie ausrotten wollte.

Doch dann vor Damaskus geschieht das Gewaltige: Jesus, der Retter, spricht ihn an. „… Was verfolgst du mich?“ Hier wird das Erbarmen Gottes sichtbar – nicht Verurteilung, Bekämpfung oder Vernichtung, sondern der eindeutige Anruf. Damit trifft er Paulus, und Paulus geht auf die Knie.

Der Sünder, ein Sünder – überwältigt von Jesus. Jesus kann nicht ansehen, wie Menschen an ihrer Sünde kaputtgehen.

Sünder:  ohne Gott leben wollen, an ihm vorbei. Ich bestimme über mein Leben, lasse mich nicht in Frage stellen.

Sünder:  gegen Gott stehen in großen und kleinen Dingen.

Sünder also nicht nur die Mörder, die Gewaltmenschen und Lästerer,  Sünder genauso die Egoisten, die Lauen, die Stolzen.

Sünder: die nie schuldig sind, die nur bei den anderen die Fehler sehen.

Sünder: die Neider, die ewigen Nachtrager, die nicht vergessen können.

Sünder:  die sich von Gott nicht unterbrechen lassen, die sich nicht rufen lassen.

Paulus war von seiner Sache überzeugt und meinte Gottes Willen mit der Verfolgung zu erfüllen. Er war verblendet. „Denn in meinem Unglauben wusste ich nicht, was ich tat.“.

Dahinein kommt Jesus. Bei Paulus gibt es kein Herausreden oder Beschönigen.

Wie schnell neigen wir aber dazu: Der andere ist schuld. Hätte er nicht, dann … oder: So schlimm ist es doch gar nicht. Man muss ja alle Seiten sehen …

„Ich selbst bin der schlimmste“ – sagt Paulus und beugt sich tief unter das Falsche und rühmt darüber Gottes Erbarmen.

Gottes Erbarmen – in seiner Liebe neigt er sich tief zu uns nieder, unverdient.

Er sieht unser Versagen, unser Unvermögen, alles wo wir ihm aus der Schule laufen. Aber er will uns erretten.

Beispielhaft berichtet in den Gleichnissen: Der Vater freut sich, wenn der verlorene Sohn wieder zurückkehrt oder über einen verlorenen Sünder.

Paulus hat Gottes Erbarmen erfahren. Er wurde umgepolt, hineingenommen in Gottes Handeln. Dies bezeugt er.

„Mir ist Erbarmung widerfahren, Erbarmung deren ich nicht wert“

Erbarmung – Gott zieht einen Schlussstrich. Das, was falsch war, bleibt und ist falsch. Gott rechnet es aber nicht auf oder verurteilt zur Strafe. Er will Rettung – Befreiung.

Gott sucht in Jesus Christus das Verlorene, das Abtrünnige.

Wir sind ihm nicht egal. Erbarmung – überfließende Gnade von ihm. Selbst wenn wir noch so gefehlt haben – Gott will.

Aber Gott bleibt bei der Vergebung nicht stehen,  er vertraut Paulus eine neue Aufgabe an:

2. Beauftragung geschenkt

Ich danke unserem Herrn Jesus Christus immer wieder, dass er gerade mich bestimmt hat, für seine Sache zu arbeiten, und mir für diese Aufgabe auch die Fähigkeit und Kraft schenkte.

Beispielhaft zeigt Gott uns mit Paulus seine Gesinnung, uns zur Stärkung. Er nimmt einen, der ihn und seine Sache bekämpft hat, in Dienst.

Paulus ist voll Dank, dass Jesus Christus ihn als vertrauenswürdig angesehen hat. Er wird damit aufgewertet.

„Vertrauen ist die stillste Art von Mut“  heißt es in einem Film. Gott wagt es mit Paulus. In seinem Langmut beweist er den Mut zum Neuanfang.

Zugleich wird das Verkehrte, Belastende annulliert. Er stellt ihn mit der Tilgung auf eine neue Stufe.

Voigt: „Das Vertrauen, das Christus in seinen Apostel setzt, hat sein letztes Geheimnis darin, dass Christus selbst in ihm wirkt und wirken wird.“

Christus, der Schenkende,  befreit zu neuen Aufgaben.

Paulus: das Muster für die geschenkte Barmherzigkeit, das Zeichen der Geduld Jesu Christi – beispielhaft.

Gott schenkt auch uns in Jesus Christus das Vertrauen. Er wagt es mit uns, obwohl er weiß, dass er immer wieder von uns enttäuscht wird.

Für uns alle tröstlich: Wir müssen nicht verzagen über dem, was schiefläuft. Wir haben einen, der das Unwerte wert macht, dessen schöpferische Liebe uns annimmt und aufnimmt.

Das Wunder des Erbarmens – erfahrbar für uns alle, denn wir sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms.

Es kommt nicht auf uns an, sondern auf Jesus. Er kann aus dem Verkorksten Beachtliches entstehen lassen.

Bei ihm ist kein Ding unmöglich. Er will uns an der Hand nehmen. Mit ihm können wir gewisse Schritte tun.

Gott befähigt, schenkt die Gaben. Das, was vor der Welt nichts taugt, rüstet er aus.

„Das genknickte Rohr will er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen“ – für ihn gibt es kein „lebensunwert“. Aus dem Schwachen und Geringen wirkt er Stärke.

Seine Gnade: für uns alle beständig und in ganzer Fülle da. In Jesus Christus macht er aus uns Bettlern Könige. Er verwandelt unsere Leere in Fülle, unsere Niederlagen in Sieg. 

Voigt: „Jesus arbeitet mit Menschen, die dafür eigentlich nicht in Frage kommen. Er baut seine Kirche mit ungeeigneten Werkzeugen.“

Wer Gottes Erbarmen, sein Schenken, den immerwährenden Neuanfang, sein Umgestalten und sein Vergeben erfährt, der wird zum Anbeter.

3. Überwältigt zur Anbetung

Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! 

Paulus: umgekrempelt durch Gottes verwandelnde Kraft in Jesus Christus. Er stimmt ein in den ewigen Lobpreis, der Gott allein gebührt.

Hans Bürki:  „Die Gnade verwandelt lästernde Sünder in lobpreisende Anbeter.“

Beispielhaft wird hier Paulus, der Gotteslästerer, der Verfolger, der Sünder schlechthin, zum lobpreisenden Anbeter.

Nicht mehr das persönliche Erleben steht im Vordergrund, einzig und allein geht der Blick nur noch auf Gott selbst.

Gott übersteigt die menschliche Vorstellungskraft.

Er ist der ewige König. Er war, er ist und wird immer sein. Über allem, hoch erhaben, sitzt er im Regiment, lenkt und gestaltet das Leben. Für niemand fassbar.

Gott unsichtbar: Dem menschlichen Auge und dem menschlichen Geist ist er verborgen. Fülle des Lichts ist in ihm und überstrahlt alles.

Er allein ist Gott. Niemand ist neben ihm. Er, der Schöpfer und Erhalter der Erde, ist allumfassend. Alle Knie müssen sich dereinst beugen vor ihm.

Niemand außer ihm gebührt die Ehre, die Anbetung.

Hans Bürki: „Gott maßt sich Ehre und Rühmung nicht an, er ist ihrer würdig; und der Mensch, der sich der Würde Gottes anbetend öffnet, findet seine eigene und höchste Würde als Geschöpf darin, dass er der Majestät und Herrlichkeit des Schöpfers antwortet.“

Unsere Worte reichen dabei nicht aus. Wir können nur staunend anbeten. Deshalb auch die Darbringung des Weihrauchs jeden Sonntag.

Anbetung erhebt den allumfassenden Gott. Sie bleibt nicht an dem hängen, was Gott tut, sondern umschließt alles. Das Detail ist nicht mehr wichtig.

Gott: So groß, dass wir ihn nicht fassen können. In tiefer Ehrerbietung und Hochachtung können wir ihn nur bewundern. Wir sind sprachlos.

In unserer Niedrigkeit, unserer Ohnmacht, sind wir überwältigt von seinem einzigartigen Schenken, von seinen Zuwendungen, seinen Kräften und Gaben.

Stimmen wir ein in diesen ewigen Lobpreis des Paulus. Dieser reicht hinein bis in unseren Alltag. Mit unserem Tun, unseren Handlungen, mit unserem Leben, bringen wir ihm Anbetung dar.

Wir werden zum Zeichen, zum Beispiel, sind Zeugnis für Gottes Güte.

Unsere Bereitschaft ihm gegenüber, auch dort, wo wir ihn nicht verstehen oder begreifen, wo er uns in Tiefen und Proben führt, verherrlicht den Schöpfer, den Vater in seiner fortwährenden Liebe, den Gott, der über allem steht.

Beispielhaft – er unser Gott ist es alleine wert, dass man ihn ehrt. Er erbarmt sich unser und teilt uns aus seiner unendlichen Fülle aus. Wir dürfen nehmen Gnade um Gnade und ihn anbeten.

Er wartet mit offenen Armen auf uns. Durch Jesus Christus dürfen wir immer wieder zurückkehren. Ihm sei Ehre und Preis in Ewigkeit. AMEN

 

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