Kotze dich im Himmel aus

Herr, höre meine Worte, merke auf mein Seufzen! Vernimm mein Schreien; denn ich will zu dir beten.
Ps. 5, 2-3

Wer sagt denn, beten kann man nur mit schönen, anständigen Worten? Hier schreit sich einer die Seele frei. Er lässt raus, was ihn gerade zum Platzen bringt. So vieles verschafft einen dicken Hals oder verschlägt tagtäglich die Sprache. Der schräge Satz eines Geliebten, die überraschende Herzattacke des Vaters, oder die schreckliche Diagnose über meinen eigenen Gesundheitszustand. Jammer, Verzweiflung, Schmerz. Das will raus! Untröstliches Weinen und unerträgliche Seufzen suchen Platz. Man kann es in sich hineinfressen oder auch hinausschreien. Not lehrt beten. Mein Gott, ich packe das nicht mehr! Was muss denn noch alles kommen? Ich halte das nicht mehr aus. Wird denn das nie besser? Beten ohne Poesie und Versreim. Das ist das nackte Auskotzen vor dem Himmel. Da schreit die bittere Enttäuschung ins Jenseits.

Selbst mit den größten Vorwürfen kommt Gott klar. Für ihn gibt es nichts Größeres, als wenn Ohnmacht ihn anbrüllt. Dieser lärmende Schmerz, löst sein Erbarmen aus. Im verzweifelten Gebet, sieht er den Funken Glaube dahinter. Ausgebrannte Sehnsucht berührt sein Herz. In dem Augenblick, in dem wir uns vor dem Himmel auskotzen, sind wir Gott am nächsten. Er hat schon lange auf diesen Moment gewartet, wo wir das Herz ausschütten, damit er trösten kann. Wo unser Schreien ihn berührt, sitzt er bereits in den Startlöchern. Unser Seufzen löst sein Heilen aus. Seien wir nicht zimperlich, in dem, was wir Gott vor die Füße schmeißen. Solcher Glaube überwindet Unglaube. Gott freut sich, wenn wir ihm so richtig auf den Wecker gehen, dass er uns endlich Gutes tun kann.

Können wir uns so richtig auskotzen oder wollen wir feinen Max spielen?

Gott segne dich.

Lass voller Dank die große Glocke wieder klingen
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